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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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ich an der Bombe arbeitete), aber jetzt wurde das umgekehrt, und jeder mußte zuerst einmal zur Musterung.
    In dem Sommer arbeitete ich für Hans Bethe bei General Electric in Schenectady, New York, und ich erinnere mich, daß ich ziemlich weit fahren mußte - ich glaube, nach Albany -, um die Musterung über mich ergehen zu lassen.
    Ich komme zur Einberufungsbehörde, und da drückt man mir eine Menge Formulare in die Hand, die ausgefüllt werden müssen, und dann gehe ich rundherum zu all diesen Kabinen. In der einen wird die Sehfähigkeit überprüft, in einer anderen das Gehör, in wieder einer anderen wird eine Blutprobe entnommen und so weiter.
    Jedenfalls kommt man zuletzt zu Kabine Nummer Dreizehn: Psychiater. Da wartet man, sitzt auf einer der Bänke, und während ich warte, kann ich sehen, was vorgeht. Es sind drei Schreibtische da, hinter jedem ein Psychiater, und den Psychiatern gegenüber sitzt der »Täter« in Unterhosen und beantwortet eine Reihe von Fragen.
    Um die Zeit gab es eine Menge Filme über Psychiater. Da war zum Beispiel Spellbound , in dem einer Frau, die eine große Pianistin war, die Hände in einer verdrehten Haltung stehenbleiben, so daß sie sie nicht bewegen kann, und ihre Familie ruft einen Psychiater zur Hilfe, und der Psychiater geht oben mit ihr in ein Zimmer, und man sieht, wie sich die Tür hinter ihnen schließt; und unten bespricht die Familie, was passieren wird, und dann kommt sie aus dem Zimmer, die Hände immer noch in dieser schrecklichen Haltung, geht dramatisch die Treppe herunter, auf das Klavier zu und setzt sich hin, hebt ihre Hände über die Tasten, und plötzlich - dum diedel dum diedel dum, dum dum - kann sie wieder spielen. Also, ich kann diesen Stuß nicht ausstehen, und ich hatte beschlossen, daß Psychiater Schwindler sind und ich nichts mit ihnen zu tun haben will. Das war also die Stimmung, in der ich war, als ich an die Reihe kam, mit dem Psychiater zu sprechen.
    Ich setze mich vor den Schreibtisch, und der Psychiater fängt an, meine Papiere durchzusehen. »Hallo, Dick!« sagt er mit aufmunternder Stimme. »Wo arbeiten Sie?«
    Ich denke: »Für wen hält er sich, daß er mich mit meinem Vornamen anredet?«, und ich sage kühl: »Schenectady.«
    »Bei wem arbeiten Sie, Dick?« fragt der Psychiater und lächelt wieder.
    »General Electric.«
    »Mögen Sie Ihre Arbeit, Dick?« fragt er, mit dem gleichen breiten Lächeln auf dem Gesicht.
    »Solala.« Ich wollte einfach nichts mit ihm zu tun haben.
    Drei nette Fragen, und die vierte ist dann ganz anders. »Glauben Sie, daß die Leute über Sie reden?« fragt er mit leiser, ernster Stimme.
    Ich fange an zu strahlen und sage: »Ja sicher! Wenn ich nach Hause komme, erzählt mir meine Mutter oft, daß sie mit ihren Freundinnen über mich gesprochen hat.« Er hört gar nicht auf die Erklärung; statt dessen schreibt er etwas in meine Papiere.
    Dann fragt er wieder mit leiser, ernster Stimme: »Haben Sie das Gefühl, daß die Leute Sie anstarren? «
    Ich will das schon verneinen, da sagt er: »Haben Sie zum Beispiel jetzt das Gefühl, daß irgendeiner von den Jungs, die da auf den Bänken warten, Sie anstarrt?«
    Während ich auf das Gespräch mit dem Psychiater gewartet hatte, hatte ich bemerkt, daß da ungefähr zwölf Burschen auf den Bänken saßen und auf die drei Psychiater warteten, und die hatten sonst nichts, wo sie hinschauen konnten, also teile ich zwölf durch drei - das macht vier für jeden -, aber ich bin vorsichtig, deshalb sage ich: »Yeah, kann sein, daß zwei von denen zu uns rüberschauen.«
    Er sagt: »Nun, drehen Sie sich rum und sehen Sie nach« - und er macht sich nicht mal die Mühe, selbst hinzusehen!
    Ich drehe mich also herum, und tatsächlich, zwei Burschen schauen herüber. Ich zeige also auf sie und sage: »Yeah - der da und der da drüben schaut zu uns rüber.« Als ich mich herumdrehe und so zeige, gucken natürlich auch andere zu uns herüber, darum sage ich: »Jetzt er, und die beiden da hinten - und jetzt die ganze Bande.« Er schaut immer noch nicht auf, um es zu überprüfen. Er ist damit beschäftigt, noch mehr in meine Unterlagen hineinzuschreiben.
    Dann frage er: »Hören Sie manchmal Stimmen in Ihrem Kopf?«
    »Sehr selten«, und ich will schon anfangen, die beiden Gelegenheiten zu beschreiben, bei denen das passierte, als er fragt: »Führen Sie Selbstgespräche?«
    »Yeah, manchmal, wenn ich mich rasiere oder wenn ich nachdenke; das kommt schon mal vor.« Er schreibt

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