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Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherman Lee
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Richter Holbrook hatte nun die Zeichnung von Cowboy Ace vor sich. "Ein Weißer. Nun wollen wir doch mal sehen." Er teilte seinen Stapel Steckbriefe in zwei Hälften und reichte eine dem Major. "Setzen Sie sich, Herr Staatsanwalt", sagte Holbrook. "Gemeinsam sucht sich's schneller."
    Der Major schnitt eine Grimasse. Er ergriff die Lehne eines Stuhls mit zwei Fingern, rückte ihn umständlich an den Tisch und setzte sich. Er studierte das Gesicht von Cowboy Ace und begann im Stapel zu blättern. Nach einer Minute hielt er inne. Sein Gesicht rötete sich. "Sir", sagte er zögerlich. "Meine, hier etwas zu haben."
    "Na, wer sagt's denn!" rief Richter Holbrook und nahm den Steckbrief aus der Hand des Majors. Er legte ihn neben das Bild von Cowboy Ace. "Was sagen Sie, Herr Staatsanwalt?" sagte der Richter. "Ist er's?"
    Der steife Major nickte kühl.
    Holbrook las den Steckbrief vor. "Ace Ratcliff. Gesucht, tot oder lebendig. Hat in einem Städtchen namens Dallas einen Deputy Marshall erschossen. Ist also ein gesuchter Mörder. Außerdem wird er verdächtigt, einen Bankraub in Siloam Springs, Arkansas, begangen zu haben."
    Big Sam richtete sich auf.
    "...zusammen mit seinem Bruder Art Ratcliff. Auf seine Ergreifung ist ein Kopfgeld ausgesetzt..."
    Im Saal war es mucksmäuschenstill.
    "Zweihundert Dollar."
    Wieder ging ein Raunen durch die Menge.
    "Gut", sagte Richter Holbrook. Er zog die Taschenuhr abermals hervor. "Ich komme also zu meinem Urteil."
    "Aber Richter..." stammelte der Major.
    "Schweigen Sie!" donnerte Holbrook. "Der Angeklagte Samuel Sampson ist freizulassen. Nicht nur das, ihm ist das ausgesetzte Kopfgeld von zweihundert Dollar auszuhändigen, in bar. Und zwar unverzüglich. Sampson, sie sind frei und können meinetwegen wieder zu Ihren Indianerfreunden nach Oklahoma gehen. Aber vorher schauen wir bei Sister Parson vorbei und essen miteinander zu Mittag. Ist das in Ordnung, Sister Parson?"
    Die nickte selig.
    Der Hammer knallte auf den Tisch. "Die Sitzung ist geschlossen."
    "Pardon, euer Ehren", sagte Sam, während ihm der Sheriff die Handschellen löste. "Kann ich den Steckbrief von diesem Ace Ratcliff haben? So vergesse ich nicht, daß er ein Mörder war, wenn ich mal daran denke, daß ich ihn erschossen habe."
    "Sollen Sie haben", sagte Richter Holbrook wohlwollend. Er reichte Big Sam den Steckbrief von Cowboy Ace.
    Der faltete das Stück Papier sorgfältig zusammen und steckte es in seine Brusttasche.
     

*
     
    Die Kühle des Herbstes lag in der blauen Luft. Obwohl die Sonne aus einem klaren Himmel leuchtete, waren die beiden Reiter an diesem Nachmittag ein wenig klamm. Big Sam und sein Sohn trugen warme Jacken. Sie ritten auf zwei Pferden  durch das Wäldchen vor der Sampson-Homestead im Indian Territory.
    Ihnen klopfte das Herz.
    "Ich freue mich so, Mama wiederzusehen – und Mary. Meinst du, sie erkennt mich noch? Ich war ja jetzt lange weg."
    "Klar erkennt sie dich noch", sagte Big Sam.
    Sammy saß auf einem Pony, das dieselbe Farbe hatte wie der graue Falbe seines Vaters. Sie hatten das Tier in Arthur Town gekauft. Die Jacken auch. Dort hatte Big Sam auch seinen zerschossenen Absatz reparieren lassen – und den anderen auch gleich mit. Nun fühlten sich seine Stiefel an wie ein Paar Neue.
    "Sieh mal, Daddy", rief Sammy plötzlich. "Siehst du den Strauch da unten? Da sind jetzt noch Blüten dran."
    Big Sam reckte den Hals. "Du meinst den Oleander? Ich seh ihn."
    "Daddy, laß uns hinreiten und einen Blumenstrauß für Mama daraus machen."
    "Gute Idee."
    Die beiden ritten gemächlich in die Mulde und suchten die schönsten Zweige aus. Keine der rosa Blüten war mehr richtig frisch. Doch Big Sam wußte, bei Frauen zählt der Gedanke.
    "Sie wird sich sehr freuen", sagte Sammy im Brustton der Überzeugung. Er blickte stolz auf seinen Strauß.
    Sie ritten weiter.
    "Ich hab auch ein Lied gedichtet", sagte Sammy. "Willst du's hören?"
    "Klar", sagte Big Sam.
    Sammy pfiff Big Sams Gutenachtgeschichten-Melodie.
    "He, Kleiner", sagte Big Sam. "Dieses Lied gibt's schon."
    "Nö", entgegnete der Kleine. "Das ist mein Lied. Es hört sich nur so an wie deins." Sie alberten noch ein wenig herum. Dann ritten sie wortlos nebeneinander her. Links und rechts ihres Weges säumten nun dunkle Tannen den Weg.
    Es ist so ruhig, dachte Big Sam nach einer Weile. Selbst die Vögel waren verstummt. Seine Blicke durchsuchten das Dunkel des Waldes.
    Das traurige Jaulen eines Hundes hallte durch den Forst.
    "Klingt wie Gus", sagte

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