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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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Raum hinein. Ein Lager, die Wände mit halbleeren Regalen gesäumt, von oben flimmert eine Notbeleuchtung, erfüllt den Raum mit einem gelbschummrigen Flackern. Bei einem flüchtigen Rundblick entdecke ich einen Basketball, einen rostigen Kanister und einen Karton Baumwollshirts. An der gegenüberliegenden Wand sitzt ein Mann, die Beine ausgestreckt, den rechten Arm in einer notdürftig gebastelten Schlinge.
    »Sind Sie Julian?«, frage ich.
    »Ja, Julian Clarke, Doktor Julian Clarke.«
    »Sie sehen nicht gerade wie ein Doktor aus.«
    »Bereust du deine Aktion?«
    »Sehr witzig«, entgegne ich und verdrehe die Augen. »Können wir uns ein bisschen beeilen? Wir müssen hier raus sein, bevor Ihr Freund zurückkommt.«
    »Ich hoffe, du bist stärker, als du aussiehst, Süße«, sagt er und nickt in Richtung seiner ausgestreckten Beine. »Wir sind sofort unterwegs, wenn du meine ganzen hundert Kilo tragen kannst.«
    Erst jetzt bemerke ich den dunklen Fleck auf seinen ramponierten Khakihosen. Ein großer Blutfleck an seinem Oberschenkel, direkt über dem Knie. Perfekt. Ein ungehobelter Arzt, der mehr wie ein Expeditionsteilnehmer aussieht als wie ein Chirurg, nicht laufen und seinen rechten Arm nicht benutzen kann. Ich mache mir im Geiste eine Notiz, Nanette persönlich zu kreuzigen – und zwar langsam –, falls wir hier je rauskommen.
    »Dann nehme ich an, dass du für immer hier festsitzt«, ich zucke die Achseln und wende mich zur Tür.
    »Das ist der wahre Geist.«
    »Schön, was soll ich tun? Wenn du nicht gehen kannst, kann ich dich kaum gebrauchen.«
    »Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit, Süße.«
    »Okay, als Erstes: Hör auf, mir Scheiß-Kosenamen zu verpassen. Zweitens: Mach einen Vorschlag oder stell dich darauf ein, hier rausgeschleift zu werden.«
    »Sind deine Augen so scharf wie dein Mundwerk?«, fragt er, immer noch an die Regale gelehnt. Wenn widerliche Selbstherrlichkeit ein Model suchen würde, wäre Dr. Clarke sicher Kandidat Nummer eins. Er sieht ein bisschen aus wie Dobbs, vorausgesetzt, der hätte den größten Teil seines Lebens in klimatisierten Büros und teuren medizinischen Lehranstalten verbracht statt im weiten Land. Der Doc hat eine hohe Stirn und einen hageren Kopf mit einer braunen, quastigen Mähne wie ein Löwe, ein blitzendes Lächeln und eine große Nase wie die Figuren auf antiken, griechischen Vasen.
    »Meine Augen sind gut, danke der Nachfrage«, sage ich. »Worauf willst du hinaus?«
    Seine Brauen hüpfen. »Meinst du bezogen auf hier und jetzt oder ganz grundsätzlich?«
    »Hier und jetzt, bitte.«
    »Siehst du das da?«, fragt er und nickt in Richtung des rostigen Kanisters im Regal.
    »Ja.«
    »Wühl mal ein bisschen dahinter herum. Ich glaube, ich habe da ein paar braune Flaschen gesehen, als sie mich hier abgeladen haben.«
    Der rostige Kanister entpuppt sich als ein alter Benzinbehälter, hinter dem sich, wie Julian gesagt hat, ein paar dunkelbraune Kunststoffflaschen verbergen. Reinigungsalkohol, Wasserstoffperoxyd, Vaseline … Ich zähle meine Funde auf.
    »Schnapp dir diese T-Shirts da, den Alkohol und das Wasserstoffperoxyd«, befiehlt er. Ich greife danach und zögere. »Herrgott noch mal, bitte. Bitte, edles Fräulein, würdest du die Güte haben, das alles herzubringen.«
    »Klar, kein Problem.«
    Ein übles Gefühl breitet sich in meinem Magen aus, denn ich ahne seine Absichten. Ich bin fast geschmeichelt von der Vorstellung, dass er mir nur ein, zwei Minuten nach der ersten Begegnung bereits so sehr vertraut … Aber andererseits, bleibt ihm eine Wahl? Wenn ich mir nur meine Mutter vorstellen könnte, einen gesunden, glücklichen Ted und wie wir alle die Straße nach Colorado runterbrausen …
    »Setz dich«, sagt er und tätschelt den Boden mit seiner unverletzten Hand.
    »Was ist dir passiert?«, frage ich.
    »Arm oder Bein?«
    »Na ja, beides?«
    »Der Arm ist eine lange Geschichte, am besten heben wir die uns für später auf, wenn wir mehr Zeit haben. Das mit dem Bein passierte bei der Explosion. Ich habe wie ein Idiot versucht, auf dem Weg nach draußen noch Sachen zusammenzuraffen, das ist ziemlich nach hinten losgegangen. Wie du sehen kannst, ist mein Bein jetzt stolzer Besitzer eines etwa fünf Zentimeter langen Stücks Stahl.«
    »Darf ich fragen, was du mitzunehmen versucht hast?«
    »Zwei Wörter, Schätzchen: Pinot Grigio.«
    »Oh, heilige Scheiße.«
    »Was? Ich lecke lieber einem Elefanten den Arsch, als den Rest dieser Hölle nüchtern zu

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