Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
Vom Netzwerk:
kommt, wenn man sie rahmt. Meine Agentin erzählte mir, eine Dame sei von der Zeichnung ganz begeistert gewesen, und sie hätten sie zu einem Rahmenmacher gebracht. Er sagte ihnen, es gebe spezielle Techniken, um Zeichnungen auf Skizzenpapier aufzuziehen: Man imprägniert das Papier mit Kunststoff, macht dies und das. Diese Dame scheute also keine Mühen mit der Zeichnung, die ich gemacht hatte, und dann mußte meine Agentin sie mir zurückbringen. »Ich glaube, der Künstler würde gerne sehen, wie hübsch sie mit Rahmen ist«, hatte sie gesagt.
    Und so war es auch. Es war ein weiteres Beispiel dafür, daß jemand unmittelbar Freude an einem meiner Bilder hatte. Deshalb machte es richtig Spaß, die Zeichnungen zu verkaufen.
    Eine Zeitlang gab es Oben-ohne-Restaurants in der Stadt: Man konnte da zum Mittagessen oder zum Abendessen hingehen, und die Mädchen tanzten ohne Oberteil und nach einer Weile dann ohne alles. Eines dieser Restaurants war bloß anderthalb Meilen von meinem Haus entfernt, so daß ich oft dort hinging. Ich saß gewöhnlich in einer der Nischen und trieb ein bißchen Physik auf den Papiertischdecken mit den verzierten Rändern, und manchmal zeichnete ich eines der tanzenden Mädchen oder einen Gast, nur so zur Übung.
    Meine Frau Gweneth, die Engländerin ist, hatte nichts dagegen, daß ich in dieses Restaurant ging. Sie sagte: »Die Engländer haben halt Clubs, wo sie hingehen.« Es war also so etwas wie mein Club.
    An den Wänden des Restaurants hingen Bilder, aber sie gefielen mir nicht besonders. Es waren solche Bilder mit Leuchtfarben auf schwarzem Samt - ziemlich scheußlich -, ein Mädchen, das seinen Pullover auszieht, oder so ähnlich. Nun, ich hatte eine recht gelungene Zeichnung von meinem Modell Kathy, ich gab sie dem Besitzer des Restaurants, damit er sie aufhängte, und er freute sich sehr darüber.
    Daß ich ihm die Zeichnung gab, hatte angenehme Folgen. Der Besitzer freundete sich mit mir an und gab mir die Getränke umsonst. Wenn ich jetzt in das Restaurant kam, brachte mir die Kellnerin stets mein kostenloses 7-Up. Ich sah den Mädchen beim Tanzen zu, trieb ein wenig Physik, bereitete eine Vorlesung vor oder zeichnete ein bißchen.
    Wenn ich müde wurde, schaute ich mir eine Weile die Vorstellung an und arbeitete danach noch ein wenig weiter. Der Besitzer wußte, daß ich nicht gestört werden wollte. Wenn mich ein Betrunkener ansprechen wollte, kam sofort eine Kellnerin und brachte ihn weg. Kam ein Mächen zu mir, unternahm er nichts. Wir hatte ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Er hieß Gianonni.
    Die andere Wirkung, die es hatte, daß meine Zeichnung dort hing, war, daß die Leute ihn danach fragten. Eines Tages kam jemand zu mir und sagte: »Ich höre von Gianonni, daß Sie dieses Bild gemalt haben.«
    »Jaah.«
    »Gut. Ich möchte eine Zeichnung in Auftrag geben.«
    »Na schön; was soll es denn sein?«
    »Ich hätte gern ein Bild von einem nackten Torero-Mädchen, das von einem Stier mit Männerkopf aufs Horn genommen wird.«
    »Also, hm, es würde mir ein bißchen helfen, wenn ich wüßte, wofür die Zeichnung bestimmt ist.«
    »Ich möchte sie für mein Geschäft haben«
    »Was für ein Geschäft?«
    »Sie ist für einen Massagesalon; Sie wissen schon, Séparées, Masseusen - kapiert?«
    »Jaah, ich habe kapiert.« Ich hatte keine Lust, ein nacktes Torero-Mädchen zu zeichnen, das von einem Stier mit Männerkopf aufs Horn genommen wird, und ich versuchte, ihn davon abzubringen. »Was glauben Sie, wie das auf die Kunden wirkt und wie sich die Mädchen dabei vorkommen? Da kommen Männer rein, und Sie bringen sie mit diesem Bild in Fahrt. Wollen Sie, daß sie die Mädchen so behandeln?«
    Das überzeugt ihn nicht.
    »Stellen Sie sich vor, die Polypen kommen rein und sehen dieses Bild, und Sie behaupten, das sei ein Massagesalon.«
    »O. k., o. k.«, sagt er. »Sie haben recht. Es muß was anderes her. Was ich brauche, ist ein Bild, das für einen Massagesalon völlig o. k. ist, wenn's die Polypen sehen. Aber wenn es ein Kunde sieht, soll's ihn auf gewisse Gedanken bringen.«
    »O. k.«, sagte ich. Wir machten einen Preis von sechzig Dollar aus, und ich fing an, an der Zeichnung zu arbeiten. Zunächst mußte ich mir überlegen, wie ich es machen wollte. Ich überlegte hin und her, und oft hatte ich das Gefühl, ich wäre besser drangewesen, wenn ich gleich das nackte Torero-Mädchen gezeichnet hätte.
    Schließlich hatte ich raus, wie ich's machen wollte: Ich wollte eine

Weitere Kostenlose Bücher