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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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wir es Künstlerpech», sage ich und bemühe mich um einen leichten Plauderton. Ich will mir nicht anhören müssen, ich sei paranoid.
    «Ich kann mich ja mal in meinem Lieblingsbaumarkt umhören.» Der Vorschlag kommt von meinem Vater. «Dort bin ich mit dem Geschäftsführer per Du. Der Mann kennt doch bestimmt jede Menge Schreinereien.»
    «Tolle Idee, Herbert», sagt Lotte voller Bewunderung.
    «Ach, Opa», wehrt Fabian ab. «Vielen Dank für das Angebot. Aber ich brauch erst mal ’ne Auszeit.»
    «Auszeit? Du sprichst von Urlaub, oder?», frage ich.
    «Nee, nicht so direkt Urlaub.» Er lehnt sich bequem zurück und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Es fällt es mir schwer, gelassen zu bleiben. Doch ich bezwinge meine Ungeduld, sehe ihn nur gespannt an und warte auf weitere Informationen. Wenn ich Fabian nämlich anbrülle, verstummt er völlig. So robust mein Sohn äußerlich wirkt, so sensibel ist er. Vom ersten Atemzug an war er das. Schwer wie ein vier Wochen alter Säugling kroch er aus meinem Bauch, brüllte sofort los und war erst ruhig, als er wohlversorgt in meinen Armen lag.
    «Ich beabsichtige, auf die Walz zu gehen», verkündet er schließlich und blickt herausfordernd in die Runde.
    «Auf die Walz?», wiederhole ich verblüfft.
    «Ja, was denn für eine Walz?» Neugierig schiebt Lotte ihr Schinkenbrot zur Seite.
    Auch mein Vater, der Fabian direkt gegenübersitzt, beugt sich interessiert nach vorn. «Seit wann gehen Praktikanten, die gerade mal ein paar Monate in den Schreinerberuf reingeschnuppert haben, auch auf die Walz?»
    «Ich nenne es nur Walz, weil ich es einfach endcool finde», erklärt er und grinst. «Ich möchte mit einem Schiff nach Amerika und dort Erfahrungen sammeln. Einfach mal ein paar Monate durch das Land reisen. Und wo es mir gefällt, bleibe ich eine Weile.»
    Einen Augenblick bin ich sprachlos. Ich hoffe, dass es nur einer seiner übermütigen Scherze ist. Mein Zweitältester war schon immer zu Späßen aufgelegt. Als er zehn war, hat er einen Nagel an seinem Stammplatz in den Esstisch geschlagen, damit sich kein anderer dort hinsetzt.
    «Das meinst du nicht ernst, oder?», frage ich nach.
    «Todernst!», antwortet er.
    «Amerika? Kommt nicht in Frage», platzt es aus mir heraus. «Auf gar keinen Fall.»
    «Wegen der Kohle musst du dir keinen Kopf machen, Mama. Für den Hinflug hab ich was gespart, und den Rest verdiene ich mir drüben», versucht er meine mütterlichen Bedenken zu zerstreuen. «Als Schreiner kriegt man doch überall Jobs. In den USA sowieso. Dort sind alle superscharf auf deutsche Handwerker, weil wir so gut ausgebildet sind.»
    «Ich mach mir keine Gedanken ums Geld», schnappe ich zurück. Die finanzielle Seite ist meine geringste Sorge. Es ist die Vorstellung, dass er mutterseelenallein durch ein gefährliches Land fährt, die mir Angst einjagt. Zahllose Amokläufer beweisen doch, dass man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Schusswaffen wie Kaugummi erwerben kann. Wie schnell gerät er da in eine Schießerei und kommt dann im Sarg nach Hause. «Wenn du unbedingt Erfahrungen sammeln willst, warum nicht nach Österreich oder in die Schweiz? Aber die Staaten allein zu bereisen, finde ich einfach zu …»
    «Gefährlich?» Fabian schaut mich spöttisch an. «Du guckst zu viel Fernsehen.»
    «Ich begleite ihn», mischt Lotte sich aufgeregt ein, als stünde sie bereits winkend an der Reling eines Überseedampfers.
    Auf diesen Vorschlag erntet sie von ihrem Enkel ein unwilliges Schnaufen.
    Von mir bekommt sie noch einen genervten Blick dazu. Dass sie sich um ihr Urenkelchen kümmern wollte, scheint sie vollkommen vergessen zu haben. Sie wechselt ihre Meinung tatsächlich im Minutentakt.
    Abwehrend hebt sie die Hände. «War nur ein gutgemeinter Vorschlag.»
    «Mir gefällt die Idee einer Amerikatour auch», pflichtet mein Vater ihr bei. Dann sieht er mich an. «Würde es dich beruhigen, wenn ich auch mitfahre, Rosemarie?»
    Bevor mir zu dieser Gruppenreise die richtigen Worte einfallen, springt Fabian plötzlich von seinem Stuhl auf.
    «Vielleicht auch noch auf ’nem schicken Kreuzfahrtschiff, und abends Kapitäns-Dinner bei Kerzenschein?», schleudert er uns erbost entgegen und grummelt was von: «Komplett verrückt … oder auf Droge …» Dann stürmt er aus dem Zimmer.
    Befremdet sehe ich ihm hinterher, und mir wird ganz wehmütig zumute. Aus dem sensiblen kleinen Jungen ist ein Mann geworden, der offensichtlich genau weiß, was er

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