Sie haben 1 ungelesenes Buch
talentierter Hochstapler, der sich lange Zeit erfolgreich als Arzt ausgegeben hatte, seiner »Karriere« durch folgenden Beschwerdebrief ein rasches Ende setzte:
»Warum muss erst schlimmes folgen, das gutes draus versucht wird zu machen!? Auch sie könnten mal in der Lage sein, schnellstmögliche Medizinische Hilfe zu benötigen, auch sie wären froh, wenn diese ohne Zeitverzögerung eintritt und sie statt einem Pflegefall im Bett, ein lebenslustiger Mensch der am leben teilnehmen kann, sind.«
Mit dem Hinweis auf Eile können Facebook-Nutzer dagegen in der Regel mit Nachsicht rechnen. So erwidern sie meist mehr offen als defensiv, sie hätten gar keine Zeit, sich alles, was sie schreiben, noch einmal durchzulesen. Bei 100 Status Updates (»mir is soooooo lankweilig!«) kein Wunder …
Redesign
Periodisch stattfindende Überarbeitung der grafischen Nutzeroberfläche. Ihr sind bislang noch immer vehemente Proteste der Nutzer vorangegangen, inklusive (freilich leerer) Austrittsdrohungen.
Der Grund für die starken Proteste: »Facebook-Checken« ist für viele Nutzer eine Alltagsgewohnheit ( → Warteschlangen ) geworden. Wer eine Seite fünf oder gar 50 Mal am Tag aufruft und blind den Cursor Richtung Profil oder Newsfeed zu bewegen weiß, der will sich nicht alle paar Monate umstellen müssen. Bedenkt man, dass die Facebook-Seite im Durchschnitt mehr als einmal täglich aufgerufen wird, wird klar, warum sich Facebook für viele wie ein virtuelles Zuhause anfühlt. Ein neues Layout wirkt dann, als erdreisteten sich Fremde, plötzlich das eigene Wohnzimmer umzurichten.
Reisefotos
Wohl diejenige Bildkategorie, bei der die Verbreitung im gesamten Freundes-, Bekannten- und Unbekanntenkreis ( → Freunde ) sich noch am ehesten mit einer traditionellen Auffassung von »Privatsphäre« versteht. Aber zunächst einmal: Danke, Facebook! Wie viele langatmige Dia-Abende uns durch die Veröffentlichung der Bilder als Facebook-Album schon erspart geblieben sind …
Im Nutzerverhalten der Reisefotografen sind zwei Typen zu unterscheiden: der Vorsortierer und der → Alles-Poster . Während Ersterer aus tausenden Bildern (zwei Tage London) die 20 bis 30 absoluten Highlights auswählt, diese sorgfältig in die dramaturgisch (nicht chronologisch) richtige Reihenfolge bringt, um für die Reise und seine Knipsfertigkeit ein möglichst hohes Maß an Bewunderung und Neid zu kassieren, postet der Alles-Poster ohne jede Reflexion alles, was sich auf der SD-Karte befindet: Zwölf Mal in gleicher Pose mit gleichem Blick vor dem Eiffelturm oder der Sonnenaufgang als Daumenkino in 120 Bildern – für den Alles-Poster bedeutet jeder Klick auf den Auslöser einen Eintrag auf der → Wall , zumindest aber in das (unprätentiös z. B. mit »Thailaaand!« betitelte) Facebook-Album.
Religiöse Ansichten
Katholisch, evangelisch, atheistisch – sicher, man könnte die Sektion »Religiöse Ansichten« unter »Info« auch gewissenhaft ausfüllen. Gang und gäbe auf Facebook sind jedoch (hoffentlich) nicht ganz ernst gemeinte Antworten.
Hier die vier beliebtesten Grundtypen:
Erfrischende Ehrlichkeit: »Nur am Sonntag«/»Shopping«
Um alte Schulfreunde zu schocken: »Scientology«
Für Religionskritiker: »Säkularer Humanist«
Eigene Grundüberzeugungen: »No fat chicks!«
Rot
Genauer gesagt: Blutrot. Signalfarbe für neu eingegangene Facebook-Nachrichten. Sorgt bei soziopathischen Facebook-Junkies für Endorphinausstöße, und zwar egal ob sich das »Rot« auf der Inbox findet oder sonstwo im realen Leben.
T
Tag-Sammlungen
Eine Unterform und Weiterentwicklung des → Taggen s. Bilder, die keine Personen, sondern vorzugsweise Dankeskarten, mit geleerten (Wodka-) Flaschen voll gestellte Tische oder malerische Sonnenuntergänge zeigen und auf denen zahlreiche Personen getaggt werden. Eine auf Facebook entstandene Form des Grußes an die, denen Dank gebührt, an die Saufkumpanen und an die romantischen Begleiter.
Taggen
Das Markieren von sich selbst oder von anderen Personen auf eigenen oder fremden Fotos. Führte bereits millionenfach zur ungewollten Verbreitung nicht für die Öffentlichkeit bestimmter, tragischerweise jedoch von Facebook-Freunden fotografierter Handlungen (Fremdgehen, Toilettengänge, tollpatschige Selbstverletzungen, ungelenkes Verhalten jeder Art).
Tastenkombinationen
Zugegeben: Das Aufrufen des eigenen Profils oder das Verfassen einer neuen Nachricht ist keinen eigenen Eintrag wert. Aktionen wie diese bedürfen selten
Weitere Kostenlose Bücher