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Sie kamen bis Konstantinopel

Sie kamen bis Konstantinopel

Titel: Sie kamen bis Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank S Becker
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lautstark seine Erfrischung an: »Kühles Wasser, so köstlich wie aus den Gärten des Paradieses.« Eine verschleierte Frau mit einem Kind auf dem Rücken, die einen kleinen Jungen an der Hand hielt, ließ sich einen gefüllten Becher reichen, und Pelagias Gedanken drifteten erneut zurück.
    Seit der ersten Nacht hatte Daud sie regelmäßig aufgesucht. Mit der Zeit war es ihr gelungen, seine Hast etwas zu zügeln, doch blieb ihre Lust vorgetäuscht und nie erlebte sie die Ekstase, die sie bei Mizizios so oft genossen hatte. Doch ihrem Herrn gefiel es offensichtlich, so dass seine Zuneigung zu ihr wuchs, und langsam begann auch sie, sich mit dem kleinen, drahtigen Krieger abzufinden. Das Leben als seine Geliebte war auf jeden Fall besser, als an irgendeinen Unbekannten verhökert zu werden. Und sollte sie je den ersehnten Sohn gebären …
    Nachdenklich umfasste Pelagia mit Daumen und Zeigefinger das Rollsiegel an ihrer Glasperlenkette. Ihre Blutung war nun schon drei Wochen überfällig; gestern und heute Morgen war ihr übel geworden. Vielleicht nur Folgen der anstrengenden Reise – vielleicht aber auch mehr. Bald würde sie Gewissheit haben.
    Wieder sah sie nach vorne, wo ein großer, säulengestützter Giebel in den Himmel ragte. In seiner Mitte überspannte ein Bogen die Straße, etwa hundert Schritte weiter versperrte eine mächtige, durch Pilaster gegliederte Mauer den Weg.
    Von neuem lenkte Daud sein Kamel heran. »Der heilige Bezirk mit der Johannesbasilika und der Masdjid«, erklärte er, »unser Haus liegt ein Stück südlich davon.«
    Sie folgten noch ein Stück der Straße, die nun beidseitig von Bogenreihen gesäumt wurde, dann bogen sie nach rechts ab und standen bald vor einem von Säulen eingefassten Portal. Pelagias Kamel kniete nieder, so dass sie steifbeinig absteigen konnte. Das aus Kalksteinquadern erbaute Haus war dreistöckig und hatte einen Innenhof mit einem Wasserbecken; aus den vier Ecken streckten Oleanderbäumchen ihre dolchförmigen Blätter. Die Mitte der Südseite des Hofes nahm eine offene, überwölbte Halle ein. In ihrem Schatten stand eine Liege, auf der sich eine hellbraun getigerte Katze räkelte.
    »Das ist ja wunderschön!«, entfuhr es Pelagia unwillkürlich.
    Daud lächelte. »Das freut mich, denn hier werden wir wohnen.«
    Zwei Wochen später – das Haus war inzwischen mit Teppichen, Leuchtern, Kupfergefäßen, Ebenholztischchen, Öllampen und kissenbedeckten Liegen wohnlich ausgestattet – war Pelagia sich sicher, schwanger zu sein. Am Abend, als sie sich wie üblich geliebt hatten, legte sie Dauds Hand auf ihren Bauch und sagte leise: »Da drin.«
    Der Mann erstarrte, stützte sich auf den Ellenbogen. »Meinst du etwa …?«
    Sie strich ihm über die rasierte Wange, auf der jetzt feine Bartstoppeln spürbar waren. »Ja. Das meine ich. Dein Kind …«
    Daud atmete tief ein, um mit einer Freude und Dankbarkeit in der Stimme, wie sie Pelagia noch nie bei ihm bemerkt hatte, zu flüstern: »Allah ist groß.« Er schluckte. »Das ist wunderbar … Wunderbar!« Seine Stimme schien zu versagen, er küsste Pelagia und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren, lachte und richtete sich auf. »Ein Sohn! Ich bekomme einen Sohn!« Er erhob sich und ging nackt durch den Raum, wobei er mehrfach wiederholte: »Ein Sohn. Wie soll er heißen?«
    Pelagia musste schmunzeln, als sie den drahtigen Mann auf und ab gehen sah – hinein in den Schein der flackernden Öllampe, dann wieder ins Dunkel des Zimmer, erneut zurück in den Lichtkreis.
    »Wie soll er heißen? Mohammed? Hassan?« Er wandte sich Pelagia zu. »Du bist wunderschön. Wie eine Gazelle. Ich bin so glücklich! Allah sei gepriesen, der dich mir geschickt hat.« Er setzte sich an den Rand des Bettes, strich Pelagia mit einem Finger über den Haaransatz und murmelte: »Du brauchst Hilfe. Ich wollte schon lange meine Mutter aus Medina kommen lassen. Seit dem Tod meines Vaters lebt sie dort alleine. Jetzt habe ich endlich genug Geld für ihre Reise.«
    »Hast du keine Geschwister?«, fragte Pelagia.
    »Nein, ich bin der erste und einzige. Nach mir sind alle Kinder meiner Mutter gestorben. Ich allein muss für sie sorgen.« Er zog sich den Burnus über. »Wir sollten das feiern. Ich lasse dir Wein holen.« Er rief einen Diener, der bald darauf mit einer silbernen Kanne, einem irdenen Krug und zwei Bechern zurückkehrte. Daud, der nie etwas Berauschendes trank, schenkte sich Wasser und Pelagia Wein ein. Dankbar nahm sie den Becher

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