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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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verpackten Campinggrill da, und … Das da, ist das ein Stemmeisen? Bring das auch her.«
    Ich hole den unförmigen, großen Campinggrill und das Stemmeisen und bringe beides zu Julian. Es ist, als würden wir ins Mittelalter zurückgeworfen, ich stelle mir vor, wie ein Pfeilschaft aus seinem Bein ragt. Ich packe das Stemmeisen und den Grill aus und grüble argwöhnisch über Julians Absichten nach.
    »Du brauchst eine Flamme. Ist da ein Brennstoffbehälter?«
    Ich spähe in den Karton und ziehe einen runden Behälter von der Größe einer Süßkartoffel heraus. Ansonsten klappern nur noch ein paar losen Kleinteile in dem Karton.
    »Das ist es, das ist der Brennstoff. Da gibt’s irgendwo eine Passung, sollte nicht schwer zu finden sein.« Julian zeigt auf die Rückseite des Campinggrills. Es stinkt mir zwar, die ganze Zeit herumkommandiert zu werden, aber ich bin zu neugierig, worauf er eigentlich hinauswill.
    »Passt es? Schön, das sollte funktionieren. In Ordnung, zünde jetzt die Flamme an und stell sie heiß, so heiß wie es geht. Leg dann das Stemmeisen drauf und warte.«
    Als ich mich wieder neben ihn knie, beginnt sein Plan in meinem Gehirn grausam Gestalt anzunehmen.
    »Na fein, besser jetzt als später. Lass uns loslegen. Schneide ein gutes Stück über der Wunde das Hosenbein weg. Du brauchst Platz. Das Licht hier drin ist Scheiße, also geh nah ran, wenn du musst.«
    Der Campinggrill zischt, die Flamme wird am Eisen bläulich. Ich kann den Brennstoff riechen, ein bittersüßer, scharfer Geruch, der mich ans Grillen im Sommer erinnert. Ich tue wie geheißen, komme mir vor wie ein Trottel, während er mir Schritt für Schritt erklärt, deutlich betonend, als wäre ich ein Kleinkind. Dennoch ertrage ich seine Art, denn sie führt hoffentlich dazu, dass er es hier rausschafft und Ted Hilfe bekommt. Dann fällt mir etwas ein …
    »Scheiße«, sage ich und richte mich ruckartig auf. Ich sollte chirurgische Übungen dieser Art besser vermeiden .
    »Was ist los? Oh Gott, hast du mich schon umgebracht?«
    »Nein … dein … Dein Arm . Verflucht noch mal, wie konnte ich das übersehen?«
    »Wir werden diese Brücke überqueren, wenn wir hinkommen. Wer weiß, wenn das hier gutgeht, kann ich dir vielleicht Anweisungen geben, deinem Freund zu helfen, richtig?«
    »Ich hasse dich.«
    »Sterilisiere jetzt die Klinge«, sagt er, lächelt und fährt fort: »Nimm die größte Klinge und erhitze sie von jeder Seite. Nimm eins dieser T-Shirts, schneide ein paar Streifen daraus. Lass dir Wasserstoffperoxyd über die Hände laufen, wisch sie an einem Shirt ab, und schütte auch etwas auf die Klinge. Gut. Gut. Mach die Klinge sauber, und los geht’s.«
    »Himmel.«
    »Atme tief durch, Allison«, sagt er und wird einen Augenblick lang ernst. Meinen Namen mit fester Stimme gesagt zu hören hilft ein wenig. Nicht sehr, aber doch genug, um anzunehmen, dass ich das Folgende bewältigen werde. Als ich zu ihm hochblicke, ist sein Lächeln verschwunden. Er sieht gar nicht schlecht aus ohne dieses Arschlochgrinsen. Und diese Ernsthaftigkeit, das stille Bitten in seinen Augen, lässt meine Hände ruhig werden, und ich wende mich wieder seinem Bein zu. Egal, ob er Ted helfen kann. Julian verdient es zu leben, selbst wenn er völlig mongoloid wäre.
    »Nimm einen der Streifen und zieh ihn um meinen Schenkel fest, ein paar Zentimeter über dem Metall. Scheiße! Verdammt! Nicht so fest.«
    » Entschuldigung! Entschuldigung, so besser?« Das ist wirklich schwer. Schwerer jedenfalls, als es aus seinem Mund geklungen hat.
    »Ja, das ist gut. Du musst nur den Blutfluss verlangsamen«, sagt er und wischt sich mit seiner linken Hand die Stirn. Er schwitzt, die Tropfen sammeln sich in seinen Bartstoppeln. »Stell dir das Schrapnell wie einen Kompass vor, okay? Ich gebe dir die Richtung auf diese Art: Norden ist Richtung Gürtel, Süden Richtung Füße. Verstanden?«
    »Ich kann nicht glauben, was wir hier tun.«
    » Verstanden? «
    »Verstanden. Himmel, sind deine Beine behaart. Ich kann nichts erkennen.«
    »Du führst die Spitze der Klinge östlich des Metalls ein, sodass du es berührst, okay? Dann machst du einen kleinen Einschnitt, nicht zu tief, und ziehst das Messer nach Osten. Nach Osten, nicht nach Süden, niemals nach Süden, okay?«
    »Sicher«, sage ich mit zitternder Stimme, während ich das Messer ansetze. Ich warte, warte und hoffe, dass ich das nicht zu Ende bringen muss.
    »Keine Sorge, Allison, du machst das gut.«
    Das

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