Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
Vom Netzwerk:
klingelt es in seiner Manteltasche. «Verzeihung!», murmelt er höflich, angelt das Gerät aus seiner Tasche und wirft einen Blick darauf. «Dauert nicht lang», verspricht er.
    «Ich bin in der Küche. Den Weg dorthin kennst du ja», sage ich und verziehe mich.
    Leise drücke ich die Küchentür ins Schloss – die ebenso leise wieder aufspringt. Unangenehm. Aber was soll ich tun? Das Haus ist nun mal hundert Jahre alt. Dieser Mangel gehört natürlich unbedingt auf die Renovierungsliste. Deswegen werde ich
unfreiwillig
Zeuge von Johns Telefonat. Beim Blick auf das Display sah er ja richtig missmutig aus.
    Überraschenderweise höre ich ihn nun aber in freundlichem Ton sprechen: «Es dauert noch … Ja, eine geschäftliche Besprechung … Nein, ich vergesse es nicht … Ich melde mich, versprochen … Ja, ich weiß, wie wichtig das ist … Also dann, bis später …»
    Nach seinen letzten Worten sause ich von meinem Lauscherposten zur Spüle. Da ist man als Hausfrau ja immer richtig und nie verdächtig. Außerdem muss ich die Rose versorgen. Kaum habe ich eine passende Vase gefunden und den Wasserhahn aufgedreht, vernehme ich Schritte.
    Als John durch die Tür kommt, drehe ich mich mit unschuldiger Miene zu ihm. «Schlechte Nachrichten?»
    «Ähm … nein, nein … Das war Carolin.» John hat seinen Mantel abgelegt.
    «Mmm», entgegne ich, wobei mir sein verräterisches Telefon-Gestotter in der alten Villa einfällt. Ob da auch diese Carolin dran war? Vermutlich eine neue Eroberung, überlege ich und ärgere mich auch gleich, meiner Neugier nachgegeben zu haben.
    «Meine Ex», fügt er erklärend hinzu.
    Ah! Seine Ex also. Die scheint ziemlich anhänglich zu sein. Aber wieso lügt er sie an und behauptet, bei einer geschäftlichen Besprechung zu sein? Oder bin ich für ihn nichts weiter als eine banale Geschäftsverbindung?
    Irritiert hebe ich die Augenbrauen. «Hast du nicht gesagt, ihr seid getrennt?»
    «Sind wir, sind wir», beteuert er beinahe trotzig und vergräbt seine Hände in den Hosentaschen. «Aber eine langjährige Beziehung lässt sich nun mal nicht so einfach kündigen wie eine Versicherung. Und genau um eine solche ging es. Wir hatten da so eine … ähm, Hausratsversicherung … Na, ja, es geht um meine Unterschrift … Ach, es ist gerade nicht so einfach mit ihr. Doch ich bin ja deinetwegen hier», wechselt er das Thema. Seine Miene entspannt sich sichtlich.
    Restlos überzeugt hat mich die seltsame Erklärung zwar nicht, aber ich werde sowieso nicht schlau aus seinem befremdlichen Verhalten. Erst zuckersüß, dann wieder eiskalt, und nun taucht er hier als Rosenkavalier auf.
    Doch dann fällt mir ein, dass ich ja den Schlüssel aus der Mottlstraße noch habe.
    «Du willst sicher nur den Schlüssel abholen?», frage ich und blicke ihn erwartungsvoll an.
    Wenn er jetzt ja sagt, streiche ich ihn für alle Zeiten aus meinem Herzen.
    «Nein, Rosy. Ich bin hier, um mich bei dir wegen dieses unglücklichen Besichtigungstermins zu entschuldigen.»
    Erleichtert winke ich ab. «Schon in Ordnung.»
    «Ich war wirklich überzeugt, dass es keine Probleme geben würde», fährt er fort. «Doch manchmal täuscht man sich eben. Aber dass es ausgerechnet bei deinem ersten Termin passieren muss, tut mir unendlich leid. Ich hoffe, du bist deshalb nicht allzu enttäuscht von der Immobilienbranche und nimmst mein Jobangebot trotzdem an.»
    «Danke, ich weiß dein Angebot zu schätzen», antworte ich vage.
    «Ich verstehe», erwidert John. «Du hast im Moment einfach zu viel Familie um die Ohren. Aber ich bin auch gekommen, um über uns …»
    «Herr Ansbach!» Plötzlich kommt mein Vater in die Küche gestürmt. «Es war also doch Ihre Stimme.»
    Sie schütteln sich kurz die Hände.
    «Hast du Herrn Ansbach zum Essen eingeladen?» Mein Vater wirkt angesäuert.
    «Zum Essen … ach so …», stottere ich verunsichert.
    Papa wendet sich wieder an John. «Aber wahrscheinlich haben Sie ohnehin andere Verpflichtungen», sagt er in frostigem Ton, als wolle er ihn hinauskomplimentieren.
    John scheint das unhöfliche Verhalten meines Vaters nicht besonders zu stören. Er wirkt unentschlossen und blickt mir über seine Brille hinweg direkt in die Augen.
    «Hast du?», frage ich ein klein wenig hinterhältig. Wenn ich das Telefonat von eben richtig deute, wartet doch seine Ex auf ihn. Andererseits würde es mich brennend interessieren, was er vorhin sagen wollte.
    «Nun, ich würde gerne bleiben», antwortet

Weitere Kostenlose Bücher