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Sie kamen bis Konstantinopel

Sie kamen bis Konstantinopel

Titel: Sie kamen bis Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank S Becker
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Himmel, und Gott denkt an ihre Frevel. Bezahlet ihr, wie sie bezahlt hat, und tut ihr zwiefältig nach ihren Werken; und mit welchem Kelch sie euch eingeschenkt hat, schenket ihr zwiefältig ein! Wie viel sie sich herrlich gemacht und ihren Übermut getrieben hat, so viel schenket ihr Qual und Leid ein!‹«
    Georgios nahm seine Hand von Pelagias Mund und glotzte sie an. Es war ein Blick, der sie schaudern machte: Begierde mischte sich mit Abscheu, fiebriges Glänzen mit Weltabgewandtheit. Ehe die junge Frau es sich versah, hatte der Mann sie auf den Bauch gedreht, um ihr die Hände hinter dem Rücken zu verschnüren, worauf er der heftig Widerstrebenden auch die Beine zusammenband.
    »Du bist schön, Sünde Roms«, flüsterte er ihr heiser ins Ohr, und Pelagia roch seinen zwiebeldunstigen Atem. »Vielleicht hat dich der Teufel geschickt? Oder der Herr will meine Standhaftigkeit prüfen?« Der Mann wuchtete sich auf sie, so dass sie die Knochen seines Körpers spürte. »Doch ich stehe fest im Glauben …« Krallenfinger wühlten sich in ihr Haar und lösten es, sein Gewicht nahm ihr fast den Atem.
    Unter Anspannung aller Kräfte hob Pelagia das Kinn vom Boden. »Verschwinde, du Abschaum!«, schrie sie. »Ich bin eine freie Römerin! Mit deinem Wahn habe ich nichts zu schaffen!«
    »Nicht?«, fragte er mit unerwarteter Ruhe und ließ von ihr ab. »Dann bist du vielleicht die fleischgewordene Hoffart dieser Stadt, von der es in der Offenbarung Johannis heißt: ›Denn sie spricht in ihrem Herzen: Ich sitze da und bin eine Königin und keine Witwe, und Leid werde ich nicht sehen.‹« Wieder verfiel der Mann in diesen getragenen Ton, als habe er eine Gemeinde vor sich. »Doch das hilft dir nichts, Sünde, denn die Schrift sagt: ›Darum werden ihre Plagen auf einen Tag kommen, Tod, Leid und Hunger, und mit Feuer wird sie verbrannt werden, denn stark ist Gott der Herr, der sie richtet …‹« Die Stimme sank herab zu einem Gemurmel. »Ja, das ist es. Die Sünde austilgen, mitsamt ihrem heidnischen Unrat. Ein großes Feuer, ein reinigendes Feuer, ein Gott gefälliges Feuer …«
    Sie hörte, wie er zu den Regalen ging und begann, Bretter abzureißen. Verzweifelt drehte sie sich auf den Rücken, schrie so laut um Hilfe, dass das Echo durch die Gänge hallte.
    Aber Georgios warf ihr nur verächtliche Blicke zu, während seine Predigerstimme den Raum erfüllte. »Und es werden sie beweinen und sie beklagen die Könige auf Erden, die mit ihr Unzucht und Frevel getrieben haben, wenn sie sehen werden den Rauch von ihrem Brand; und werden von Ferne stehen aus Furcht vor ihrer Qual und sprechen: Weh, weh …«
    Nach und nach wuchs der Haufen aus Brettern und Schriftrollen neben der jungen Frau, die sich vergeblich in ihren Fesseln wand. Ihr wütender Protest war inzwischen zu einem unkontrollierten Schluchzen geworden. »Bitte, tu mir nichts. Ich bin nicht die, für die du mich hältst …«
    Doch der Mann beachtete sie nicht. Mit geistesabwesendem Blick musterte er den Scheiterhaufen und wiederholte: »… mit Feuer wird sie verbrannt werden, denn stark ist Gott der Herr, der sie richtet …«
    Da vernahm Pelagia auf einmal Füßegetrappel. Aus den Augenwinkeln konnte sie eine zierliche, lockenköpfige Gestalt erkennen, die sich im nächsten Augenblick auf Georgios stürzte. Wildes Gepolter, Gestöhne, die Geräusche eines Kampfes, danach der dumpfe Aufprall eines Körpers. Schritte näherten sich, angsterfüllt hob Pelagia den Kopf. »Urso, bist du es? Binde mich los!«
    Schwerer Atem, Zwiebelgestank. Zu ihrem Entsetzen spürte sie die knochige Hand des Einsiedlers, der ihren Kopf anhob. »Bereue und mache deinen Frieden mit Gott, Sünde!«, hörte sie ihn keuchen. »Die Zeit des Gerichts ist da. Sei bereit für den Tag der Pein, für den Tag des reinigenden Feuers!«
    Wie gelähmt starrte Pelagia in das verzerrte Gesicht. Das rechte Auge tränte, während das Zottelhaar einem Vorhang gleich über die Wangen hing. Doch plötzlich änderte sich der Ausdruck. Die Lippen, zuvor zusammengekniffen, verzogen sich zu einem Ausdruck der Verwunderung, der in Schmerz überging, während die Augen sich in ungläubigem Staunen weiteten. Von einer unsichtbaren Kraft wurde der Kopf zur Seite geschoben, gedreht, auf den Boden gedrückt. Pelagia spürte, wie ihre Fesseln gelöst wurden, richtete sich mühsam auf und blickte in Ursos Gesicht, auf dessen linker Wange ein Bluterguss prangte.
    »Seid Ihr unversehrt?«, erkundigte er sich

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