Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)
"Dann halten sie den Mund und wir haben ein Winterquartier."
"Na endlich", seufzte Isabella Gutierrez. Sie hielt ihre Hände über das Feuer.
Ratcliffs Augen blitzten. "Rowdy, du reitest voraus und versteckst dich. Du greifst nur ein, falls es brenzlig wird und das mit dem Verhandeln nicht so klappt, wie ich mir das vorstelle. Du merkst das schon. Und hört mal alle. Ich will keine weiteren Toten, verstanden? Wir kaufen die Farm. Bloody Arrow, kapiert?"
Der Indianer nickte grimmig und rieb seinen steifen Arm.
"Also los", sagte Art Ratcliff. "Die Frauen kommen mit. Frauen machen sich immer gut. Das hilft beim Verhandeln. Doc, du versteckst deine Visage. Diese Hopis kriegen nur Angst, wenn sie dich sehen."
Doc Snake schwieg beleidigt.
Sie brachen das Lager ab. Die Nüstern der Pferde dampften in der Morgenkälte als alle aufsaßen. Rowdy Randall preschte davon. Die anderen trotteten gemächlich hinterher. Sie erreichten das Wäldchen und standen bald auf der festgestampften Erde vor dem Blockhaus.
"Prächtig, prächtig", sagte Art Ratcliff. Er streichelte sein Menjou-Bärtchen, während er Haus und Hof musterte. "Die Ziegen rieche ich bis hierher. Aber sie stinken auch nicht viel schlimmer als ihr", sagte er zu seinen Männern.
Nogales gab seinem Pferd die Sporen und zog die Zügel an. Der Rappe wieherte und begann, mit seinen Hufen auf die Erde zu trommeln. Der Comanche tat es Nogales gleich. Der Vorplatz erdröhnte unter den donnernden Hufen ihrer Pferde.
Doc Snake schob sich die speckige Melone in den Nacken und schüttelte den Kopf. Art Ratcliff lächelte verschlagen.
Endlich öffnete sich die Tür des Blockhauses. Ein kleingewachsener Hopi-Indianer in Hemdsärmeln trat heraus, eine Schrotflinte im Anschlag. Seine schwarzen Augen waren angstgeweitet. Im Hintergrund jammerten Kinder. Er trat auf die Veranda.
Art Ratcliff hob beschwichtigend die Hände. "Wir kommen in Frieden." Er wandte sich zu seinen Männern. "Compagneros! Gebt doch mal Ruhe!"
Die Pferde hörten auf zu stampfen und tänzelten. Die beiden Halunken sahen den Farmer drohend an.
Ratcliff lächelte immer noch. "Schön habt ihr's hier", sagte er bewundernd. Er blickte sich um. Sein Arm beschrieb einen großen Kreis, der den ganzen Hof umschloß. "Wirklich schön."
Der Hopi blinzelte verdutzt.
"Du verstehst mich doch?" sagte Art Ratcliff mit besorgtem Gesicht.
Der Farmer nickte unsicher.
"Wir wollten dich fragen", sagte Ratcliff, "was dein Hof wohl kosten mag. Das fragen wir uns nämlich." Er wandte sich zu seinen Halunken. "Stimmt doch, Männer? Oder?"
Die Banditen nickten finster.
Ratcliff langte in die Innentasche seines Mantels. Dann klemmte er sich ein Zigarillo zwischen die Zähne. Nogales ritt heran, beugte sich vor und gab ihm Feuer. "Also, mein Freund", sagte Ratcliff schließlich zu dem Indianer. "Was willst du für deinen Hof?"
"Ist nicht zu verkaufen", stammelte der Hopi.
"So so." Art Ratcliff stieg vom Pferd und ging langsam auf den Hopi zu. Als er sich drei Schritte vor ihm aufbaute, überragte er den Mann noch immer, obwohl der auf der Veranda stand. "Hör zu, Indianer", sagte er leise. "Wir geben dir gute amerikanische Dollars für deine Hütte und die Ziegen. Ich an deiner Stelle würde dazu glatt ja sagen. Wenn ich du wäre, würde ich verkaufen. Siehst du die Schurken da drüben." Er deutete mit seinem Zigarillo in Richtung seiner Männer. "Die sind glatt in der Lage und nehmen sich deinen Hof. Einfach so. Die fackeln da nicht lange."
Der Hopi stierte ihn verständnislos an. Seine Hände umklammerten die Flinte.
"Ich dagegen will deinen Hof nicht einfach so", sagte Ratcliff. "Ich geb dir Geld dafür. Gutes Geld." Er sog an seinem Zigarillo. "Also sag schon, wieviel willst du?"
"Ich kann nicht verkaufen. Nicht jetzt", sagte der Hopi. "Der Winter kommt. Komm im Frühjahr nochmal."
Art Ratcliff winkte ihm. "Komm doch einen Schritt näher."
Der Mann rührte sich nicht.
Ratcliff nestelte ein Bündel Banknoten aus seiner Manteltasche. "Hier", sagte er und hielt sie dem Mann hin. "Hast du schon mal soviel Geld auf einmal gesehen?"
Der Hopi sah den Packen grüner Scheine. Er zögerte. Dann trat er unter dem Vordach hervor. Die Flinte in seiner Hand deutete nach unten.
Rowdy Randall war lautlos übers Dach der Hütte geschlichen. Er stand nun auf dem Dach der Veranda. Als der Indianer hervortrat, fiel das Lasso des Fallenstellers über seinen Kopf. Mit einem Ruck zog der Halunke die Schlinge zu.
Einen Moment
Weitere Kostenlose Bücher