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virtuellen Leben verabschieden.
Hinterbliebene stehen daher vor der Frage: Wie ist mit der Online-Präsenz des Verstorbenen zu verfahren? Facebook bietet ihnen die Möglichkeit, das Profil des Angehörigen unter Nachweis des Todes in den sogenannten »Gedenkzustand« zu versetzen. Die Wall wird in diesem Modus zu einem digitalen Kondolenzbuch umfunktioniert. Einen direkten Zugriff auf den Account des Verschiedenen indes erhalten selbst nahe Verwandte nicht: Facebook verspricht, Passwort und Benutzername des Verstorbenen an niemanden herauszugeben und »vollständig zu sichern«.
Totschlag
Da, wo Fremde leicht zueinander Kontakt gewinnen, bahnen sich mitunter schockierende Kriminalfälle an. Ende 2011 sorgte ein besonders grausames Verbrechen für Aufsehen. Ein sechzehnjähriges Mädchen wurde durch zahlreiche Hammerschläge und Messerstiche von einer Bekanntschaft aus dem Netzwerk umgebracht. Laut Bildzeitung hatten sich der »Facebook-Killer« (nicht zu verwechseln mit ebenso bezeichneten konkurrierenden Netzwerken, siehe → Diaspora ) und das spätere Opfer erst sieben Stunden vor der Tat über den Facebook-Chat kennengelernt.
To unfriend
Ein Star unter den zahlreichen durch Facebook entstandenen Neologismen. Errang 2009 den durch das New Oxford American Dictionary verliehenen Titel »Word of the Year«.
Trennung
Der wohl einzige offiziell anerkannte und allgemein akzeptierte Grund für das Löschen eines Facebook-Freundes ( → Unfriending ). Es erscheint nur verständlich, dass man nicht täglich mit den Erfolgsmeldungen, Bekanntschaften und schlimmstenfalls gar mit der neuen Beziehung seines ehemaligen Partners konfrontiert werden möchte. Letzteres gilt umso mehr, als sich die »Personen, die du vielleicht kennst«-Funktion nach allgemeiner Erfahrung recht taktlos verhält und einem die neue Flamme des Ex ohne Unterlass als Freund vorschlägt.
Tricky Ricky und Sonstiges
Alltagsbeobachtungen können durchaus mitteilenswert sein und machen (freilich erst nach → Reise- und → Partyfotos ) einen nicht zu unterschätzenden Anteil der auf Facebook geposteten Bilder aus. Hier beweist der Facebook-User Kreativität und einen scharfen Sinn für Bemerkenswertes, Lustiges, Kritikwürdiges: Ein Seifenspender namens »Tricky Ricky«, Supermarktprodukte wie »Fünf Münchner Weißwürste« (Inhalt: vier Münchner Weißwürste) oder »Bibelbrot – Das schickt der Himmel«, eine Waschbeckenhalterung in Form eines nach hinten ausgestreckten weiblichen Gesäßes (die Dislikes wären sicher zahlreich), Rommel, Hitler und Franco als Spielzeugfiguren, abgeschleppte Polizeiautos, Frisuren in ostdeutschen Friseursalons – die Realität bietet Unterhaltsames zuhauf. Ob sie auf der Wall der Facebook-Freunde noch ihren Fun-Faktor zu entfalten wissen, ist aber eine Frage des Einzelfalls.
U
Uganda
soll nach Ansicht einer hohen Anzahl junger US-Amerikaner und anderer Teilnehmer der Kampagne »Kony 2012« endlich von Facebook und der durch das Netzwerk erhofften Schaffung eines globalen Bewusstseins profitieren. Zweck der Aktion ist die Festnahme von Joseph Kony, langjähriger Anführer der Rebellengruppe Lord’s Resistance Army und mutmaßlicher Kriegsverbrecher, und zwar bis spätestens zum Ablauf des Jahres 2012. Ob sich dieses Ziel allein durch eine Bekanntmachung von Kony erreichen lässt, wie es sich die mit Facebook-Account, Stickern und Postern ausgestatteten Unterstützer der Aktion erhoffen, blieb bis zur Drucklegung dieses Buches – auch mangels historischer Präzedenzfälle – zumindest zweifelhaft. Die ersehnte Aufmerksamkeit hat die Aktion jedenfalls erfahren: Das in einer Mischung aus Dokumentation und Kampagnenfilm gehaltene Video zur Aktion ist beispielgebend für die durch Facebook und andere Netzwerke ermöglichte virale Verbreitung von Inhalten; es wurde innerhalb der ersten zwei Tage bereits mehr als 20 Millionen Mal aufgerufen.
Unerwünschte Nebeneffekte
kann die Nutzung von Facebook in vielfacher Hinsicht haben. Neben Wall-Einträgen ehemaliger Liebschaften und Lästereien über den Arbeitgeber ( → Kündigung ) bergen allen voran → Partyfotos soziales Konfliktpotenzial.
Leicht missverständliche Fotos oder das Worst-Case-Szenario: bildhaft festgehaltene Fremdknutschereien – sie bergen Sprengstoff für jede noch so intakte Beziehung.
Eine besonders unerfreuliche Erfahrung mit Partyfotos machte der amerikanische College-Student Joshua L.: Nachdem er einen Autounfall verursacht und eine Frau
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