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Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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sich auf ihrem Hinterteil nach links. »Du siehst wunderschön aus.« Oberhalb der Schultern war sie wirklich schön. Der silberne Lidschatten war ein bisschen merkwürdig und schimmerte wie das Glitterzeug, das er in der Grundschule gehabt hatte.
    »Welche Kleidergröße trägst du?«, fragte Luc, und der Blick, mit dem sie ihn bedachte, verriet ihm, dass die Frage ein Fehler war. Er wusste doch, dass man eine Frau nie nach ihrer Kleidergröße fragte. Aber Marie war keine Frau. Sie war ein Mädchen, und sie war seine Schwester.
    »Wieso?«
    Er half ihr in den Wollmantel. »Ich sehe dich immer nur in weiten T-Shirts und Hosen, und ich habe nicht die geringste Ahnung, welche Größe du trägst«, wand er sich heraus.
    »Oh, es ist Größe null. Kannst du es glauben, dass ich in Größe null passe?«
    »Nein. Null ist nicht mal eine Größe. Und wenn du wirklich Größe null brauchst, dann solltest du zunehmen, vielleicht öfter mal Kartoffelpüree mit Bratensoße essen. Und als Nachtisch Schlagsahne.« Sie lachte, aber er hatte es nicht als Scherz gemeint.
    Sie fuhren das kurze Stück zur Space Needle, und als Luc dem Hausdiener den Schlüssel seines Landcruisers übergab, hatten sie bereits mehr als eine Stunde Verspätung. Die SkyLine-Etage der Needle befand sich auf Höhe der Dreißig-Meter-Marke innerhalb des Gebäudes. Das SkyLine bot rundherum einen Panoramablick über die Stadt. Luc und Marie kamen gerade rechtzeitig zu Beginn der eigentlichen Party. Als sie aus dem Aufzug traten, schlug ihnen eine geballte Lärmladung entgegen, eine Mischung aus hunderten von Stimmen, Geschirrklappern und den Geräuschen der Drei-Mann-Kapelle, die ihre Instrumente stimmte. Ein Meer von schwarzen Smokings und schillernden Kleidern erstreckte sich im gedämpft beleuchteten Raum. Luc kannte das alles. Nicht diesen Raum, und auch nicht dieses Fest, aber seit der Unterzeichnung seines Vertrags mit der NHL hatte er an über hundert ähnlichen Banketten teilgenommen.
    Als Luc Maries Mantel an der Garderobe abgab, entdeckte er Sutter, Fish und Grizzell und stellte seinen Teamkameraden Marie vor. Sie fragten sie nach der Schule, und je länger sie mit ihr redeten, desto mehr verkroch sie sich hinter Luc, bis sie schließlich nur noch zur Hälfte sichtbar war. Luc wusste nicht, ob sie eingeschüchtert oder schüchtern war.
    »Hast du Sharky gesehen?«, fragte Fish.
    »Jane? Nein, ich habe sie noch nicht gesehen. Wieso?«
    Er hob sein Bierglas und zuckte mit den Schultern.
    »Wo steckt sie?«
    Fish löste einen Finger von seinem Glas und deutete auf eine Frau, die, Luc den Rücken zukehrend, ein paar Schritte entfernt von ihnen stand. Sie hatte kurze dunkle Locken. Ihr tiefrotes, schulterfreies Kleid gab den Rücken bis fast zur Taille frei, ein schmales Goldkettchen hing zwischen ihren Schulterblättern, blitzte im Licht auf und streute Gold über weiße Haut. Das Kleid fiel locker über Hüften und Gesäß bis zu den Waden. An den Füßen trug sie glänzende rote Schuhe mit gewagt hohen Absätzen. Sie war in ein Gespräch mit zwei anderen Frauen vertieft. In einer erkannte Luc Hugh Miners Frau Mae. Zuletzt hatte er sie im September gesehen, als sie etwa im neunten Monat schwanger war. Die andere Frau kam ihm verschwommen bekannt vor, und er fragte sich, ob er sie vielleicht im Playboy gesehen hatte. Keine der drei Frauen sah aus wie Jane.
    »Wer ist die Frau in Schwarz?«, fragte er und deutete auf die Mittlere von den dreien.
    »Kowalskys Frau.«
    Er wandte sich wieder seinen Teamkameraden zu. Jetzt verstand er, warum sie ihm bekannt vorkam. In Coach Nystroms Büro hing ein Foto von ihr und John. »Kowalsky ist auch hier?« John Kowalsky war eine Hockeylegende; bis zu seinem Ausscheiden war er Mannschaftskapitän der Chinooks gewesen. Kowalsky war nicht nur aufgrund seiner Größe dominant, sondern auch durch seinen Schuss, dessen Geschwindigkeit auf über hundert Stundenkilometer geschätzt worden war. Kein Goalie der Welt wünschte sich, »die Mauer« auf sich zukommen zu sehen.
    Luc schaute sich im Raum um, bis er Hugh und John in einer Gruppe von Topmanagern entdeckte. Alle lachten, und Luc richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau in Rot. Er ließ den Blick über ihre zarte Wirbelsäule und den Nacken bis zu den dunklen Locken auf ihrem Kopf wandern. Fish musste sich irren. Jane trug nur Schwarz oder Grau und hatte schulterlanges Haar.
    Luc griff an seinen obersten Jackettknopf und schloss ihn, als Darby Hogue sich der

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