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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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Sekunden einen erneuten Blick. Nein. Es war keine Sinnestäuschung. Da sitzen tatsächlich meine drei erwachsenen Kinder, nebst der schwangeren Marie, mein Vater und das kunterbunte Schwiegermonster.
    Die Zeitschleife hat mich voll erwischt. Und die Erinnerung an den Abend mit John verblasst mehr und mehr. Die Schmetterlinge im Bauch sind weggeflogen.
    Schicksalsergeben mache ich mich ans Einsortieren meines Einkaufs und futtere nebenbei Julianes Schokolade.
Ich
bin ja tatsächlich ausgehungert. Im Gegensatz zu meiner Familie hatte ich nämlich nur Stress – und weder Tee noch Kuchen.
    Die Schokolade vertreibt zumindest den ersten Heißhunger. Auf die glücklich machende Wirkung warte ich vergebens. Stattdessen bin ich wütend.
    Auf John, für den ein Kuss nichts bedeutet, der sich zwei Tage später schon mit der nächsten Frau verabredet, der mich nur
ausprobieren
wollte. Auf mich, weil ich in meiner grenzenlosen Naivität auf ihn reingefallen bin. Genau wie damals. Und ich bin wütend auf meine Lieben, die bequem am Esstisch sitzen und darauf warten, dass Mama fürs Abendessen sorgt. Von einer Mutter wird erwartet, dass sie kein eigenes Leben hat. Sie kümmert sich nur um ihre Familie. Und das mit vollem Einsatz, ohne Pause und rund um die Uhr.
    Die Tür geht auf. Ein blauer Kaftan weht in die Küche. In der Hand trägt Lotte das Tablett mit dem schmutzigen Teegeschirr. Kommentarlos stellt sie es auf der Arbeitsfläche ab, macht aber keine Anstalten, das Zeug in die Spülmaschine einzuräumen.
    «Und, wie war die Shoppingtour mit deiner Freundin?», erkundigt sie sich leutselig, wobei sie mich von Kopf bis Fuß mustert. «Fescher Fummel. Steht dir gut, vielleicht … etwas spießig …»
    «Danke», nuschle ich abwesend und mache mich ans Einsortieren der Lebensmittel. Hoffentlich fängt Lotte nicht an, mich auszufragen. Mir steht der Sinn nicht nach einem Schwätzchen und auch nicht danach, Geschichten zu erfinden. Offiziell war ich den ganzen Nachmittag mit Suse einkaufen. Den Probejob habe ich verheimlicht. Die Familie muss nicht alles wissen. Schon gar nicht, dass alles schiefgegangen ist.
    Lotte lächelt aber nur freundlich, während sie aufmerksam jeden meiner Handgriffe beobachtet. «Wenn du hier fertig bist, würdest du dich dann zu uns an den Tisch gesellen?», fragt sie plötzlich. «Wir haben etwas mit dir zu besprechen.»
    «Das hört sich ja ziemlich spannend an», erwidere ich ausweichend. «Welche Katastrophe ist denn in meiner Abwesenheit über uns hereingestürzt?»
    «Keine, keine», zwitschert sie vergnügt und huscht davon.
    Bevor ich ihr folge, ziehe ich noch das neue Kleid aus. «Was für eine sinnlose Investition», murre ich vor mich hin, als ich wieder in die gewohnte Hausfrauen-Hülle aus Jeans und weißer Bluse schlüpfe. Wen wollte ich mit dem schicken Fummel eigentlich täuschen? Die potenziellen Hauskäufer oder John?
    Auf den ersten Blick wirkt die Familienversammlung eigentlich ganz friedlich. Nur die fühlbar angespannte Stimmung hängt über den Köpfen wie dunkle Gewitterwolken.
    Als ich sitze, ergreift mein Vater das Wort.
    «Ich stelle fest, dass nun alle Familienmitglieder versammelt sind. Hiermit ist die Konferenz also eröffnet!», verkündet er hocherhobenen Hauptes. Demonstrativ wischt er mit der Hand über die Tischplatte, als müsse er Platz für wichtige Unterlagen schaffen.
    «Wird jetzt geklärt, wer das Essen kocht?», erkundige ich mich belustigt.
    «Es geht um die Villa!», antwortet er kühl.
    «Moment mal», widerspreche ich gereizt. «Das ist ja wohl eine Angelegenheit zwischen Volker und mir, und die ist längst entschieden. Ich wüsste also nicht, was es noch zu verhandeln gäbe.»
    Für diese Äußerung ernte ich anklagende Blicke von der Runde. Stille breitet sich aus. Nur Lotte bleibt gelassen wie Buddhas Weib und faltet die Hände über dem blauen Kaftanbauch.
    Die Pause wird von Charlies kräftiger Stimme beendet. «Soma hat mir von
deinem
Makler und den Wohnungen in seinem Haus erzählt», sagt er in anklagendem Tonfall.
    «Und, wie findest du die Idee?» Hoffnungsvoll wende ich mich meinem Ältesten zu.
    Er tastet nach Maries Hand. «Im Grunde ganz okay.»
    «Oh, wie schön!», antworte ich erleichtert. «Dann hast du das Exposé gesehen und möchtest sicher noch diverse Einzelheiten erfahren?»
    Doch er schüttelt nur gelangweilt den Kopf. «Daraus wird nix. Wir ziehen in kein Haus, das einem Immobilienmakler gehört, der auch noch selbst drin

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