Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
Gefühl der Bestätigung gegeben hätten und die etwas ausdrückten, was ich als eine Art von Liebe verstünde. Dafür dankte ich ihnen.
Bei der Ansprache ging alles gut, aber bei den Angehörigen des Königshauses geriet ich dauernd in leichte Bedrängnis. Während des Königlichen Diners saß ich neben einer Prinzessin, die in den Vereinigten Staaten aufs College gegangen war. Fälschlicherweise nahm ich an, sie habe die gleiche Einstellung wie ich. Ich dachte, sie sei einfach ein Mädchen wie jedes andere. Ich machte eine Bemerkung darüber, daß der König und die Mitglieder der Königlichen Familie so lange stehen mußten, um bei dem Empfang vor dem Diner allen Gästen die Hand zu geben. »In Amerika«, sagte ich, »würden wir das viel effizienter gestalten. Wir würden eine Maschine zum Händeschütteln konstruieren.«
»Ja, aber der Markt dafür wäre hier nicht sehr groß«, sagte sie pikiert. »So viele königliche Personen gibt es nicht.«
»Im Gegenteil, es gäbe einen sehr großen Markt. Zuerst würde nur der König eine Maschine haben, und ihm könnten wir sie umsonst geben. Und dann würden andere Leute natürlich auch so eine Maschine haben wollen. Jetzt stellt sich die Frage: Wem wird gestattet , eine Maschine zu haben? Der Premierminister darf eine kaufen; auch der Senatspräsident darf eine kaufen, und dann die wichtigsten älteren Abgeordneten. Es gibt also einen großen, expandierenden Markt, und sehr bald brauchte man bei einem Empfang nicht mehr die Reihe abzuschreiten, um den Maschinen die Hand zu geben; man würde nämlich seine eigene Maschine schicken!«
Auf der anderen Seite saß eine Dame, die für den Ablauf des Diners verantwortlich war. Eine Serviererin kam, um mein Weinglas zu füllen, und ich sagte: »Nein, danke. Ich trinke keinen Wein.«
Die Dame sagte: »Nein, nein. Lassen Sie sie nur einschenken.«
»Aber ich trinke keinen Wein.«
Sie sagte: »Das hat schon seine Richtigkeit. Schauen Sie doch mal. Wie Sie sehen, hat sie zwei Flaschen. Wir wissen, daß Nummer achtundachtzig keinen Wein trinkt.« (Achtundachtzig war die Nummer meines Stuhls.) »Sie sehen genau gleich aus, aber in der einen ist kein Alkohol.«
»Aber woher wissen Sie das?« rief ich aus.
Sie lächelte. »Nun achten Sie mal auf den König«, sagte sie. »Er trinkt auch keinen Wein.«
Sie erzählte mir von den Problemen, die sie gerade in dem Jahr gehabt hatten. Eines davon war: Wo sollte der russische Botschafter sitzen? Bei solchen Diners stellt sich immer das Problem, wer am lächsten zum König sitzt. Normalerweise sitzen die Preisträger näher beim König als die Mitglieder des Diplomatischen Corps. Und die Ordnung, in welcher die Diplomaten sitzen, richtet sich nach der Länge ihres Aufenthalts in Schweden. Damals nun war der Botschafter der Vereinigten Staaten länger in Schweden als der russische Botschafter. Aber der Nobelpreisträger für Literatur war in dem Jahr der Russe Michail Scholochow, und der russische Botschafter wollte als Mr. Scholochows Dolmetscher fungieren - und deshalb neben ihm sitzen. Das Problem war also, wie man den russischen Botschafter näher beim König sitzen lassen konnte, ohne dadurch den Botschafter der Vereinigten Staaten und den Rest des Diplomatischen Corps zu beleidigen.
Sie sagte: »Sie hätten mal sehen sollen, was es für einen Wirbel gab - Briefe hin und her, Telephongespräche -, bis ich überhaupt die Genehmigung bekam, den Botschafter neben Mr. Scholochow zu setzen. Man verständigte sich schließlich darauf, daß der Botschafter an diesem Abend nicht offiziell die Botschaft der Sowjetunion vertreten würde; er sollte nur der Dolmetscher für Mr. Scholochow sein.«
Nach dem Diner begaben wir uns in einen anderen Raum, in dem andere Gespräche im Gange waren. An einem Tisch saß, von einer Mnge Leute umringt, eine Prinzessin Soundso von Dänemark, und ich sah dort einen leeren Stuhl und setzte mich dazu.
Sie wandte sich zu mir und sagte: »Oh! Sie sind einer der Nobelpreisträger. Auf welchem Gebiet arbeiten Sie?«
»Auf dem Gebiet der Physik«, sagte ich.
»Oh. Nun, davon versteht niemand etwas, so daß wir uns wohl nicht darüber unterhalten können.«
»Im Gegenteil«, antwortete ich. »Wir können uns deshalb nicht über Physik unterhalten, weil jemand etwas davon versteht. Es sind die Dinge, von denen niemand etwas versteht, über die wir diskutieren können. Wir können über das Wetter reden; wir können über soziale Probleme reden; wir können
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