Sie fielen vom Himmel
Cassino legend. »Meine Truppen verbluten sich an dem Klosterberg, trotz Artilleriefeuer, trotz Bomberunterstützung, trotz massierten Einsatzes aller operativen Waffen! Es ist, als ob die Deutschen jede Aktion schon im voraus wüßten, als ob sie aus der Luft ihre Gegenzüge leiteten. Und sie tun es … sie tun es, verlassen Sie sich darauf! Auf dem Monte Cassino, in diesem Kloster da, müssen sich deutsche Beobachtungsposten und Artilleriebeobachter befinden!«
General Gruenther schüttelte den Kopf. Er kannte die explosive Art Freybergs und wußte von dem Oberkommandierenden der 15. Heeresgruppe, General Alexander, daß gerade die Neuseeländer mit Glacéhandschuhen angefaßt werden mußten.
»Es ist uns gemeldet worden, daß sich im Klostergelände kein deutscher Soldat befindet, nicht einmal eine Beobachtungsstelle.« Gruenthers Stimme war jovial. »Es wäre ja auch sinnlos, lieber Freyberg. Welcher Kommandant würde Posten an einer so auffälligen Stelle einrichten? Sie irren sich.«
General Freyberg trommelte wieder mit den Fingern. »Das Desaster des II. amerikanischen Korps dürfte Ihnen sagen, Gruenther, daß die Deutschen den Berg und das Kloster zu einem gewaltigen Bollwerk ausgebaut haben! Es muß mit Bunkern, Werferstellungen, Artillerie, Minenfeldern und Nachschublagern übersät sein! Meine Maori rennen sich die Köpfe blutig! Ich sage Ihnen – ehe nicht der Monte Cassino und der Monte Majo in unserer Hand sind, ehe wir nicht diesen Riegel gesprengt haben, ist es unmöglich, die deutsche Gustav-Stellung zu durchstoßen!« Er griff zur Seite und nahm einen Zettel zur Hand. Seine Stimme zitterte, als er vorlas: »Bis heute haben uns der Monte Cassino und die Reinhard-Stellung 15.864 Tote, Verwundete und Vermißte gekostet … für einen Landgewinn von 20 km! Es wird uns das Vierfache kosten, wenn der Monte Cassino nicht fällt!«
General Gruenther schob die Unterlippe vor. Er kannte die Zahlen genauso gut wie Freyberg, er wußte von der Erregung im alliierten Hauptquartier, er hatte die Verluste der indischen 4. Division vor sich liegen, die in den Trümmern der Stadt Cassino unter dem rasenden Feuer der deutschen MGs 42 und der deutschen Nebelwerferkompanien der 34. Fallschirmjäger-Division verblutet war.
»Was schlagen Sie vor?« fragte er hart.
»Nach dem Muster Montgomerys in Libyen und Tunesien einen colossal crack, eine rücksichtslose Vernichtung des ganzen Berges durch Artillerie und Bomben! Wir müssen die deutschen Verteidigungsstellungen mit einem Feuerschlag ausradieren, wie er auf einem gedrängten Frontabschnitt bis heute noch nicht bekannt ist!«
»General Freyberg – Sie überschätzen die Lage!« Gruenther hatte Mühe, sich so vorsichtig auszudrücken. Den Berg ausradieren, durchfuhr es ihn. Das Kloster, die ehrwürdige Abtei pulverisieren! Freyberg war wahnsinnig. »Sie wollen Luftwaffenunterstützung?«
»Ja!« Die Stimme Freybergs überschrie sich fast.
»General Clark hat angeordnet, daß für die folgenden Tage alle Luftverbände vorwiegend über dem Landekopf Anzio zu operieren haben.« General Gruenther wollte auflegen, barsch, etwas beleidigt von dem Ton Freybergs, aber die Stimme am anderen Ende der Leitung ließ ihn nicht los.
»Wieviel Luftwaffenunterstützung habe ich?« fragte Freyberg. Seine Worte klirrten vor Erregung.
»Eine Staffel Jagdbomber.«
»Eine Staffel?!« Freyberg hieb mit der Faust auf den Tisch. Gruenther hörte es durch das Telefon. Ein Choleriker, dachte er. Ich möchte sein Gesicht in diesem Augenblick nicht sehen! Aber Kriege werden mit Verstand geführt, nicht mit überschäumenden Impulsen.
»Wollen Sie mir bitte die Ziele nennen, die nach Ihrem Wunsch angegriffen werden sollen?« fragte er steif.
»Das Konvent!« schrie Freyberg.
»Sie meinen die Abtei?« Gruenther bewunderte die Hartnäckigkeit Freybergs. Wie hatte General Alexander gesagt: »Wo die Neuseeländer sich festbeißen, kann man sie nur als Tote wegtragen.« Er meinte es damals anders … Gruenther sah nun die neue Version. »Soviel ich sehe, steht sie nicht auf dem Bomberzielplan, General Freyberg.«
Freyberg wühlte zwischen den Papieren auf seinem Schreibtisch herum. Er suchte den von ihm und dem Korps ausgearbeiteten Zielplan der Bomber, der von Clark genehmigt worden war. Als er ihn fand, sah er, daß um das Kloster herum ein Kreis lag … eine Bannmeile, ein Schutzring vor dem Heiligtum der Christenheit.
»Ich bin ganz sicher«, sagte Freyberg mit harter Stimme,
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