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Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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Internat reden, und er hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren würde. Er wusste nicht, was sie davon hielt und ob sie verstand, dass es eine vernünftige und für sie günstige Lösung wäre. Blieb nur zu hoffen, dass sie nicht hysterisch wurde.
    Am Tag des Begräbnisses ihrer Mutter war sie jenseits von Hysterie gewesen, und Luc hatte nicht gewusst, wie er mit ihr umgehen sollte. Verlegen hatte er sie in die Arme genommen und ihr versichert, dass er sich immer um sie kümmern würde. Und genau das würde er auch tun. Er würde dafür sorgen, dass sie immer alles hatte, was sie brauchte, aber er war ein verdammt armseliger Ersatz für ihre Mutter.
    Wieso war sein Leben so kompliziert geworden? Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, und als er sie wieder senkte, sah er Jane Alcott auf sich zukommen. Wahrscheinlich war die Hoffnung, dass sie vorbeigehen würde, allzu kühn.
    »Wartest du auf eine Freundin?«, fragte sie und blieb neben dem Sessel ihm gegenüber stehen.
    Er hatte tatsächlich auf eine Freundin gewartet, die er jedoch eben angerufen hatte, um die Verabredung abzusagen. Nach seinem Gespräch mit Marie war er nicht mehr in der Stimmung für ein Date. Er überlegte, ob er sich mit ein paar Teamkameraden in einem Sportlokal in der Stadt treffen sollte. Er griff nach der Flasche, blickte Jane über den Hals hinweg an und nahm einen Schluck. Er sah, dass sie ihn beobachtete, und fragte sich, ob sie wohl – irrtümlicherweise – annahm, dass er, weil er ja von Schmerzmitteln abhängig gewesen war, nun automatisch Alkoholiker sein musste. In seinem Fall hatte das eine nichts mit dem anderen zu tun.
    »Nein. Ich sitze hier einfach so rum«, antwortete er und senkte die Flasche. Irgendetwas war an diesem Abend anders an ihr. Trotz der dunklen Kleidung wirkte sie weicher, nicht so verbissen. Irgendwie süß. Ihr Haar fiel in wilden Locken auf die Schultern. Ihre grünen Augen schimmerten feucht wie nasses Laub, ihre Unterlippe wirkte voller, und die Mundwinkel bogen sich nach oben.
    »Ich komme gerade von einem Geschäftsessen mit Darby Hogue«, informierte sie ihn, als hätte er danach gefragt.
    »Wo?« In seiner Suite? Das würde ihr Haar, die Augen, das Lächeln erklären. Luc wäre nie auf die Idee gekommen, dass Darby auch nur im Entferntesten wusste, was er mit einer Frau anstellen sollte, geschweige denn, dass er fähig wäre, diesen weichen, taufrischen Schimmer auf Janes Gesicht zu zaubern. Und er hätte nie gedacht, dass Jane Alcott, der Erzengel der Verdammnis, so warm und sexy aussehen könnte. Verdammt.
    »Im Hotelrestaurant natürlich.« Ihr Lächeln erlosch. »Was hast du denn gedacht?«
    »Im Hotelrestaurant«, log er.
    Sie ließ sich nicht hinters Licht führen, und wie er sie kannte, auch wenn das noch nicht sehr lange war, gab sie nicht so schnell Ruhe. »Sag nicht, du gehörst zu den Typen, die glauben, ich hätte mit Virgil Duffy geschlafen, um den Job zu bekommen.«
    »Nein, ich doch nicht«, log er weiter. Sie alle hatten es für möglich gehalten, aber er wusste nicht, wie viele von seinen Kameraden es wirklich glaubten.
    »Prima, und jetzt schlafe ich also mit Darby Hogue.«
    Er hob eine Hand. »Das geht mich nichts an.«
    Als die letzten Klaviertöne verhallten, ließ Jane sich in dem Sessel ihm gegenüber nieder und stieß den Atem aus. Von wegen ein bisschen Ruhe finden, verdammt.
    »Warum werden Frauen immer wieder mit diesem Mist behelligt ?«, fragte sie. »Wenn ich ein Mann wäre, würde kein Mensch mir vorwerfen, ich käme nur gegen sexuelle Dienstleistungen an Aufträge. Wenn ich ein Mann wäre, käme niemand auf die Idee, dass ich mit meinen Informanten schlafe, um an eine Story zu kommen. Man würde mir höchstens auf die Schulter klopfen, mir fünf geben und sagen …« Sie unterbrach sich gerade lange genug in ihrer Tirade, um gleichzeitig Stimme und Brauen zu senken. »Prima Recherche, Spitzenjournalismus. Du bist unser Mann. Der beste Hengst im Stall.« Sie fuhr sich mit gespreizten Fingern seitlich durchs Haar und schob es sich aus dem Gesicht. Ihre Ärmel fielen zurück und gewährten einen Blick auf die feinen blauen Äderchen an ihren schlanken Handgelenken, und der Stoff ihres Pullovers straffte sich über ihren Brüsten. »Niemand hat dich beschuldigt, mit Virgil zu schlafen, um deinen Job zu kriegen.«
    Er hob den Blick und sah ihr ins Gesicht. »Das liegt daran, dass ich der beste Hengst im Stall bin .« Jeder von ihnen hatte sein Kreuz zu tragen, und

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