Sie kam, sah und liebte
lassen. Und er ist tätowiert. Er ist total cool!«
Verdammte Scheiße. Luc hatte gegen eine Tätowierung nichts einzuwenden. Aber Piercings? Herrgott. »Wie heißt diese Band?«
»The Slow Screws.«
Klasse.
»Ich brauche ein Kleid. Und Schuhe.« Marie setzte sich auf die Bettkante und schob die Hände zwischen die Knie. »Mrs. Jackson sagt, sie würde mit mir einkaufen gehen.« Flehend hob sie den Blick. »Aber sie ist alt.«
»Marie, ich bin ein Mann. Ich habe keine Ahnung, wo man so was kauft.«
»Aber du hast viele Freundinnen. Du weißt, was gut aussieht. «
An Frauen. Nicht an Mädchen. Nicht an seiner Schwester. Nicht für einen Tanz, an dem sie wahrscheinlich sowieso nicht teilnehmen würde, weil sie dann gar nicht mehr hier wäre. Und selbst wenn, dann jedenfalls nicht mit Zack von den Lockeren Schrauben. Dem Typen mit dem Lippenring und der gepiercten Nase.
»Ich hatte noch nie ein Date«, gestand sie.
Er ließ die Hände herabsinken und betrachtete Marie eingehend. Sah ihre zu starken Brauen und ihr Haar, das ein bisschen trocken und stumpf aussah. Himmel, sie brauchte eine Mutter. Eine Frau, die ihr zur Seite stand. Nicht ihn.
»Was müssen Mädchen denn anziehen, um den Jungs zu gefallen?«, fragte sie.
So wenig wie möglich , dachte er. »Lange Ärmel. Lange Ärmel und hochgeschlossen, das finden wir geil. Und lange Kleider mit weiten, bauschigen Röcken, damit wir ihnen nicht zu nahe kommen müssen.«
Sie lachte. »Das ist doch nicht wahr.«
»Doch, ich schwör’s, Marie«, sagte er, riss sich die Krawatte vom Hals und warf sie auf den Nachttisch. »Wir können Kleider nicht ausstehen, die zu viel Haut zeigen. Wir mögen alles, was eine Nonne anziehen würde.«
»Jetzt weiß ich genau, dass du lügst.«
Sie lachte wieder, und er dachte, es ist doch eine Schande, dass ich sie so wenig kenne. Sie war seine einzige Schwester, und er wusste überhaupt nichts über sie. Und es bestand auch die Möglichkeit, dass er sie nie richtig kennen lernen würde. Ein Teil von ihm wünschte sich, es könnte anders sein. Wünschte sich, er wäre öfter zu Hause und wüsste, was sie brauchte.
»Morgen nach der Schule gebe ich dir meine Kreditkarte.« Er setzte sich neben sie und löste seine Schnürsenkel. »Kauf, was du brauchst, und ich schau’s mir an, wenn du nach Hause kommst.«
Sie stand auf, mit hängenden Schultern und schmollender Miene. »Gut«, sagte sie und ging aus dem Zimmer.
Himmel, er hatte sie schon wieder geärgert. Aber sie erwartete doch nicht wirklich von ihm, dass er mit ihr losging, um ein Kleid für den Schultanz zu kaufen? Als wäre er ihre beste Freundin? Wieso war sie deswegen sauer auf ihn? Nicht einmal mit Mädchen, die altersmäßig besser zu ihm passten, ging er gern einkaufen.
6. KAPITEL
Gefasel: Vom Team getrennt
Als Jane sich am nächsten Morgen endlich aus dem Bett gequält hatte, zog sie ihre Waschtag-Unterwäsche und einen Jogginganzug an und schleppte ihre schmutzige Wäsche in den Waschsalon. Während die Maschine wusch und schleuderte, schlug sie eine Ausgabe von People auf und las.
An diesem Tag hatte sie keinerlei Termine. Kein drängendes Abgabeultimatum. Bis zum Spiel am folgenden Abend hatte sie keine beruflichen Termine. Sie holte sich eine Cola aus dem Automaten, lehnte sich auf dem harten Plastikstuhl zurück und gab sich dem alltäglichen Vergnügen hin, dem Schleudern ihrer Buntwäsche zuzusehen. Dann griff sie nach dem Anzeigenteil des Lokalblättchens und ging die Immobilienangebote durch. Dank des zusätzlichen Einkommens aus ihren Hockeyartikeln hätte sie bis zum Sommer vielleicht genug Geld gespart, um zwanzig Prozent auf ein eigenes Haus anzahlen zu können, doch je länger sie las, desto mutloser wurde sie. Mit zweihunderttausend Dollar kam man heutzutage weiß Gott nicht sehr weit.
Auf dem Heimweg hielt sie beim Supermarkt an und kaufte Lebensmittel für eine ganze Woche. Heute hatte sie frei, aber morgen spielten die Chinooks in der Key Arena gegen die Chicago Blackhawks. Am Donnerstag-, Sonnabend-, Montag- und Mittwochabend hatten sie Heimspiele. Danach folgten drei freie Tage, dann ging es wieder auf Tour. Wieder ins Flugzeug. Wieder in den Bus und wieder ins Hotelzimmer.
Der Artikel über die Sechs-zu-vier-Niederlage der Chinooks gegen die Sharks gehörte zu den schwierigsten Aufgaben, die sich ihr je gestellt hatten. Nachdem sie mit den Sportlern geblödelt und Darts gespielt hatte, fühlte sie sich ein bisschen wie eine
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