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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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«Ich habe am Nachmittag schon mal etwas rumtelefoniert. Eine alte Bekannte hat mir einen Aushilfsjob in ihrem Sonnenstudio angeboten. Das würde vierhundert Euro bringen.»
    Das anfangs noch verstohlene Gekicher ihrer Enkel schlägt in fröhliches Lachen um. Fabian klatscht mit den Händen: «Soma managt eine Klappkaribik!»
    Juliane zieht die Beine hoch und umfasst sie mit den Armen. «Aber Soma, warst du nicht immer gegen künstliche Sonne, weil man davon Hautkrebs kriegt?»
    Diese treffende Kritik quittiert Lotte mit einer überraschenden Lebensweisheit: «In Notsituationen muss man seine Ideale schon mal opfern. Und für die Familie empfinde ich das auch nicht als Verrat. Es gäbe allerdings noch eine andere Möglichkeit …» Sie stockt und lächelt geheimnisvoll.
    In Erwartung einer Sensation hält die Runde den Atem an.
    Nach einer kleinen Spannungspause verkündet Lotte: «Ich habe Kontakt zum Fernsehen aufgenommen!»
    «Echt jetzt?», fragt Juliane ungläubig.
    Ich verkneife mir jegliche Bemerkung und denke mir meinen Teil. Wie oder als was sollte Lotte denn beim Fernsehen unterkommen?
    «Ja, echt jetzt, und zwar mit Hilfe einer Freundin aus Hippietagen», antwortet sie stolz. «Deren Tochter arbeitet bei AstroTV, wo der Zuschauer direkt mit Wahrsagerinnen in Kontakt treten kann. Tarotkarten legen oder die Zukunft aus Glaskugeln lesen und all so was. Ich meine, was diese angeblichen Hellseherinnen können,
das
prophezeie ich dir zwischen Wachwerden und Aufstehen. Und zwar um vieles besser. Verzweifelten Menschen eine bessere Zukunft voraussagen und ganz nebenbei gutes Geld verdienen, und das auch noch gemütlich im Sitzen, würde mir gefallen. Außerdem ist
Freude verbreiten
und
Mut machen
gut für mein Karma.»
    Eine Sekunde lang herrscht erstauntes Schweigen, das sich dann in amüsiertes Gekicher von den Kindern und schließlich zu lautem Lachen verwandelt.
    «Soma, das Glücksorakel!»
    Nur Marie, die bisher noch keinen Laut von sich gegeben hat, stöhnt plötzlich auf. «Schatz, ich muss mich hinlegen. Ich hab schreckliche Kopfschmerzen.» Demonstrativ reibt sie sich die Schläfen.
    Charlie erhebt sich, hilft seiner Freundin aufzustehen und beschwert sich bei der Runde mit vorwurfsvoller Stimme: «Kein Wunder, bei dem Lärm.»
    «Du kannst dich gerne bei mir oben ausruhen», bietet die werdende Urgroßmutter beflissen an. «Eure Zimmer sind ja noch nicht vollständig hergerichtet.»
    Mit einem geflüsterten «Danke» lässt sich Marie von Charlie hinausbegleiten.
    «Die Arme hat vielleicht Hunger. Soll ich euch schnell –»
    «Kriegen wir dann auch endlich was zu futtern?», nörgelt Fabian, noch ehe die werdenden Eltern die Tür hinter sich zugezogen haben.
    Doch sein Gejammer wird durch die Türklingel unterbrochen.
    «Wer kann das denn sein?», wundert sich Herbert.
    «Erwartest du jemand, Liebchen?» Lotte sieht mich mit großen Augen an.
    Schulterzuckend erhebe ich mich. «Keine Ahnung», antworte ich wahrheitsgemäß.
    Egal, wer da stört. Und wenn es die Zeugen Jehovas sind, ich könnte sie abknutschen, denke ich erleichtert auf dem Weg zur Tür.
    Es sind keine Zeugen und kein Staubsaugervertreter. Es ist auch keine Nachbarin, die sich eine Tasse Zucker für den Wochenendkuchen ausborgen möchten.
    Vor der Tür steht ein attraktiver Mann mit kurzen grauen Haaren im hellen Regenmantel. Mit einem umwerfenden Lächeln hält er mir eine langstielige weiße Rose entgegen.

[zur Inhaltsübersicht]
    15
    J ohn!» Verwundert blicke ich ihn an.
    Mit seinem Besuch habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Und angesichts des Desasters von heute Nachmittag ist meine Überraschung ja wohl verständlich.
    «Komme ich ungelegen?» John hält mir die von Regentropfen benetzte Rose entgegen. Als ich sie dankend entgegennehme, sieht er mich mit diesem Blick an, der meinen Widerstand schmelzen lässt wie der Klimawandel die Polarkappen.
    «Äh … nein, nein», stammle ich, weil mir jetzt erst bewusst wird, wie unhöflich ich mich benehme. «Bitte, komm doch rein.»
    Einen Wimpernschlag lang treten wir im Flur von einem Bein aufs andere. Ich fühle mich, als wäre ich dreizehn, und wage nicht, ihn zu umarmen. John scheint es ebenso zu ergehen. Wir umkreisen uns verlegen mit Blicken, als gelte es, ein Gefühlsduell auszutragen. Wer als Erster spricht, hat verloren.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit beende ich die Situation mit einer naheliegenden Frage: «Möchtest du ablegen?»
    «Danke», nickt er. Im selben Moment

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