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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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Gemahlinnen der Schwarzen Erde Ned und mich entführt hatten, und in der Feuersbrunst gefangen war.
    Kein Ahnung, warum ich hier immer noch nach ihr suche. Wäre sie hiergeblieben, wäre sie schon tot. Ihre einzige Option bestand darin abzuhauen.
    Ich nehme mir Seife, Shampoo, Zahncreme und Zahnseide und gehe in mein altes Zimmer. Die schmutzigen Fenster werden von den strähnigen Mustern der Spinnweben bedeckt. Ich packe ein paar Ersatzklamotten in einen alten Mein-kleines-Pferdchen -Rucksack, das einzige Gepäckstück von ausreichendem Fassungsvermögen, das ich in meinem Schrank finden kann. Meine Erwachsenenkleider befinden sich in meiner Wohnung, aber die liegt zu dicht am Zentrum des Wahnsinns, an dem, was auch immer den Brand in der Arena überlebt haben mag. Die Sachen, die ich raussuche, hatte meine Mutter wahrscheinlich hier verstaut, seit ich die Highschool verlassen hatte, aber sie sind besser als nichts. Ich versuche Wertsachen zu finden, Dinge, die ich gegen Medizin oder Essen tauschen kann. Ich finde eine alte Packung Kondome unter der Matratze in meinem Zimmer. Sie haben ihr Verfallsdatum überschritten, aber ich weiß aus der Arena, dass sie denselben Wert haben wie Zigaretten. Auch davon stoße ich auf eine Packung unter meiner Matratze, völlig vertrocknet, aber vielleicht eine Dose grüne Bohnen wert.
    Bevor ich gehe, suche ich unten erneut den Bereich um das Telefon ab. Der Hörer liegt neben der Gabel auf einem überfüllten Schreibtisch, wo meine Mutter die Rechnungen und die Post hinpackt. Das Möbelstück ist eine Antiquität, stammt aus der Dachkammer meiner Großmutter und riecht nach all den Jahren immer noch nach alten Büchern. Da steht auch ein Anrufbeantworter, aber ohne Strom ziemlich nutzlos. Doch dann entdecke ich einen Notizzettel neben dem Apparat, zerknittert und verschlissen, aber an einer augenfälligen Position angebracht. Ich nehme ihn ab und streiche sorgfältig die Ränder glatt.
    Minny –
    Ich hoffe, du bist in Sicherheit. Tante Tammy hat angerufen und gesagt, dass sie in Fort Morgan ein Lager einrichten. Nimm die Route 39 runter zur 88, dann zur 80, bis du auf die 76 triffst. Es ist ein langer Weg, und ich weiß nicht, ob wir es schaffen. Ich breche mit den Andersons von nebenan auf. Zuerst wollen wir Allison finden.
    Und dann, am unteren Rand, unterstrichen:
    Ich sehe dich bald in Liberty Village!
    Fort Morgan. Colorado. Ich war ein paar Mal da, um Tante Tammy und ihre Familie zu besuchen. Das sind gute Leute, Outdoortypen, Jäger, Fischer, Kanuten. Aber dieser Ort ist einige Staaten entfernt, Hunderte und Aberhunderte von Meilen. Mom hat die Nachricht für ihre Cousine Minny dagelassen, eine Frau, die ich ein paar Mal auf Familiengrillfesten und Ausflügen getroffen habe. Ich wette, Mom hat nie erwartet, dass die Notiz mir in die Hände fällt. Sie wollte tatsächlich nach Colorado aufbrechen, nachdem sie mich aufgesammelt hätten.
    Meine Mom ist also mit meinen Nachbarn unterwegs. Sie hat es nicht zu den Apartments geschafft und auch nicht in die Arena, aber es gibt keinen Beweis für ihren Tod. Da ist natürlich die Sache mit der Handtasche, aber das kann alles Mögliche bedeuten. Warum sind sie ohne mich aufgebrochen?
    Während ich wieder nach oben steige, fühle ich eine merkwürdige Schwere in meinen Händen. Ich gehe in das Schlafzimmer meiner Mutter. Ihr Parfüm ist noch gegenwärtig. Ich habe die Art, wie sie roch, immer geliebt, und dass sie nie das Parfüm gewechselt hat. Der Geruch ist in diesem Zimmer in alles eingedrungen, und es mag vielleicht Anna Sui’s Name auf der Flasche stehen, aber es ist der Duft meiner Mutter. Ich nehme die Parfümflasche und halte sie gegen das Licht. Durch das purpurne Glas kann ich erkennen, dass nur noch ein halber Zentimeter in der Flasche steht. Ich schiebe sie in meinen Rucksack und wende mich zum Gehen.
    Dann höre ich unten ein Geräusch, Schritte auf der Veranda. Ein Stolpern und ein Knirschen. Ich hebe meine Axt, bereit, sie niedersausen zu lassen. Ich zische Dapper einen scharfen Befehl zu, woraufhin er missmutig hinter mir Sitz macht und mich mit diesen braunen Augen traurig ansieht. »Ich weiß, mein Junge, du willst helfen, aber es ist zu deinem Besten.«
    Die Schritte kommen die Treppe hinauf, scharren auf dem Holz, Arme oder Ellenbogen bumsen an die Wand. Ich fühle einen kleinen Schub Energie, eine Spannung, wie sie Koffein oder Adrenalin hervorbringen kann – den Willen, zu verteidigen, was meins ist. Die

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