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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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noch mehr Sachen auf.
    »Wie ich sehe, ist Ihre Frau verstorben - sprechen Sie manchmal mit ihr?«
    Diese Frage ärgert mich wirklich, aber ich beherrsche mich und antworte: »Manchmal, wenn ich beim Bergsteigen bin und an sie denke.«
    Wieder Schreiberei. Dann fragt er: »Ist irgend jemand aus Ihrer Familie in einer Nervenheilanstalt?«
    »Yeah, eine Tante von mir ist im Irrenhaus.«
    »Warum nennen Sie das Irrenhaus?« fragt er vorwurfsvoll. »Warum nennen Sie es nicht Nervenheilanstalt?«
    »Ich habe gedacht, das sei dasselbe.«
    »Was glauben Sie denn, was Geisteskrankheit ist?« fragt er verärgert.
    »Das ist eine seltsame, eigenartige Krankheit, die manche Menschen haben«, sage ich aufrichtig.
    »Daran ist nichts seltsamer oder eigenartiger als an einer Blinddarmentzündung«, versetzt er.
    »Das finde ich nicht. Bei Blinddarmentzündung verstehen wir die Ursachen besser und wissen auch etwas über den Ablauf, während das bei Geisteskrankheiten viel komplizierter und geheimnisvoller ist.« Ich will hier nicht die ganze Diskussion wiedergeben; der Punkt ist, daß ich meinte, Geisteskrankheit sei körperlich etwas Eigenartiges, während er dachte, ich hätte gemeint, sie sei unter sozialen Gesichtspunkten eigenartig.
    Obwohl ich zu dem Psychiater unfreundlich gewesen war, war ich bis zu diesem Zeitpunkt doch in allem, was ich gesagt hatte, ehrlich gewesen. Aber als er mich aufforderte, meine Hände auszustrecken, konnte ich nicht widerstehen, einen Trick abzuziehen, den mir jemand verraten hatte, als wir bei dem »Blutsauger« anstanden. Ich dachte, niemand würde je die Chance bekommen, das zu machen, und solange ich es mir leisten konnte, würde ich es tun. Darum streckte ich meine Hände aus und hielt bei der einen die Handfläche nach oben und bei der anderen nach unten.
    Der Psychiater merkt nichts. Er sagt: »Drehen Sie sie rum.«
    Ich drehe sie herum. Bei der einen drehe ich die Handfläche nach oben und bei der anderen nach unten, und er merkt immer noch nichts, denn er schaut die ganze Zeit nur auf eine Hand, um zu sehen, ob sie zittert. Der Trick wirkt also nicht.
    Schließlich wird er, nachdem er all diese Fragen gestellt hat, wieder freundlich. Sein Gesicht hellt sich auf, und er sagt: >Jch sehe, Sie haben einen Doktor, Dick. Wo haben Sie studiert?«
    »Am MIT und in Princeton. Und wo haben Sie studiert?«
    »In Yale und in London. Und was haben Sie studiert, Dick?«
    »Physik. Und was haben Sie studiert?«
    »Medizin.«
    »Und das hier ist Medizin ?«
    »Nun, ja. Was glauben Sie, was das ist? Sie gehen jetzt da rüber und warten ein paar Minuten!«
    Also sitze ich wieder auf der Bank, und einer von den anderen Typen, die warten, macht sich an mich heran und sagt: »Mensch! Du warst fünfundzwanzig Minuten da drin! Bei den anderen hat's nur fünf Minuten gedauert!«
    »Yeah.«
    »He«, sagt er. »Willste wissen, wie man die Psychiater reinlegt? Du brauchst nur an deinen Nägeln zu kauen, so.«
    »Warum kaust du dann nicht an deinen Nägeln herum?«
    »Oh«, sagt er, »ich will doch in die Armee!«
    »Willst du den Psychiater reinlegen?« sage ich. »Dann erzähl ihm genau das!«
    Nach einer Weile wurde ich zu einem anderen Schreibtisch gerufen, um mit einem anderen Psychiater zu sprechen. Während der erste Psychiater reichlich jung gewesen war und harmlos ausgesehen hatte, war der hier grauhaarig und wirkte distinguiert - offenbar der leitende Psychiater. Ich denke, jetzt wird das alles ins richtige Gleis kommen, aber egal was passiert, ich werde nicht freundlich sein.
    Der neue Psychiater schaut in meine Papiere, lächelt breit und sagt: »Hallo, Dick. Wie ich sehe, haben Sie während des Krieges in Los Alamos gearbeitet.«
    »Yeah.«
    »Da gab es doch eine Jungenschule, nicht wahr?«
    »Das stimmt.«
    »Hatte die Schule viele Gebäude?«
    »Nur ein paar.«
    Drei Fragen - die gleiche Technik -, und die nächste Frage wird völlig anders sein. »Sie haben gesagt, daß Sie Stimmen in Ihrem Kopf hören. Beschreiben Sie das bitte.«
    »Es passiert sehr selten, wenn ich jemandem mit einem ausländischen Akzent zugehört habe. Wenn ich einschlafe, kann ich seine Stimme ganz klar hören. Das erste Mal, als das passiert ist, war ich Student am MIT. Ich konnte hören, wie der alte Professor Vallarta sagte: >Dee-a dee-a electric field-a.< Und das andere Mal war in Chicago während des Krieges, als Professor Teller mir erklärte, wie die Bombe funktionierte. Da ich mich für alle möglichen Erscheinungen

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