Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)
wie die Könige. Art Ratcliff, ich verlange von dir ein vernünftiges Winterquartier."
"Das sollst du haben, Isabella", knurrte Art Ratcliff und schüttete den Rest seines Kaffees ins Feuer. "Wir säßen schon längst im Warmen, wenn diese dämliche Rothaut den Jungen nicht abgeschossen hätte."
Bloody Arrow glotzte mit starren Augen ins Feuer.
"Nun haben wir noch einen Toten am Hals. Wie's jetzt steht, sind wir weder in Oklahoma noch in Texas sicher. In Arkansas auch nicht."
"Den Mann in Texas hast du abgeknallt", zischte der Comanche.
"Das war Notwehr", sagte Art Ratcliff. "Wenn ich den nicht ausgeschaltet hätte, dann würde Nogales jetzt nicht mehr leben. Was, Nogales?"
Nogales nickte stumm.
"Du verdankst mir dein Leben, Nogales", sagte Art Ratcliff. "Du bist doch froh, daß ich dich gerettet hab, oder, Nogales?"
"Si", sagte Nogales. "Ja, Boß. Ja."
Art Ratcliff grinste.
Doc Snake legte ein paar halbtrockene Äste nach. "Nogales lebt und wir können nicht mehr nach Texas." Er seufzte.
"Was soll das heißen", sagte Nogales. "Wäre es dir lieber, ich wäre tot und du könntest nach Texas?"
"Wenn du mich so direkt fragst..." sagte Doc Snake.
"Haltet die Klappe, alle beide", sagte Art Ratcliff. "Mir gefällt es auch nicht, in dieser lausigen Prärie zu übernachten. Aber zu frieren ist immer noch besser als in irgend einem Dorf abgeknallt zu werden. Hätte Bloody Arrow dem Indianerjungen das Licht nicht ausgeblasen, sähe die Sache anders aus. So wissen wir nicht, wie weit sich die Sache rumgesprochen hat. Wir brauchen Geduld."
Der Comanche blickte auf. Sein Gesicht war das eines zornigen Teufels. "Der Junge war ein Narr. Warum hat er sich mir in den Weg gestellt? Er ist selber schuld an seinem Tod." Bloody Arrow stieß seinen verwundeten Arm in Richtung Ratcliff. "Und es ist gerecht, die Frau zu verkaufen. Ihr Mann hat diesen Arm zerstört. So soll er bezahlen."
"Vorsichtig mit dem Arm", sagte Doc Snake. "Fuchtle mal nicht so damit herum. Das Ding zu schienen war schwer genug."
"Ihr Comanchen wißt ganz genau, was ihr wollt", sagte Rowdy Randall. Er lag am Feuer und hatte die Beine übereinandergeschlagen. "Ein Arm kostet eine Frau. Was kostet eigentlich ein Bein?"
"Laß ihn", sagte Art Ratcliff. "Dieser verrückte Bauer bekommt, was er verdient. Er hat meinen Bruder getötet."
Sarah Sampson und ihre Tochter saßen ein wenig abseits, in schwere Decken gehüllt. Big Sams Frau saß stumm. Doch sie hörte aufmerksam zu.
"Wir ziehen weiter nach Westen", sagte Art Ratcliff. "Mitten in der Prärie sucht uns keiner."
Bald wurde die Nacht eisig. Sie legten nochmals Holz nach. Dann zogen sich alle in ihre Zelte zurück.
Am nächsten Morgen erwachte Rowdy Randall als erster. Es war überraschend windstill. Als er aus dem Zelt kroch und sich im Morgenrot umsah, bemerkte er im am Horizont eine dünne schwarze Rauchfahne. Er kniff die Augen zusammen und überlegte.
"Boss!" rief er plötzlich. "Mich tritt ein Pferd. Da vorn steht ein Haus!"
"Wo?" knurrte Art Ratcliffs Stimme im Zelt.
"Vielleicht zwei Meilen westlich von hier."
"Reit hin und sieh nach, was für ein Haus es ist", sagte Ratcliff. "Ein Chisholm-Posten fehlt uns jetzt gerade noch. Laß dich nicht erwischen. Wir machen inzwischen Kaffee."
Rowdy Randall tat wie geheißen. Er ritt behutsam auf das Wäldchen zu, über dem die schmale Rauchfahne stand. Im Wald band er sein prustendes Pferd an einen Baum. Mit der Lautlosigkeit eines Fallenstellers schlich er weiter, bis er schließlich auf ein einfaches Blockhaus traf. Daneben stand ein großer Stall. Randall hörte von dort das gedämpfte Meckern von Ziegen.
Vor dem Haus stand ein schlichter Totempfahl. Er war mannshoch. Seine Spitze zierte eine übergroße blaue Hand. Die Handfläche war mit einer gelben Spirale bemalt. Dies war keine Station des Händlers Jesse Chisholm. Dies war ein Bauernhaus.
Hopi, dachte Rowdy Randall, ein Hopi-Totempfahl. Wer hätte das gedacht. Dann schlich er wieder davon, ritt zurück und berichtete Ratcliff.
"Schau an, schau an", sagte Art Ratcliff und rieb sich das Kinn. "Eine Hopifamilie, die sich in Ackerbau und Viehzucht versucht. Die Wilden sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Was, Bloody Arrow?" Er lachte heiser.
"Was hast du vor", fragte Nogales, dessen stoppeliges Gesicht noch sehr morgendlich verknittert aussah.
"Wir kaufen ihnen ihren Laden ab", sagte Art Ratcliff.
"Kaufen?" sagte der Comanche und zog die Brauen hoch.
"Klar", sagte Ratcliff.
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