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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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übermenschliche Leistung.
    Nur mein Vater, als leidenschaftlicher Fleischesser, verzieht skeptisch den Mund. «Ist das denn gut fürs Baby? Ich dachte immer, Schwangere brauchen viel Eisen.»
    «Rote Beete und Spinat haben auch viel Eisen», beruhigt Lotte ihn und tätschelt seine Schulter.
    Die Geste scheint zu wirken.
    «Dann mache ich mich wieder an die Reparatur der Spülmaschine, die ist nämlich komplizierter, als ich dachte», verkündet er, schnappt sich dann aber entgegen seiner Ansage Julianes Koffer. «Wo soll der hin?»
    Ich bin erst mal sprachlos. Hat Lotte ihn bereits mit ihrer Sprunghaftigkeit angesteckt?
    «Darf ich mein altes Kinderzimmer beziehen, Mama?», fragt Juliane. «Oder existiert das nicht mehr?»
    «Selbstverständlich!», antwortet Lotte für mich. «Hier ist alles unverändert. Und dein Zimmer natürlich auch, das wartet doch immer auf dich.»
    Ich bin kurz davor, meine
liebe Familie
anzupflaumen, warum hier eigentlich jeder nach Lust und Laune einfallen und über meinen Kopf hinweg bestimmen kann und ob ich vielleicht auch noch eine Speisekarte nach den Wünschen jedes Einzelnen schreiben soll. Außerdem würde ich gerne wissen, wieso Juliane hier plötzlich auf der Matte steht, wenn in Italien doch angeblich alles so toll ist, als mich ein unheimliches Gepolter aus dem Keller plötzlich aufhorchen lässt. Der darauffolgende dumpfe Knall ist noch beängstigender.
    Mimi!
    Im Laufschritt nehme ich zwei Stufen auf einmal nach unten.
    Keine zehn Sekunden später stehe ich in Seifenlauge. Das Bullauge der Waschmaschine steht offen! Ein Teil der Wäsche ist herausgeschleudert worden, liegt auf dem Fußboden, und Wasser läuft auch immer noch raus. Zum Glück direkt in den Abfluss.
    Aber wie konnte das geschehen? Ich drücke die Bullaugentür doch immer ganz fest zu. Davon abgesehen: Wie kann so eine Tür mitten unterm Waschgang aufspringen? Das ist doch ein Konstruktionsfehler.
    «Altersschwäche», erklärt mein Vater wenig später, der auf mein Hilfe-Gebrüll sofort angerannt kam. Nach eingehender Begutachtung hat er den Fehler gefunden. «Der Verschlusshaken war aus Kunststoff. Ich tippe mal auf Materialermüdung.»
    Altersschwäche!? Materialermüdung!? Ich bin mindestens dreißig Jahre älter als dieses blöde Teil, auch müde und schlapp von der ständigen Inanspruchnahme meiner Blutsaugerfamilie, würde ich ihn gerne anbrüllen. «Und jetzt?», frage ich stattdessen.
    «Wie alt ist die Maschine denn genau?», will er wissen.
    «Ungefähr fünfzehn Jahre. Kurz bevor Juliane in die Schule kam, haben wir sie angeschafft», antworte ich.
    Er legt die Stirn in Falten und kratzt sich nachdenklich am Kopf. «Oh, oh, oh.»
    Sein Ton gefällt mir gar nicht. Er klingt beängstigend nach Totalausfall der wichtigsten Maschine im ganzen Haushalt. Ohne die geht hier gar nichts. Und das wiederum löst eine albtraumhafte Vorstellung bei mir aus: Wie eine Frau aus dem vorigen Jahrhundert stehe ich am Trog und wasche den riesigen Wäscheberg meiner Großfamilie auf einem altertümlichen Waschbrett, bis mir Schwimmhäute zwischen den Fingern wachsen. Zwischendurch koche ich Essen für mindestens zehn Personen. Falls der Herd auch noch streikt, in großen Kesseln an einer offenen Feuerstelle im Garten. Das Geschirr muss von Hand gespült werden, denn auch die Spülmaschine war nicht mehr zu retten. Und abends mache ich mich dann noch ziemlich erschöpft auf die Socken, um frisches Futter für meine Lieben ranzuschaffen.
    «Papa, mal bitte nicht den Teufel an die Wand», flehe ich eindringlich und füge noch an: «Wenn das Ding kaputt ist, betrifft dich das auch.»
    Mein Vater lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er beugt sich erneut zur Begutachtung des Schadens über das Bullauge und wendet sich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder mir zu. «Gesetzt den Fall, es gibt tatsächlich noch Ersatzteile für dieses Ururaltmodel, kann ich sie frühestens am Montag besorgen.»
    Erleichtert seufze ich auf. «Na, das kann ich abwarten.»
    «Freu dich nicht zu früh», dämpft er meine Hoffnung. «Fünfzehn Jahre sind eine sehr lange Zeit.»
    Als ob ich das nicht wüsste.
    Als Papa gegangen ist, krame ich nach dem Handy in meiner Hosentasche, um mein Glück beim Reparaturservice zu versuchen. Vielleicht gibt es ja einen Wochenend-Notservice. Ich will gerade die Nummer suchen, als es klingelt.
    Auf dem Display sehe ich: John ruft an.
    «Hallo, Rosy», höre ich seine warme Stimme.
    Ich seufze erleichtert:

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