Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)
später verließen die Füße des Hopi die Veranda. Der zappelnde Mann schwebte. Aus seiner Flinte löste sich unvermittelt ein Schuß, der den festen Boden vor ihm aufwühlte. Der Hopi ließ die Waffe fallen. Seine Hände zuckten zur Schlinge um seinen Hals. Er schnitt eine Grimasse.
Im Haus schrie eine Frau.
Art Ratcliff grinste, den Zigarillo zwischen den Zähnen. "Also", sagte er zu dem schwebenden Hopi. "Um nochmal auf den Preis zu sprechen zu kommen." Er blickte auf. "Du hörst mir doch zu?"
Der Indianer keuchte. Sein Mund stand offen. Seine Hände faßten das Seil. Er zog sich daran hoch.
"Gut", sagte Ratcliff. "Ich biete dir fünfhundert Dollar für deine lausige Hütte und den Stall. Hast du gehört? Fünfhundert! Ich gebe euch außerdem einen Wagen und lasse euch wegfahren. Ihr könnt gehen, wohin ihr wollt. Aber ihr haltet das Maul, wenn ihr dort seid. Okay?"
Der Mann röchelte. Seine Augen quollen hervor. Er wurde blaß.
Ratcliff hob die Augen zum Dach der Veranda. "Rowdy", sagte er. "Laß ihn runter. Ich denke, wir haben hier einen Deal."
Randall ließ das Seil los. Der Mann fiel zu Boden, wo er mit der Schlinge um den Hals schnaufend liegenblieb. Er schnappte nach Luft.
Art Ratcliff stellte seinen Fuß auf die am Boden liegende Flinte des Hopi. Er wandte sich an Nogales und den Comanchen. "Jungs, helft den Herrschaften schon mal beim Zusammenpacken!"
Nogales und Bloody Arrow stiegen ab. Sie zogen ihre Gewehre aus den Sattelschuhen und stampften in die Hütte. Eine Frau schrie, Kinder jammerten. Sie rannten in den Hof.
Eine Blumenvase flog in hohem Bogen auf den Platz. Ein Stuhl polterte auf die Veranda. Ein zweiter folgte.
"He", rief Ratcliff. "Die Möbel gehören jetzt uns! Laßt sie drin, ihr Narren!" Er wandte sich an Isabella Gutierrez im Wagen. "Ladies, helft ihr diesen guten Leuten beim Packen."
Nach einer halben Stunde saß der Hopi mit steinerner Miene auf dem Kutschbock seines Farmwagens. Unter der Plane hinter ihm lagen Kleider und Proviant. Auf den gefüllten Säcken saß seine Familie, seine Frau und die vier Kinder.
Art Ratcliff setzte sich neben den Indianer. Er begann grüne Scheine abzuzählen. Dann reichte er dem Hopi den abgezählten Packen. "Hier", sagte er. "Genau fünfhundert. Dafür bekommst du zehn solcher Farmen. Ach was, zwanzig! Und jetzt fährst du fort und vergißt, daß du jemals hier gewohnt hast, kapiert? Und uns vergißt du erst recht."
"Gewehr kann ich dir leider keins mitgeben. Sorry. Aber du hast ja deinen Tomahawk. Ein paar Pfeile hast du auch." Art Ratcliff stieg ab und klatschte dem Wagenpferd aufs Hinterteil. "Und los geht's. Gute Reise."
Der Hopi schnalzte mit den Zügeln. Sein Tier setzte sich schwerfällig in Bewegung. Der Wagen ratterte vom Hof.
Isabella Gutierrez trat auf Ratcliff zu. Sie blickten dem Wagen nach. "Hast du keine Angst, daß er mit ein paar Freunden wiederkommt?"
Art Ratcliff warf sein Zigarillo auf die Erde und trat es aus. "Nein", sagte er. "Es gibt nur wenige Hopi in Oklahoma. Die haben keine Streitmacht hier. Außerdem..." Er grinste. "Für fünfhundert Greenbacks verkauft eine Rothaut glatt ihre Großmutter. Wir sind hier sicher." Er faßte Isabella Gutierrez unters Kinn. "Lächle doch mal wieder."
"Dann lächle du nicht dauernd die Bäuerin an", zischte Isabella Gutierrez und stieß seine Hand weg. Ihre Augen sprühten Funken. "Seit sie dabei ist, glotzt du sie an!"
Art Ratcliff lachte schallend.
Wenig später schleppten alle ihre Habseligkeiten ins Haus.
Isabella Gutierrez rauschte durch die Hütte. "Zwei Zimmer! Art Ratcliff, dein Haus hat nur zwei Zimmer!" keifte sie. Es gab ein hinteres, das gleichzeitig Wohnraum war, und ein vorderes.
"Das muß dich nicht stören, Liebling", sagte Ratcliff. "Das schönere von beiden ist unseres."
Sarah, Little Mary und die rothaarige Doreen blickten sich an. "Und wir sollen mit den Männern hier vorn wohnen?" sagte Sarah Sampson.
"Das geht natürlich nicht", sagte Art Ratcliff.
"Wieso?" fragte Rowdy Randall.
"Mit euch Halsabschneidern in einem Raum?" sagte Ratcliff. "Auf keinen Fall. Die Puppen dürfen mir nicht kaputtgehen. Ich brauch sie noch für meinen Saloon."
"Die Squaw gehört mir", stieß der Comanche hervor. "Sie bezahlt für meinen Arm."
"Dein Arm!" brüllte Art Ratcliff. "Ihr Mann hat meinen Bruder erschossen. Wenn sie irgendwem gehört, dann mir!"
"Dann die Kleine", keuchte Bloody Arrow.
Art Ratcliff grinste. "Wir verkaufen sie. Das Geld sollst du haben. Für
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