Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
Vom Netzwerk:
alle Schritte selbst machte. Wir erreichten mit diesem System die Schnelligkeit, die auch die IBM-Maschinen haben sollten. Nur daß die IBM-Maschinen nicht müde wurden und drei Schichten hintereinander durcharbeiten konnten. Aber die Mädchen wurden nach einer Weile müde.
    Jedenfalls merzten wir dabei die Fehler aus, und schließlich kamen die Maschinen, aber nicht der Techniker. Es waren einige der kompliziertesten Maschinen, die es beim damaligen Stand der Technologie gab, Riesendinger, die zum Teil zerlegt eintrafen, mit vielen Kabeln und Anleitungen, wie sie zusammenzubauen waren. Stan Frankel, jemand anders und ich gingen hin und setzten sie zusammen, und wir hatten unseren Ärger dabei. Den meisten Ärger machten die hohen Tiere, die dauernd hereinkamen und sagten: »Ihr macht etwas kaputt.«
    Wir bauten sie zusammen, und manchmal arbeiteten sie, und manchmal bauten wir sie falsch zusammen, und sie funktionierten nicht. Zuletzt arbeitete ich an einer Multipliziermaschine und sah innen ein verbogenes Teil, aber ich hatte Angst, es geradezubiegen, denn es hätte abbrechen können - und man erzählte uns ja dauernd, wir würden irgend etwas endgültig ruinieren. Als der Techniker schließlich eintraf, brachte er die Maschinen in Ordnung, die wir nicht in Gang gebracht hatten, und alles lief. Aber er hatte Schwierigkeiten mit der Maschine, mit der auch ich Schwierigkeiten gehabt hatte. Nach drei Tagen arbeitete er immer noch an dieser einen Maschine.
    Ich ging rüber. Ich sagte: »Übrigens, mir ist aufgefallen, daß da was verbogen ist.«
    Er sagte: »Oh, na klar. Daran liegt's!« Verbeugung! Es war in Ordnung. Das war's dann.
    Nun, Mr. Frankel, der dieses Programm gestartet hatte, begann an der Computer-Krankheit zu leiden, die jeder kennt, der heute mit Computern arbeitet. Es ist eine schlimme Krankheit und bringt die Arbeit völlig durcheinander. Der Ärger mit den Computern ist, daß man mit ihnen spielt. Sie sind so toll. Man hat diese Schalter - wenn's eine gerade Zahl ist, macht man dies, wenn's eine ungerade Zahl ist, macht man das -, und wenn man helle genug ist, kann man sehr bald immer schwierigere Dinge machen, auf einer einzigen Maschine.
    Nach einer Weile brach das ganze System zusammen. Frankel paßte überhaupt nicht auf; er beaufsichtigte niemanden. Das System lief sehr, sehr langsam - und er saß unterdessen in seinem Zimmer und überlegte sich, wie er mit einem Tabulator automatisch den Arkustangens X ausdrucken lassen konnte, und dann ging es los, und die Maschine druckte Kolonnen, bitsi, bitsi, bitsi , und berechnete automatisch durch fortwährendes Integrieren den Arkustangens und machte mit einer Operation eine ganze Tabelle.
    Absolut überflüssig. Wir hatten Arkustangens-Tabellen. Aber wenn man je mit Computern gearbeitet hat, versteht man die Krankheit - die Freude zu sehen, was man alles machen kann. Aber er bekam die Krankheit zum erstenmal, der arme Kerl, der das Ding erfunden hatte.
    Ich wurde aufgefordert, die Arbeit an dem Kram, den ich in meiner Gruppe machte, einzustellen und rüberzugehen und die IBM-Gruppe zu übernehmen, und ich versuchte die Krankheit zu vermeiden. Und obwohl sie nur drei Probleme in neun Monaten gelöst hatten, hatte ich eine sehr gute Gruppe.
    Das eigentlich Ärgerliche war, daß niemand diesen Burschen je irgend etwas gesagt hatte. Die Armee hatte sie im ganzen Land für ein sogenanntes technisches Sonderkommando ausgewählt - clevere Boys, die von der High School kamen und technische Fähigkeiten harten. Sie schickten sie hoch nach Los Alamos. Sie steckten sie in Baracken. Und sie sagten ihnen nichts.
    Dann gab es Arbeit für sie, und was sie tun mußten, war, an IBM-Maschinen arbeiten - Karten lochen, Zahlen, deren Bedeutung sie nicht verstanden. Niemand sagte ihnen, worum es sich handelte. Die Sache lief sehr langsam. Ich meinte, daß diese Techniker als erstes einmal wissen müßten, was unsere Aufgabe sei. Oppenheimer ging los und redete mit dem Sicherheitsdienst und bekam eine Sondergenehmigung, so daß ich einen hübschen Vortrag darüber halten konnte, was wir taten, und sie waren ganz begeistert: »Wir kämpfen in einem Krieg! Jetzt sehen wir, worum es geht!« Jetzt wußten sie, was die Zahlen bedeuteten. Wenn sich der Druck erhöhte, dann hieß das, daß mehr Energie freigesetzt wurde, und so weiter und so weiter. Jetzt wußten sie, was sie taten.
    Völlige Veränderung! Sie fingen an, Methoden zu erfinden, um es besser zu machen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher