Sie haben sich aber gut gehalten!
zur Fahrerseite marschiert, sind wir für einen Moment allein. Juliane flüstert mir leise zu: «Danke, Mama, dass du Mozart eingeladen hast, seine Mutter lebt nämlich nicht mehr.»
Im Wagen riecht es blumig frisch wie beim Floristen, und als Mozart eingestiegen ist, muss ich mich zurückhalten, um dem mutterlosen
Biest
nicht über den Kahlkopf zu streicheln.
«Entschuldigen Sie, mein Exmann ist manchmal etwas übereifrig», erkläre ich, als Mozart losfährt. «Den Weg zu Münchens berühmtestem Hotel kennt ja wohl jeder. Es sei denn, man ist Tourist.»
Er nickt. «Ich kenne auch das Lokal. Sehr gute Küche.»
Antialkoholiker und Restaurantkenner! Na, das wird Volker sprachlos machen.
Juliane beugt sich zu mir vor. «Papa wird sauer sein.»
Ich drehe mich um, so weit es der Sicherheitsgurt zulässt. «Ach was, der ist nur immer wieder verblüfft, wenn nicht alle nach seiner Pfeife tanzen», beruhige ich sie, wechsle das Thema und frage Mozart: «Wo haben Sie und meine Tochter sich denn kennengelernt?»
Eine rote Ampel zwingt ihn zum Anhalten. «Bei einem großen, internationalen Event, in Italien.»
«Mozart hat dort nicht nur Platten aufgelegt, wie Papa so abfällig bemerkt hat», erklärt Juliane nun. «Er war auch der Organisator der Veranstaltung. Und darüber wollte ich mit dir reden.»
«Über Events?» Scheint ja heute mal wieder ein Tag der Überraschungen zu sein. «Hast du etwa vor, ein Fest zu veranstalten? Das wäre bei dem momentanen Chaos …»
«Nein, nein, keine Party», unterbricht sie mich. «Ich würde gerne … na ja … Ich möchte in Mozarts Firma einsteigen. Er ist nämlich Inhaber der Event-Firma
Mozart meets Rock
mit zehn Angestellten, hat unheimlich viel zu tun und sucht dringend Unterstützung.»
«Von dir?», entfährt es mir irritiert. «Sollst du etwa Platten auflegen?»
Juliane lacht herzhaft auf. «Ach Mama, manchmal bist du wirklich herrlich naiv. Ich höre zwar unheimlich gerne Musik, aber dafür würden meine Kenntnisse nicht ausreichen. Nein, ich würde mich um die Organisation kümmern. Locations buchen, Servicepersonal anheuern, Blumenschmuck … Ach du Schreck, ich hab doch tatsächlich deinen Blumenstrauß vergessen, Mama. Entschuldige, der liegt hinten im Heck.»
«Ah, deshalb duftet es hier drinnen wie beim Floristen», entgegne ich und freue mich, dass mir meine Tochter keine Grillzange schenkt. «Den Strauß nehmen wir einfach mit ins Restaurant. Aber jetzt erzähl weiter», fordere ich sie auf. «Das sind ja tolle Neuigkeiten.»
Während Mozart uns in gemächlichem Tempo Richtung Innenstadt chauffiert, berichtet Juliane ausführlich über die Event-Firma. «Neben Partys für junge Leute organisiert seine Firma Hochzeiten, Jubiläen aller Art und sogar Beerdigungen. Das jeweilige Paket umfasst alles, was für den Anlass nötig ist. Von A wie die Ausstattung der Räumlichkeiten bis Z wie Zelte für Partys mit bis zu fünfhundert Personen.»
«Das klingt nach einem aufregenden, verantwortungsvollen Job», stelle ich am Ende ihrer Ausführungen fest.
«Chef-Assistentin mit kreativen Aufgaben wäre die genaue Stellenbeschreibung», erklärt Juliane voller Stolz.
Ihrem enthusiastischen Bericht nach zu schließen scheint sie weder nach Italien noch an eine Uni zurückkehren zu wollen. Völlig uneingeschränkt kann ich mich aber nicht für meine Tochter freuen. Ich frage mich, ob diese Event-Branche krisensicher ist. Wenn ich an Fabians Situation denke, scheinen mir meine Bedenken gerechtfertigt. Selbst Schreiner haben in diesen schwierigen Zeiten kein Auskommen mehr.
«Wäre das denn ein Aushilfsjob?», frage ich scheinheilig, um nicht wie eine ängstliche Glucke zu wirken.
«Nein, Mama, ein Fulltime-Job. Du würdest dich wundern, wie gut Mozarts Laden läuft», antwortet meine Tochter.
Wir sind am Hotel angekommen. Etwas entfernt in einer Seitenstraße findet Mozart einen Parkplatz und rangiert gekonnt den bulligen Wagen in die Lücke.
Juliane holt den Blumenstrauß aus dem Heck und drückt ihn mir in den Arm. Gemeinsam marschieren wir dann Richtung Hotel.
«Weißt du, was der allerneueste Trend aus Amerika ist, Mama? Scheidungs-Partys! Aus lauter Rache am Expartner haut man kräftig auf den Putz – und belastet damit natürlich seine Kreditkarte, versteht sich.»
Abrupt bleibe ich stehen. «Eine Party nach der Scheidung? Das ist jetzt ein Scherz, oder?»
«Nein, nein, kein Scherz», bestätigt Mozart. «Warum auch nicht. Geschäft ist
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