Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
angaben, kaum veränderte. Die schwierigste Aufgabe, die mir jemand stellte, war der Binominalkoeffizient von x 10 in (l + x) 20 ; das bekam ich gerade noch rechtzeitig hin.
Sie alle stellten mir Aufgaben, und ich fühlte mich großartig, als Paul Olum vorbeikam. Paul hatte eine Zeitlang in Princeton mit mir gearbeitet, bevor er nach Los Alamos kam, und er war immer gerissener als ich. Eines Tages zum Beispiel spielte ich zerstreut mit einem dieser Maßbänder, die zurückschnappen, wenn man auf einen Knopf drückt. Das Band klatschte immer auf meine Hand, und das tat ein bißchen weh. »Aua!« rief ich. »Was bin ich doch für ein Trottel. Spiele weiter mit diesem Band und tue mir jedesmal weh.«
Er sagte: »Du hältst es nicht richtig«, und nahm das verdammte Ding, zog das Band heraus, drückte auf den Knopf, und es zischte zurück. Er tat sich nicht weh.
»Wow! Wie machst du das denn?« rief ich.
»Find's selber raus!«
Während der nächsten zwei Wochen laufe ich in Princeton herum und lasse dieses Band zurückschnappen, bis meine Hand ganz wund ist. Schließlich halte ich es nicht mehr aus. »Paul! Ich geb's auf! Wie zum Teufel hältst du es, damit es nicht weh tut?«
»Wer sagt denn, daß es nicht weh tut? Bei mir tut's auch weh!«
Ich kam mir so dumm vor. Er hatte mich dazu gebracht, zwei Wochen herumzulaufen und mir die Hand zu verletzen!
Paul wandert also durch die Kantine, und die Burschen sind alle ganz aufgedreht. »He, Paul!« rufen sie. »Feynman ist sagenhaft! Wir geben ihm eine Aufgabe, die man in zehn Sekunden stellen kann, und innerhalb von einer Minute hat er die Antwort mit einer Ungenauigkeit von zehn Prozent. Willst du ihm nicht auch eine stellen?«
Er bleibt nicht einmal richtig stehen und sagt: »Der Tangens von zehn bis auf die hundertste Stelle.«
Ich war geliefert: man muß durch pi teilen bis auf 100 Dezimalstellen! Es war hoffnungslos!
Ein andermal prahlte ich: »Ich kann jedes Integral, für das man sonst die Integration von geschlossenen Kurven braucht, mit anderen Methoden berechnen.«
Da stellt Paul dieses unheimliche Integral auf, das er erhalten hatte, indem er mit einer komplexen Funktion anfing, deren Auflösung er kannte, nimmt den reellen Teil davon heraus und läßt nur den komplexen Teil stehen. Er hatte es so aufgedröselt, daß man es nur mit der Integration einer geschlossenen Kurve machen konnte! So nahm er mir immer den Wind aus den Segeln. Er war ein sehr raffinierter Bursche.
Als ich das erste Mal in Brasilien war, aß ich zu einer unmöglichen Zeit zu Mittag - ich war immer zur falschen Zeit in den Restaurants -, und ich war der einzige Gast. Ich hatte Reis und Steak bestellt (was ich sehr gerne aß), und es standen ungefähr vier Kellner herum.
Da kam ein Japaner in das Restaurant. Ich hatte ihn schon vorher herumwandern sehen; er versuchte Abakusse zu verkaufen. Er fing ein Gespräch mit den Kellnern an und forderte sie heraus: Er sagte, er könne schneller addieren als sie.
Die Kellner wollten ihr Gesicht nicht verlieren und sagten: »Ja, ja. Warum gehen Sie nicht zu dem Gast da und fordern ihn heraus?«
Der Mann kam zu mir. Ich protestierte: »Aber ich spreche nicht gut Portugiesisch!«
Die Kellner lachten. »Zahlen sind leicht«, sagten sie.
Sie brachten mir Papier und Bleistift.
Der Mann forderte einen der Kellner auf, Zahlen anzusagen, die addiert werden sollten. Er schlug mich haushoch, denn während ich die Zahlen aufschrieb, zählte er sie schon nacheinander zusammen.
Ich schlug vor, der Kellner solle zwei gleiche Listen mit Zahlen schreiben und sie uns gleichzeitig aushändigen. Es machte keinen großen Unterschied. Er war immer noch ein Gutteil schneller als ich.
Doch der Mann war jetzt ein bißchen aufgeregt: er wollte sich noch mehr beweisen. »Multiplicação!« sagte er.
Jemand schrieb eine Aufgabe auf. Er war wieder schneller, aber nicht viel, denn bei Produkten bin ich ziemlich gut.
Dann machte er einen Fehler: er schlug vor, wir sollten zum Dividieren übergehen. Ihm war nicht klar, daß meine Chance um so besser wurde, je schwieriger die Aufgabe war.
Wir lösten beide ein lange Divisionsaufgabe. Es war ein Unentschieden.
Das ärgerte den Japaner furchtbar, denn offenbar konnte er gut mit dem Abakus umgehen, und jetzt war er von diesem Gast in dem Restaurant beinahe geschlagen worden.
»Raios cubicos!« sagt er heftig. Kubikwurzeln! Er will arithmetisch Kubikwurzeln berechnen! Es gibt kaum ein schwierigeres Grundproblem in
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