Sie haben sich aber gut gehalten!
einen gemauerten Gartengrill?» Meine Stimme klingt schrill und panisch.
«Treffer!» Er küsst mich begeistert auf die Wange. «Komm mit, ich zeig dir, wo ich ihn bauen will.» Er nimmt mich bei der Hand und zieht mich durchs Haus auf die Terrasse. «Hier!» Aufgeregt zeigt er auf den ausgewählten Platz nahe der Terrasse. «Freust du dich?»
Vor
Freude
fehlen mir erst mal die Worte. «Ja … äh … das ist … zumindest eine große Überraschung», täusche ich dann so etwas wie Begeisterung vor. «Aber wann habe ich mir so etwas gewünscht?» Gespannt blicke ich zu meinen einen Kopf größeren Sohn hoch. Denn ich bin ziemlich sicher, dass dieser Grill auf seiner und Charlies Wunschliste stand. Die zwei braten nämlich für ihr Leben gern Würstel und natürlich Steaks – und zwar so richtig schön dunkelbraun. Echte Männer lieben eben angekokeltes Fleisch.
«Bei Charlies Abi-Feier», antwortet er, ohne nachzudenken. «Das hast du doch nicht etwa vergessen?»
«Nein, wie könnte ich. Es war schließlich ein Großereignis für die ganze Familie», versichere ich und rufe mir den Tag ins Gedächtnis. Charlie hatte sich als Belohnung für sein Eins-Komma-Fünfer-Abi ein Grillfest mit Kartoffelsalat und Würstel für sich und seine Freunde gewünscht. Mir fällt auch ein, dass Lotte als Überraschungsgast mit von der Partie war und wie sehr er sich darüber gefreut hat. Aber wann ich den Wunsch nach einem gemauerten Gartengrill geäußert haben soll? Keine Ahnung. Plötzlich erinnere ich mich dunkel an den Grillmarathon. Volker legte von Mittag bis zum Abend Unmengen Fleisch und Wurst auf den Rost. Es wurde dann ein zweiter Grill beim Nachbarn ausgeliehen, um möglichst viele Gäste gleichzeitig bedienen zu können. «Ich weiß noch», sage ich nachdenklich, «wie sehr euer Vater gestöhnt hat, dass man für solche Feste einen richtig großen Grillrost benötige und man einen Kamingrill in Terrassennähe bauen könne.»
«Genau, Mama», bestätigt Fabian triumphierend. «Und dann hast du gesagt: Ja, das wäre schön!»
Entgeistert starre ich meinen Sohn an. «Das habe ich doch nur gesagt, damit es keinen Streit gibt.»
«Wieso?» Fabian versteht gar nichts mehr.
Warum muss ich mich in letzter Zeit eigentlich ständig vor einem meiner Kinder rechtfertigen? Ich erkläre geduldig: «Euer Vater hat sich oft aufgeregt, wenn ich ihm widersprochen habe. Und das wollte ich an Charlies Ehrentag vermeiden. Seine Feier sollte doch ohne Querelen ablaufen.»
Fabian kratzt sich in Handwerkerpose am Kopf. «Darf ich die Steine trotzdem verarbeiten?» Er blickt mich mit seinen großen Augen hoffnungsvoll an.
«Aber Schatz, wie sähe denn das aus?», antworte ich milde, um meine Ablehnung möglichst freundlich zu verpacken. «So ein moderner Ziegelgrill passt doch nicht zum Stil unserer alten Villa. Oder hast du vergessen, dass wir in einem Jahr verkaufen wollen?»
«Na und? Aufgebaut ist das Ganze an einem Tag und abgebaut in einer Stunde!» Mein pragmatischer Sohn strahlt mich mit einem umwerfenden Lächeln an, als habe er soeben den Zaubermörtel erfunden.
Sprachlos schnappe ich nach Luft, lasse mich auf die Gartenbank fallen und suche verzweifelt nach neuen Argumenten.
«Happy Muttertag!» Marie tritt aus dem Wohnzimmer zu uns auf die Terrasse und drückt mir nun die weiße Hortensie in den Arm. «Am alten Pavillon ist eine Pflanze vertrocknet», fügt sie erklärend hinzu.
Hinter ihr taucht Charlie auf. Auf einem Teller balanciert er einen mit Sahnetupfern verzierten Erdbeerkuchen in Herzform. «Nochmal alles Liebe, Mama.» Er stellt den Kuchen auf den Tisch, beugt sich dann zu mir und küsst mich auf die Wange.
«Danke, das ist lieb von euch.» Über diese Geschenke bin ich ehrlich erfreut. Mein Blick wandert durch den blühenden Garten. Dort am Ende, eingerahmt von Hortensien, steht die Jugendstillaube im Schatten zweier schlanker Birken. «Ach ja, die Laube», seufze ich verträumt.
Im selben Moment gesellt sich Volker zu uns. «Was ist mit der Laube?»
Ich wittere eine Möglichkeit, den abscheulichen Grillbau zu verhindern. «Fabian wird sie renovieren, sozusagen als Geschenk zum Muttertag. Nicht wahr?» Fragend blicke ich meinen Sohn an.
Er stutzt eine Sekunde, als würde er die Botschaft nicht verstehen, nickt dann aber und erklärt: «Logo, wenn dir so viel daran liegt. Und vorher baue ich den Gartengrill.»
«Ah!» Volkers Augen glitzern verdächtig. «Deshalb also die Steine im Flur. Ich hab mich
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