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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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Geschäft.»
    «Wenn ich das gewusst hätte», sage ich nachdenklich. «Dein Vater hätte sich über so eine Party giftgrün geärgert. So als kleine Retourkutsche für seinen Betrug …» Ich grinse hämisch vor mich hin.
    «Du hilfst mir also, es Papa schonend beizubringen?» Juliane blickt mich erwartungsvoll an.
    Wie mir erst jetzt bewusst wird, hat Juliane von Lotte wohl deren Sprunghaftigkeit geerbt. Erst mit fliegenden Fahnen ab nach Italien, dann eine kurze Super-Model-Karriere (selbst, wenn man dafür auf Schokolade verzichten muss) und jetzt mit Mike Mozart in die Party-Branche. Aber egal was sie vorhat, Hauptsache, die Model-Karriere ist passé. Meine Tochter halb verhungert über einen Laufsteg staksen zu sehen, würde mich auf die Barrikaden treiben.
    «Wenn du deinem Vater die ganze Sache so ausführlich erklärst wie mir gerade, versteht er dich bestimmt», versichere ich ihr.
    «Pffhhh», schnauft sie trotzig. «Das wär schön. Stattdessen wird er toben, wenn er hört, dass ich mein Studium schmeißen will.»
    «Na gut», sage ich, bevor wir das Lokal betreten. «Wenn es nötig ist, greife ich ein.»
    «Vielen Dank, Frau Wittgenstein», antwortet Mozart sichtlich erleichtert. «Ich würde Juliane wirklich gerne mit in die Firma nehmen. Aber nicht, wenn sie deshalb Ärger bekommt.»
    Juliane drückt mir einen dicken Schmatz auf die Wange. «Du bist die Beste, Mama.»
    Wir betreten das Hotel, durchqueren die Halle, laufen an einer kleinen Bar vorbei und landen wenig später im Restaurant.
    Im ersten Moment bin ich wie geblendet. Durch die hohen Glasfronten des im Wintergartenstil gebauten Restaurants fällt die Mittagssonne und erfüllt den Raum mit gleißendem Licht. Mit meiner freien Hand beschatte ich meine Augen, um nach Volker Ausschau zu halten. Doch der Maître hat uns bereits erspäht. Höflich erkundigt er sich nach unseren Wünschen.
    «Dr. Heller erwartet uns», antworte ich.
    Der Befrackte dienert andeutungsweise: «Sehr wohl, zu Dr. Heller. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.»
    Volker hat uns anscheinend auch gesehen, denn er hebt kurz das Kinn. Zu einem profanen Zeichen wie Handheben würde er sich nie herablassen. Man könnte ja denken, er habe keine gute Kinderstube. Lotte dagegen ist Benehmen oder die Meinung anderer Menschen piepegal. Durch ihre auffällige Haarfarbe sowieso unübersehbar, winkt sie uns mit beiden Armen zu und flötet zur Sicherheit auch noch ein lautes «Juhuuu!» quer durchs Lokal, was dafür sorgt, dass die anderen Gäste ihre Köpfe verdrehen.
    Der Empfangschef geleitet uns zum Tisch, verspricht, für meinen Strauß eine Vase zu besorgen, und entfernt sich.
    Volker, der sich normalerweise erhebt, wenn Frauen an den Tisch treten, erstarrt wie in Aspik gegossen, als er Mozart erblickt. Offensichtlich hat er nicht mit ihm gerechnet. Ich übergehe sein schnöseliges Benehmen mit einem frechen Grinsen.
    Kaum haben wir Platz genommen, eilt ein Kellner herbei, serviert drei große Flaschen Wasser sowie eine Flasche Weißwein und füllt die Gläser.
    Ein zweiter Kellner bringt die versprochene Blumenvase, die, bestückt mit dem Strauß, leider zu groß für den Tisch ist, weshalb wir sie auf einem Beistelltisch platzieren. Über dem ganzen Hin und Her vergehen einige Minuten, dann kann endlich angestoßen werden.
    «Nun denn.» Mein Vater erhebt sein Weinglas. «Wollen wir auf das Wohl der Mütter unter uns trinken!» Er zwinkert Lotte zu und flüstert: «Und falls wir nicht mehr fahren können, mieten wir uns im Hotel ein Zimmer.»
    Lotto kichert mädchenhaft und läuft doch tatsächlich rot an. «Psst, Berti, die Kinder.»
    «Auf dich, Mama», prosten mir meine Kinder zu.
    Volker erhebt sein Glas auf Lotte und gönnt auch mir ein knappes Nicken.
    Nach dem Toast sind wir dann erst mal mit der Speisekarte beschäftigt. Es dauert eine Weile, bis neun Personen sich entscheiden, ihre Meinung kurzfristig wieder ändern, weil der Nachbar etwas Interessanteres auf der Karte gefunden hat, und nach endlosen Diskussionen immer noch nicht wissen, worauf sie Appetit haben. Schlussendlich bestellen wir auf meinen Vorschlag hin das Muttertagsmenü: Sauerampfer-Süppchen, gegrillte Meeresfrüchte und für Marie eine Portion Buttergemüse. Zum Nachtisch für alle: Tarte au Chocolat.
    «Dann gibt es heute doch noch was vom Grill!», bemerke ich launig, um die angespannte Stimmung zu lockern.
    Fabian entschlüpft tatsächlich ein Schmunzeln. Lotte kichert laut. Allerdings glaube ich,

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