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mit dem Datenschutz nicht besonders genau nehmen. Facebook wurde vor diesem Hintergrund als geradezu prädestinierter Träger des Negativ-Preises identifiziert: Das Netzwerk forsche die Menschen und ihre persönlichen Beziehungen nämlich hinter der netten Fassade eines vorgeblich unkritischen Gratisangebots gezielt aus. Aufgrund der Speicherung der gesammelten Daten in den USA sei zudem der Zugriff für Geheimdienste möglich und ein Löschen nicht vorgesehen. Selten hatte Big Brother schärfere Augen.
Bing
Die 2009 von Microsoft gegründete Suchmaschine integriert seit einiger Zeit auch Inhalte aus Facebook in seine Suche. So soll etwa berücksichtigt werden, wenn ein Freund eine Internetseite oder ein Produkt »geliket« hat. So hilfreich dies zunächst auch erscheinen mag: Durch die Verknüpfung des Gefällt-mir-Buttons mit den Ergebnissen von Suchmaschinen besteht die Gefahr, dass das Internet in Zukunft nahezu unbemerkt einen Großteil seiner Objektivität einbüßt. Beispiel für ein entsprechendes, in den Mediendiensten bereits gezeichnetes Zukunftsszenario: Gefällt uns laut Facebook offenbar alternative Energie, könnte das in Zukunft dazu führen, dass uns ein personalisiertes Bing oder Google von vornherein keine Seiten mehr als Suchergebnis empfiehlt, die sich mit Pro-Argumenten für Kernkraft auseinandersetzen. Kritiker sehen darin bereits den Anfang vom Ende der Idee des ungefilterten Webs.
Bist du auf Facebook?
Aufgrund der gestiegenen Nutzerzahlen in der Regel eine rhetorische Frage. Impliziert stets die Aufforderung: »Lass uns doch Freunde werden!«
Blockieren
Das Verstecken einzelner Profilinformationen oder gar des gesamten Profils (bis auf Name und Foto) ist gerade für Personen mit besonders vielen Kontakten von großer Bedeutung. Daher bietet Facebook über die Privatsphäreeinstellungen zahlreiche Optionen an, Informationen vor unliebsamen Besuchern zu verstecken. Das Blockieren von Personen ist eine der radikalsten Möglichkeiten. Blockierte Personen können nicht nur die einzelnen Angaben auf der Profilseite nicht mehr sehen, sondern können den Blockierenden auch über die Suchfunktion nicht mehr ausfindig machen. Zwar lässt sich die Blockierung später wieder aufheben, allerdings muss im Falle einer zuvor bestehenden Freundschaft die Kontaktanfrage erneut versendet werden – ein großer Nachteil der Funktion, die dazu führt, dass sie nur selten wirklich genutzt wird und eher einem symbolischen Akt gleichkommt, der meist emotional begründet ist und gerne auch angekündigt wird (»Isch blockier’ Disch!!«).
Boetticher, Christian von
Dass Facebook für Politiker neben Chancen auch das eine oder andere Risiko birgt, musste nicht zuletzt der CDU-Kandidat Christian von Boetticher feststellen, der ursprünglich in Schleswig-Holstein als Spitzenkandidat zur Landtagswahl antreten sollte, dann aber notgedrungen zurücktrat. Ihm wurde von Bild am Sonntag eine Liebesbeziehung zu einer 16-Jährigen nachgewiesen, die er in dem sozialen Netzwerk kennengelernt hatte. (Boetticher: »Es war schlichtweg Liebe.«)
Schon zuvor war er einige Male über Facebook gestolpert. Mitte 2011 berichtete der Spiegel, dass der Politiker die Einladung zu einer politischen Veranstaltung ausgeschlagen hatte, zugleich aber bei Facebook gepostet hatte, dass er sich an demselben Abend »eine der längsten Mondfinsternisse dieses Jahrhunderts« ansehen wolle. Ferner wurden allerlei angeberische Statusmeldungen (»Christian von Boetticher Polo on the beach«; »Christian von Boetticher präsentiert heute einen Fuligni Brunello di Montalcino 2004 mit 95 Punkten von Parker«) und eigenwilligen Aussagen über seine politische Arbeit (»Christian von Boetticher sitzt jetzt seit neun Uhr im Landeshaus in Kiel!!! Eine Sitzung nach der anderen. Es reicht!«) kolportiert.
All dies mag nur als ein weiterer Beleg dafür dienen, wie wenig souverän vermeintlich medienvertraute Personen des öffentlichen Lebens noch immer mit den Social-Media-Angeboten umgehen. → Barack Obama scheint eine Ausnahme zu sein.
Bore-out
Weniger bekanntes Pendant zum Burn-out. Ursprünglich lediglich mit der Langeweile am Arbeitsplatz assoziiert, wird der Begriff heute zunehmend auch im Zusammenhang mit Facebook-Usern genutzt, die mit Status Updates wie »Es regnet« nicht nur ihre besten Freunde zu Tode langweilen.
Brigitte
Brigitte hat lange blonde Haare, hellblauen Lidschatten, ist 22 – und männlich. Trotzdem wurde sie das Gesicht der neuen
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