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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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sie feierlich.
    Verblüfft nehme ich das Fläschchen entgegen. «Äh … danke.» Jetzt bin ich doch gerührt. «Ist bestimmt sehr wertvoll. Ich meine, vier Tonnen Rosenblätter! Dafür braucht man bestimmt ein ganzes Rosenfeld.»
    «Ach was», winkt sie ab. «Es ist wirklich nur eine Kleinigkeit.»
    Für mich ist diese luxuriöse
Kleinigkeit
aber der Beweis, dass sie zumindest keine finanziellen Probleme haben kann. Sehr beruhigend, sagt mein Bauchgefühl.
    «Trinken wir einen Kaffee zusammen?», fragt Lotte, als ich mich anschicke, eine Tasse für sie einzuschenken. «Ich würde gerne mit dir reden.»
    Ihre Stimme klingt ein klein wenig wackelig, und bei mir schrillen sofort sämtliche Alarmglocken los. Aber ich kann ja wohl schlecht nein sagen. Also nicke ich freundlich und stelle ein kleines Frühstück zusammen.
    «Wir können uns ins Wohnzimmer setzen», schlage ich vor und packe Brot, Butter und Marmelade auf ein Tablett. «Bring doch schon mal die Tassen rüber.»
    Durchs große Fenster beobachte ich wenig später, wie sie im Garten steht, ihre grünen Stricksocken auszieht und dann barfuß über den feuchten Rasen tippelt. Sie scheint ziemlich abgehärtet zu sein, resümiere ich zufrieden, denn nachts ist es noch ziemlich kühl, und außerdem hat es angefangen zu regnen.
    In trauter Zweisamkeit sitzen wir kurz darauf am Esstisch, als wäre das unser tägliches Morgenritual. Und für einen Augenblick lang befürchte ich, diese Rama-Frühstücks-Idylle könne tatsächlich meine Zukunft sein. Statt in ein neues, selbstbestimmtes Leben zu starten, werde ich zur Gesellschafterin für einen grünbestrumpften Clown.
    Nein danke!
    Entschlossen, das zu verhindern, nehme ich mir vor, gleich nach dem Frühstück Volker anzurufen und ihn an sein Versprechen zu erinnern. Schließlich war nur eine Nacht vereinbart.
    Genüsslich verdrückt Lotte dann das dritte Vollkornbrot mit Honig und schwärmt vom leckeren deutschen Brot, das sie so sehr vermisst hat. «Hach, so was gibt es einfach nicht auf Ibiza», schwärmt sie mit vollem Mund. «Und so einen leckeren Schweinebraten mit Knödeln und Blaukraut, wie ich ihn gestern Abend gegessen habe, auch nicht. Herbert war so süß und hat mich in ein echtes bayrisches Wirtshaus –»
    «Sprichst du eigentlich Spanisch, Lotte?», falle ich ihr ins Wort, um das Thema zu wechseln. Einzelheiten von ihrem Rendezvous mit meinem Vater könnte ich jetzt nicht ertragen. Die Tatsache, dass sie ihn offensichtlich abgeschleppt hat, bereitet mir schon genug Kopfzerbrechen. Außerdem will ich endlich herausfinden, was hinter ihrem mysteriösen Auftauchen steckt.
    Auf ihrem weißen Gesicht erscheint ein breites Grinsen. «Also, damals, als ich nach Ibiza ausgewandert bin», sagt sie und trinkt einen Schluck Kaffee, «da konnte ich mich nur mit Händen und Füßen verständigen. Heute geht es schon besser. Leider lernt man in meinem Alter eine neue Sprache nicht mehr so schnell. Gerhard dagegen spricht fließend Spanisch und versteht sogar den einheimischen Dialekt. Er lebt ja auch schon seit vielen Jahren auf der Insel.» Sie schnauft schwer, als sprächen wir über ein sehr trauriges Thema.
    «Ah, Gerhard …», murmle ich, weil mir nichts Klügeres einfällt. «Wie geht es ihm denn so?»
    «Zum Teufel mit ihm!», faucht sie. «Dieser hinterhältige Betrüger kann mir gestohlen bleiben. Ich kann nur hoffen, dass ich ihn niemals wiedersehe.»
    Erschrocken zucke ich zusammen. Wieso dieser plötzliche Gefühlsausbruch? Was ist nur zwischen den beiden vorgefallen? Lotte klingt ja fast so, als würde sie gleich eine Voodoo-Puppe mit langen Nadeln massakrieren.
    Doch sie wischt sich nur mit der Serviette über den Mund und erinnert sich offenbar erst jetzt an die weiße Pampe in ihrem Gesicht.
    «Schockschwerenot», entfährt es ihr. «Ich habe doch tatsächlich meine Anti-Aging-Maske vergessen.» Sie steht auf und entschuldigt sich. «Bin gleich zurück.»
    Das ist meine Chance!, denke ich und fange an, das Frühstück abzuräumen. Lotte darf gar nicht erst denken, dies könnte ein gemütlicher Vormittag mit mir werden. Sie sollte sich lieber auf ihre Abreise vorbereiten und ihre Koffer gar nicht erst auspacken.
    Mürrisch begebe ich mich in die Küche und beginne, das Geschirr mit der Hand zu spülen. Die Spülmaschine könnte längst wieder funktionieren, grummle ich missmutig vor mich hin, wenn Lotte meinen Vater gestern nicht in Beschlag genommen hätte.
    Meine Hände stecken noch im

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