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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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mich entsetzlich wach.
    Das muss aufhören. Wenn ich noch länger so weitermache, werde ich unbrauchbar, schwach, dumpf und krank.
    Es muss aufhören.
    KOMMENTARE
    Isaac:
    23. September 2009 22:33 Uhr
    Du bist nicht verrückt. Bleib wachsam, versuch, dir eine Routine zu schaffen, und halte dich an sie. Es wird leichter für deinen Körper, wenn du einen Rhythmus findest. Lass dein Immunsystem nicht zu schwach werden.
    Mel:
    23. September 2009 23:20 Uhr
    Das Boot läuft heute aus, und ich bin drauf. Wir haben ein paar der Kreaturen im Wasser gesehen, aber sie wirkten langsam. Ich glaube, wir können es schaffen. Du wirst von mir nichts mehr hören, Allison, aber ich werde an dich denken. Auf Wiedersehen.
    Allison:
    23. September 2009 23:55 Uhr
    Viel Glück auf den Wellen, Mel. Schick uns eine Postkarte von Kuba und etwas Rum. Jede Menge Rum.

25. S EPTEMBER 2009 – DER VERRÜCKTE Z WISCH ENFALL MIT DEM H UND IN DER N ACHT
    Klopf, klopf.
    (Komm schon, sag es.)
    Na gut. Wer ist da?
    BLAGRRUUGGHHEEEFGH .
    »Scheiße, du wirst auch langsam irre, oder?« Das war Teds enthusiastische Reaktion auf den Witz. Ich glaube aber, er hat doch ein bisschen gelacht, später, im Stillen. »Erst Phil und jetzt du? Findest du es schön, die ganze Nacht aufzubleiben und über diese Scheiße zu grübeln?«
    »Nein«, antworte ich verlegen. »Nicht wirklich.«
    ’tschuldigung. Das ist die Art blödsinniger Mist, der dieser Tage hier als Humor durchgeht. Es ist trostlos. Irgendwo zwischen meiner zwanzigsten Tüte Maischips und meinem zehnten Fruchtdrink muss mich eine kleine Depression ereilt haben. Ja, es ist offiziell. We’ve lost that loving feeling, unsere Chuzpe, unser joie de vivre . Nicht, dass wir je begeistert davon waren, in einem beigen Pausenraum der Firma festzusitzen, aber immerhin gab es kein Klagen, keine Aphatie, kein leeres Gestarre.
    Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell so schlimm werden würde. Janette und Matt haben den Spaß am Kartenspielen verloren und verbringen ihre Tage mit sinnlosen Wortspielen und endlosen Runden von ›Was würdest du lieber tun‹. Phil verlässt sein Büro absolut gar nicht mehr, außer um das Klo aufzusuchen, womit wir bei einem aktuell dramatischen Aspekt unserer Lage sind: dem völlig unbeschreiblichen Horrorkabinett, das unser Klo darstellt.
    Es gibt kein fließendes Wasser, nur begrenzte Mengen Klopapier und keine funktionierende Ventilation. Ich überlasse es eurer Fantasie, euch vorzustellen, wie es riecht, denn wenn ich es hier zu beschreiben versuche, endet unser Tête- à -Tête garantiert damit, dass ich mit einem großen Schwall von Maischips und Fruchtdrinks neonorange gefärbter Kotze mein Laptop zerstöre.
    Im Ernst, wir stinken grauenhaft.
    Das ist etwas, was wir nicht länger fröhlich ignorieren können, nicht nur, weil der infernalische Gestank allmählich anfängt, unter der Pausenraumtür hereinzusickern, sondern auch, weil wir alle viel zu mürrisch und verbittert sind, um uns noch um Manieren zu scheren. Zwischen den scheußlichen Blähungen, unter denen wir alle leiden, und der jauchigen Todeskammer, die nur darauf wartet, mit dem Nächsten, der pissen muss, eine neue Runde Verheerung freizusetzen, ist eine Situation der Alarmstufe Rot entstanden.
    Folglich haben wir eine Zusammenkunft einberufen.
    »Also, Leute«, sage ich und gebe mir Mühe, ein ernstes Gesicht zu machen. Ich laufe permanent Gefahr, in haltloses Gegacker auszubrechen. Zum einen, weil wir allen Ernstes eine Versammlung über Fürze abhalten, zum anderen, weil ich seit Tagen nicht geschlafen habe. Ich bin bloß noch die schattenhafte, schwindlige Hülle einer menschlichen Gestalt. Ich weiß, dass die schmutzverschmierten Tränensäcke unter meinen Augen allmählich Drillichtaschen für den militärischen Gebrauch ähneln, aber dies ist eine Angelegenheit, die unverzüglich gehandhabt werden muss, und dazu bin ich fest entschlossen. Ich sehe, dass Ted kurz davor ist loszulachen, also verpasse ich ihm den angemessenen Erwachsenenblick. »Ich glaube, ich muss niemandem erklären, wie fürchterlich grausam es hier riecht«, sage ich und stemme die Hände in die Hüften, um auch durch meine Haltung den nötigen Ernst einzufordern. »Uns sollte etwas einfallen, denn lieber lasse ich mich von den grässlichen Dingern da draußen fressen, als mitzuerleben, wie es hier noch schlimmer wird.«
    »Es gibt noch die Toiletten im Flur«, eröffnet Matt, während er eine Tüte Käsechips aufreißt. Er

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