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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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war die Bombe.«
    Der Mann war William Laurence. Er war dort, um einen Artikel über die ganze Angelegenheit zu schreiben. Ich war derjenige gewesen, der ihn hatte herumführen sollen. Dann stellte sich heraus, daß es zu technisch für ihn war, deshalb kam später H. D. Smyth, und ich führte ihn herum. Dabei gingen wir in einen Raum, in dem oben auf einem niedrigen Sockel eine kleine versilberte Kugel lag. Man konnte seine Hand darauflegen. Sie war warm. Sie war radioaktiv. Es war Plutonium. Und wir standen an der Tür zu diesem Raum und sprachen darüber. Dies war ein neues Element, das der Mensch geschaffen hatte, das es nie zuvor auf der Erde gegeben hatte, außer vielleicht eine sehr kurze Zeit ganz am Anfang. Und hier lag es nun, isoliert, radioaktiv und mit bestimmten Eigenschaften. Und wir hatten es geschaffen. Und deshalb war es ungeheuer wertvoll.
    Unterdessen, na ja, wie Leute es eben so machen, wenn sie reden - man wackelt irgendwie herum und so weiter. Er trat gegen den Türanschlag, nicht wahr, und ich sagte: »Ja, der Anschlag ist genau richtig für diese Tür.« Der Anschlag war eine zehn Inches große Halbkugel aus gelblichem Metall - aus Gold, um genau zu sein.
    Wir hatten nämlich ein Experiment durchführen müssen, um zu sehen, wie viele Neutronen von verschiedenen Metallen reflektiert wurden, damit wir Neutronen sparen konnten und nicht so viel Material verwenden mußten. Wir hatten viele verschiedene Materialien getestet. Wir hatten Platin getestet, wir hatten Zink getestet, wir hatten Messing getestet, wir hatten Gold getestet. Und von diesen Tests mit dem Gold hatten wir diese Goldklumpen, und jemand hatte die kluge Idee, diese große Goldkugel als Anschlag für die Tür zu dem Raum zu verwenden, in dem das Plutonium war.
    Nachdem das Ding hochgegangen war, gab es eine ungeheure Begeisterung in Los Alamos. Jeder veranstaltete Parties, wir machten alle die Gegend unsicher. Ich saß hinten auf einem Jeep und trommelte. Aber ein Mann, daran kann ich mich erinnern, Bob Wilson, saß nur herum und machte eine saure Miene.
    Ich fragte: »Warum machen Sie so eine saure Miene?«
    Er sagte: »Es ist etwas Furchtbares, was wir gemacht haben.«
    Ich sagte: »Aber Sie haben doch damit angefangen. Sie haben uns dazu gebracht.«
    Denn mir war es genauso gegangen, wie es den anderen ging: Wir hatten aus einem guten Grund angefangen , und dann arbeitet man sehr hart, um etwas zustande zu bringen, und das macht Spaß, es ist aufregend. Und man hört auf zu denken, nicht wahr; man hört einfach auf. Bob Wilson war der einzige, der in dem Moment noch darüber nachdachte.
    Ich kehrte kurz danach in die Zivilisation zurück und ging nach Cornell, um zu lehren, und mein erster Eindruck war sehr seltsam. Ich verstehe es nicht mehr, aber damals empfand ich es sehr stark. Ich saß zum Beispiel in New York in einem Restaurant, und ich sah draußen die Gebäude und fing an zu überlegen, nicht wahr, wie groß der Umkreis war, in dem die Bombe von Hiroshima Zerstörungen angerichtet hatte, und so weiter... Wie weit war es von hier bis zur 34. Straße?... Alle diese Gebäude, alles zerschmettert - und so weiter. Und ich ging umher und sah, wie die Leute eine Brücke bauten, oder sie bauten eine neue Straße, und ich dachte, die sind verrückt , sie verstehen's einfach nicht, sie verstehen nicht. Warum bauen sie diese neuen Dinge? Es ist so zwecklos.
    Aber glücklicherweise ist es jetzt schon seit fast vierzig Jahren zwecklos, oder? Ich hatte also unrecht, daß es zwecklos sei, Brücken zu bauen, und ich bin froh, daß die anderen Leute so vernünftig waren, weiterzumachen.
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    (1) Aus einem Vortrag im Rahmen der First Annual Santa Barbara Lectures on Science and Society an der University of California in Santa Barbara im Jahre 1975. »Los Alamos von unten« gehörte zu einer Reihe von neun Vorträgen, die unter dem Titel Remimscences of Los Alamos, 1943-1945, hrsg. v. L. Badash et al, S. 105-132, veröffentlicht wurden. © 1980 by D. Reidel Publishing Company, Dordrecht, Niederlande.
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