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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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daß ich einen alten Freund von mir, Steve Demitriades, fragte, ob seine gutaussehende Frau für mich Modell sitzen würde, wofür ich mich mit dem Porträt revanchieren wollte. Er lachte: »Wenn sie ihre Zeit damit verschwenden will, für dich Modell zu sitzen, soll's mir recht sein, ha, ha, ha.«
    Ich gab mir große Mühe mit ihrem Porträt, und als er es sah, schlug er sich ganz auf meine Seite: »Es ist einfach wundervoll! « rief er. »Kannst du bei einem Photographen Kopien davon machen lassen? Ich möchte meiner Mutter in Griechenland eine schicken!« Seine Mutter hatte das Mädchen, das er geheiratet hatte, nie gesehen. Es war ein sehr aufregender Gedanke für mich, daß ich mich so verbessert hatte, daß jemand eine von meinen Zeichnungen haben wollte.
    Etwas Ähnliches passierte bei einer kleinen Kunstausstellung, die jemand am Caltech organisiert hatte und zu der ich zwei Zeichnungen und ein Gemälde beitrug. Er sagte: »Wir sollten die Zeichnungen mit Preisen versehen.«
    Ich dachte: »Das ist doch albern! Ich will sie ja nicht verkaufen.«
    »Das macht die Ausstellung interessanter. Wenn Sie sich von ihnen trennen können, geben Sie einfach einen Preis an.«
    Nach der Ausstellung erzählte er mir, ein Mädchen habe eine meiner Zeichnungen gekauft und wolle mit mir sprechen, um mehr darüber zu erfahren.
    Die Zeichnung trug den Titel »Das Magnetfeld der Sonne«. Ich hatte mir dafür extra eines der schönen Bilder von den Sonnenprotuberanzen ausgeliehen, die im Sonnen-Laboratorium in Colorado aufgenommen wurden. Weil ich wußte, wie das Magnetfeld der Sonne die Flammen stützt, und weil ich damals eine Technik entwickelt hatte, um die Linien von Magnetfeldern zu zeichnen (so ähnlich wie die langen Haare eines Mädchens), wollte ich etwas Schönes zeichnen, auf das kein Künstler kommen würde: die ziemlich komplizierten und verschlungenen, hier eng beieinanderliegenden, dort auseinanderstrebenden Linien des Magnetfeldes.
    Ich erklärte ihr das alles und zeigte ihr die Aufnahme, die mich auf die Idee gebracht hatte.
    Sie erzählte mir folgende Geschichte: Sie und ihr Mann waren in die Ausstellung gegangen, und beiden hatte die Zeichnung sehr gefallen. »Warum kaufen wir sie nicht?« schlug sie vor.
    Ihr Mann gehörte zu den Männern, die es nicht fertigbringen, etwas gleich zu tun. »Laß es uns ein Weilchen überlegen«, sagte er.
    Ihr fiel ein, daß er bald Geburtstag hatte, und so ging sie am gleichen Tag noch einmal hin und kaufte die Zeichnung selbst.
    Als er am selben Abend von der Arbeit nach Huse kam, war er niedergeschlagen. Schließlich bekam sie es aus ihm heraus: Er hatte gedacht, es wäre schön, wenn er ihr das Bild kaufen würde, aber als er in die Ausstellung zurückkam, sagte man ihm, es sei bereits verkauft. So konnte sie ihn damit an seinem Geburtstag überraschen.
    Was ich aus der Geschichte erfuhr, war immer noch etwas sehr Neues für mich: Ich verstand endlich, wofür die Kunst eigentlich da ist, jedenfalls in gewisser Beziehung. Sie bereitet einem einzelnen Menschen Freude. Man kann etwas machen, das jemandem so sehr gefällt , daß er, bloß wegen dieses Dinges, das man gemacht hat, niedergeschlagen oder glücklich ist! In der Wissenschaft ist alles irgendwie allgemein und hat mit dem Ganzen zu tun: Die einzelnen Menschen, die etwas unmittelbar zu würdigen wissen, kennt man nicht.
    Ich begriff, daß eine Zeichnung zu verkaufen, nicht bedeutet, Geld zu verdienen, sondern sicher zu sein, daß sie zu Hause bei jemandem aufgehängt wird, der sie wirklieh haben möchte; jemand, der unglücklich wäre, wenn er sie nicht hätte. Das war interessant.
    So beschloß ich, meine Zeichnungen zu verkaufen. Ich wollte jedoch nicht, daß die Leute meine Zeichnungen nur deshalb kauften, weil ein zeichnender Physikprofessor etwas ganz Besonderes ist, und deshalb überlegte ich mir ein Pseudonym. Mein Freund Dudley Wright schlug »Au Fait« vor, was im Französischen soviel bedeutet wie »Es ist getan«. Ich setzte dafür die Buchstaben O-f-e-y ein, wobei sich herausstellte, daß die Schwarzen so die »Weißhäute« nannten. Aber schließlich war ich ja ein Weißer, also konnte der Name so bleiben.
    Eines meiner Modelle wollte, daß ich eine Zeichnung für sie machte, aber sie hatte kein Geld. (Modelle haben kein Geld; wenn sie welches hätten, würden sie nicht Modell stehen.) Sie bot an, sie würde dreimal umsonst Modell stehen, wenn ich ihr eine Zeichnung gäbe.
    »Im Gegenteil«, sagte ich.

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