Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
andere Fehler von Alfred Nobel heißen sollte.
Viele Jahre lang war ich, wenn die Zeit der Preisverteilung näherrückte, gespannt, wer ihn bekommen würde. Aber nach einer Weile war mir nicht einmal mehr bewußt, wann es »soweit« war. Deshalb hatte ich keine Ahnung, was der Grund dafür sein mochte, daß mich jemand um halb vier oder vier Uhr morgens anrief.
»Professor Feynman?«
»He! Was fällt Ihnen ein, mich zu dieser nachtschlafenden Zeit zu stören?«
»Ich dachte, es würde Sie interessieren, daß Sie den Nobelpreis bekommen haben.«
»Jaah, aber ich schlafe noch! Es wäre besser, wenn Sie am Morgen angerufen hätten« - und ich legte auf.
Meine Frau fragte: »Wer war das?«
»Sie haben gesagt, ich hätte den Nobelpreis bekommen.«
»Oh, Richard, wer war das?« Ich mache oft solche Spaße, und sie ist so helle, daß sie sich nicht anführen läßt, aber diesmal legte ich sie rein.
Das Telephon klingelt wieder: »Professor Feynman, haben Sie gehört...«
(Enttäuscht:) »Jaaah.«
Dann fing ich an zu überlegen: »Wie kann ich das alles abstellen? Ich will nichts damit zu tun haben!« Das Nächstliegende war, den Hörer abzunehmen und neben den Apparat zu legen, denn es kam ein Anruf nach dem anderen. Ich versuchte wieder einzuschlafen, aber es war unmöglich.
Ich ging ins Arbeitszimmer, um nachzudenken: Was soll ich tun? Vielleicht sollte ich den Preis nicht annehmen Aber was wäre dann? Wahrscheinlich ist das unmöglich Ich legte den Hörer wieder auf die Gabel, und sofort klingelte das Telephon. Es war jemand vom Nachrichtenmagazin Time. Ich sagte zu ihm: »Hören Sie mal, ich habe da ein Problem, das muß aber unter uns bleiben. Ich weiß nicht, wie ich um diese Sache herumkomme. Gibt es irgendeine Möglichkeit, den Preis nicht anzunehmen?«
Er sagte: »Ich fürchte, das geht nicht, ohne daß es mehr Wirbel gibt, als wenn Sie der Sache ihren Lauf lassen.« Es lag auf der Hand. Wir hatten ein ziemlich langes Gespräch, an die fünfzehn oder zwanzig Minuten, und der Mensch von Time hat nie etwas darüber veröffentlicht.
Ich bedankte mich bei ihm und legte auf. Es läutete gleich wieder: die Zeitung.
»Ja, Sie können zum Haus kommen. Ja, ist in Ordnung. Ja, ja, ja...«
Einer der Anrufe kam von jemandem aus dem schwedischen Konsulat. Es sollte ein Empfang in Los Angeles stattfinden.
Ich dachte, da ich mich entschieden hatte, den Preis anzunehmen, müsse ich nun auch diesen ganzen Kram mitmachen.
Der Konsul sagte: »Stellen Sie eine Liste mit den Leuten zusammen, die Sie einladen möchten, und wir stellen auch eine Liste der Leute zusammen, die wir einladen. Dann komme ich in Ihr Büro und wir vergleichen die Listen, um zu sehen, ob irgend jemand zweimal draufsteht, und dann schicken wir die Einladungen raus ...«
Ich stellte also meine Liste zusammen. Es standen ungefähr acht Leute drauf - mein Nachbar von gegenüber, mein Freund Zorthian, der Künstler, und so weiter.
Der Konsul kam in mein Büro und brachte seine Liste mit: der Gouverneur von Kalifornien, der Dies, der Das; Getty, der Ölmensch; irgendeine Schauspielerin - insgesamt dreihundert Leute! Versteht sich, daß niemand doppelt vorkam!
Nun fing ich an, ein bißchen nervös zu werden. Die Vorstellung, mit all diesen Würdenträgern zusammenzutreffen, jagte mir einen Schreck ein.
Der Konsul sah, daß ich beunruhigt war. »Oh, keine Sorge«, sagte er. »Die meisten von ihnen kommen gar nicht.«
Nun ja, ich hatte noch nie eine Party arrangiert, zu der ich Leute einlud, von denen ich erwartete, daß sie nicht kommen würden! Ich brauche vor niemandem einen Kotau zu machen und ihm das Vergnügen zu bereiten, mit einer Einladung geehrt zu werden, die er ablehnen kann; das ist stupide!
Als ich nach Hause kam, war ich wirklich verärgert über die ganze Sache. Ich rief den Konsul an und sagte: »Ich habe es mir überlegt, und mir ist klargeworden, daß ich den Empfang einfach nicht mitmachen kann.«
Er war erfreut. Er sagte: »Sie haben völlig recht.« Ich glaube, es ging ihm genau wie mir - es ging ihm einfach gegen den Strich, daß er für diesen Trottel eine Party veranstalten sollte. Am Ende stellte sich heraus, daß alle zufrieden waren. Niemand wollte kommen, der Ehrengast eingeschlossen! Und auch der Gastgeber war so besser dran!
Ich hatte in dieser ganzen Zeit mit einem bestimmten psychologischen Problem zu kämpfen. Ich bin nämlich von meinem Vater so erzogen worden, daß ich Monarchie und Pomp ablehne (er verkaufte
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