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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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ausbreitenden Krankheit weitermachten. Aber der andere Stapel wurde schneller durchgerechnet, und sie dichteten alles gegen den Fehler ab und korrigierten ihn. Sehr clever.
    Das war die Art und Weise, wie sie arbeiteten, um die Sache zu beschleunigen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Wenn sie das Programm hätten stoppen müssen, um es in Ordnung zu bringen, hätten wir Zeit verloren. Dann hätten wir's nicht geschafft. Das war es also, was sie machten.
    Es ist ja klar, was passierte, als sie das machten. Sie fanden einen Fehler im blauen Stapel. Deshalb nahmen sie einen gelben Stapel mit ein paar weniger Karten; der läuft schneller durch als der blaue Stapel. Und gerade als sie nah daran sind durchzudrehen - denn nachdem sie das ausgebügelt haben, müssen sie schließlich noch den weißen Stapel in Ordnung bringen -, kommt der Boß hereinmarschiert.
    »Lassen Sie uns in Ruhe«, sagten sie. Ich ließ sie in Ruhe, und alles ging glatt. Wir haben die Aufgabe rechtzeitig gelöst, und so ist das gelaufen.
    Anfangs war ich ein Befehlsempfänger. Später wurde ich Gruppenleiter. Und ich begegnete einigen sehr bedeutenden Männern. Es ist eine der großartigsten Erfahrungen in meinem Leben, daß ich all diesen wunderbaren Physikern begegnet bin.
    Unter ihnen war natürlich Enrico Fermi. Er kam einmal von Chicago herunter, um uns ein bißchen zu beraten, um uns zu helfen, falls wir Probleme hätten. Wir hatten eine Besprechung mit ihm, und ich hatte einige Berechnungen angestellt und ein paar Resultate herausbekommen. Die Berechnungen waren so umständlich, daß es sehr schwierig war. Nun war ich gewöhnlich der Fachmann in solchen Dingen; ich konnte immer sagen, wie die Antwort aussehen würde, oder wenn ich sie hatte, konnte ich erklären, warum. Aber diese Sache war so kompliziert, daß ich nicht erklären konnte, warum sie so war.
    Ich berichtete Fermi also, daß ich an diesem Problem arbeitete, und fing an, die Resultate zu beschreiben. Er sagte: »Warten Sie - bevor Sie mir das Resultat sagen, lassen Sie mich erst einmal überlegen. Herauskommen wird folgendes (er hatte recht), und daß das herauskommt, liegt daran und daran. Und dafür gibt es eine vollkommen einleuchtende Erklärung -«
    Er machte das, was ich angeblich gut konnte, zehnmal besser. Das war mir schon eine Lehre.
    Dann war da John von Neumann, der große Mathematiker. Wir gingen sonntags immer spazieren. Wir wanderten in den Canons herum, oft zusammen mit Bethe und Bob Bacher. Es machte großen Spaß. Und von Neumann vermittelte mir eine interessante Idee: daß man für die Welt, in der man lebt, nicht verantwortlich zu sein braucht. Aufgrund von von Neumanns Rat habe ich ein starkes Gefühl der Verantwortungslosigkeit gegenüber der Gesellschaft entwickelt. Das hat mich seither zu einem sehr glücklichen Menschen gemacht. Aber von Neumann legte den Keim, der sich zu meiner aktiven Verantworrungslosigkeit ausgewachsen hat!
    Ich bin auch Niels Bohr begegnet. Er hieß damals Nicholas Baker, und er kam nach Los Alamos mit Jim Baker, seinem Sohn, der in Wirklichkeit Aage Bohr heißt. Sie kamen aus Dänemark, und wie man weiß, waren die beiden sehr berühmte Physiker. Selbst für die Koryphäen war Bohr so etwas wie ein Gott.
    Als er das erste Mal kam, gab es eine Versammlung, und jeder wollte den großen Bohr sehen. Es waren also eine Menge Leute da, und wir diskutierten über die Probleme, die wir mit der Bombe hatten. Ich war irgendwo hinten in einer Ecke. Er kam und ging wieder, und ich konnte ihn nur zwischen den Köpfen der anderen Leute hindurch sehen.
    Am Morgen des Tages, an dem er das nächste Mal kommen soll, erhalte ich einen Anruf.
    »Hallo - Feynman?«
    »Ja.«
    »Hier ist Jim Baker.« Es ist sein Sohn. »Mein Vater und ich würden gerne mit Ihnen sprechen.«
    »Mit mir? Ich bin Feynman, ich bin bloß ein...«
    »Ja, mit Ihnen. Ist acht Uhr o. k.?«
    Also gehe ich um acht Uhr morgens, bevor jemand auf ist, hin. Wir gehen in ein Büro im technischen Bereich, und er sagt: »Wir haben überlegt, wie man die Bombe wirkungsvoller machen könnte, und wir denken uns folgendes.«
    Ich sage: »Nein, das funktioniert nicht. Das hat keine Wirkung ... Blah, blah, blah.«
    Darauf sagt er: »Und wie ist es damit und damit?«
    Ich sagte: »Das hört sich ein bißchen besser an, aber dabei kommt diese idiotische Überlegung ins Spiel.«
    Das ging geschlagene zwei Stunden so, ein ständiges Hin und Her, bei dem wir jede Menge Ideen durchdiskutierten.

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