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Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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sollte sie ihr Vertrauen oder ihre Achtung erringen, wenn sie nicht mit ihr sprachen? Wie sollte sie dieses Problem lösen, um ihren Job und ihr Leben erträglicher zu gestalten?
    Die Antwort kam in Person von Darby Hogue. Am Abend nach ihrer Ankunft in San Jose rief er sie in ihrem Hotelzimmer an und ließ sie wissen, dass ein paar Spieler sich in irgendeiner Bar in der Innenstadt treffen wollten.
    »Kommen Sie doch einfach mit«, schlug er vor.
    »Mit Ihnen?«
    »Ja, und vielleicht ziehen Sie was Hübsches an. Möglicherweise können die Spieler dann mal vergessen, dass Sie Reporterin sind.«
    Sie hatte nichts Hübsches eingepackt, und selbst wenn sie es getan hätte, sollten die Spieler sie nicht für ein Girlie halten. Die Spieler sollten wissen, dass sie sie und ihr Privatleben respektierte, und im Gegenzug wollte sie von ihnen genauso respektiert werden wie jeder andere Journalist. »Geben Sie mir eine Viertelstunde, dann können wir uns im Foyer treffen«, sagte sie, in der Annahme, dass es eher nützen als schaden würde, wenn sie den Kontakt mit den Spielern auch außerhalb der Eisstadien pflegte.
    Jane zog eine Stretchhose an mit einem zweireihig geknöpften Latz, dazu ein Merino-Twinset und Stiefel. Alles in Schwarz. Schwarz mochte sie nun mal.
    Sie ging ins Bad und nahm ihr Haar am Hinterkopf zusammen. Sie mochte es nicht, wenn es ihr ins Gesicht fiel, und sie wollte nicht, das Luc glaubte, seine Meinung hätte irgendeine Bedeutung für sie. Sie blickte in den Spiegel und ließ die Hand auf die Konsole sinken. Ihr Haar fiel in dunklen, glänzenden Wellen und Locken auf die Schultern.
    Er hatte sie zu ihrem Hotelzimmer begleitet. Er hatte gedacht, sie wäre krank oder betrunken, und er hatte sie begleitet, um sicherzugehen, dass sie unbeschadet in ihr Zimmer gelangte. Diese unerwartet freundliche Tat beeindruckte sie in ungewöhnlichem Maße, zumal er sie nur bis zu ihrer Tür eskortiert hatte, um sich anschließend in einer Striptease-Bar zu vergnügen. Oder um sie zu verarschen. Trotzdem wärmte diese schlichte nette Geste ihr Herz, ob sie es nun wollte oder nicht. Und sie wollte es nicht.
    Selbst wenn sie dumm genug wäre, sich in einen Mann wie Luc zu verknallen, blieb doch die Tatsache, dass er niemals auf eine Frau wie Jane abfahren würde. Es lag nicht daran, dass sie sich selbst unattraktiv oder uninteressant gefunden hätte. Nein, da war sie Realistin. Ken stand auf Barbie. Brad heiratete Jennifer, und Mick ging nur mit Supermodels. So war das Leben. Das wirkliche Leben, und es war noch nie ihre Art gewesen, sich absichtlich das Herz brechen zu lassen. Sie hatte nie diejenige sein wollen, die zurückblieb, wenn eine Beziehung beendet war. Sie war es, die das Ende herbeiführte. Dann schmerzte es nicht so sehr. Vielleicht hatte Caroline Recht mit ihrer Meinung über sie. Sie dachte einen Augenblick darüber nach und schüttelte den Kopf. Caroline sah zu viel Dr.-Sommer-Artiges im Fernseher.
    Jane griff zur Bürste und nahm ihr Haar zurück. Sie trug Lipgloss auf, ergriff ihre Handtasche und stieß im Hotelfoyer auf Darby. Als sie ihn sah, hätte sie am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht. Jane wusste, dass sie selbst keine Modegöttin war, und sie versuchte es auch gar nicht erst. Darby war auch kein Modegott, doch er versuchte mit aller Macht, einer zu sein. Das Ergebnis war allerdings höchst unzureichend.
    An diesem Abend trug er eine schwarze Lederhose und ein Seidenhemd, das mit roten Flammen und violetten Totenschädeln gemustert war. Lederhosen waren an jedem Mann außer Lenny Kravitz ein Fehler, und Jane befürchtete, dass das Hemd nicht mal Lenny stehen würde. Bei seinem Anblick verstand Jane, warum die Chinooks Zweifel hinsichtlich Darbys sexueller Orientierung hatten.
    Im Taxi fuhren sie zu Big Buddy’s, der kleinen Bar am Rande der Innenstadt. Die Sonne ging gerade unter, eine wolkenlose Nacht kündigte sich an, und der Wind brachte einen Hauch von Regen und Staub mit sich. Eine frische Brise streifte Janes Wangen, als sie und Darby aus dem Taxi stiegen. Ein verblichenes Schild über dem Eingang pries die »weltweit besten Rippchen« an. Jane wäre auf dem holprigen Gehweg beinahe gestolpert und überlegte kurz, warum die Chinooks sich für eine derartige Kaschemme entschieden hatten.
    Im Inneren des Gebäudes hingen mehrere Fernsehgeräte in den Ecken; hinter der Theke leuchtete ein rotblaues Budweiser-Schild. Eine von Weihnachten übrig gebliebene Lichterkette klebte noch am

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