Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)
einem Arm um seine Hüfte. »Bist du kein bisschen interessiert?«
»Du weißt, es ist verlockend, und du weißt, ich kann nicht.«
Ich erkenne, dass meine Hoffnung auf Flucht, idiotisch ist.
Alles, was wir getan haben, all das Knausern, Kämpfen und Fluchen war völlig umsonst, ein Kampf gegen Windmühlen, Schädelschlagen gegen eine massive Eisenwand. Ganz gleich, was wir tun, was wir versuchen, etwas untergräbt unsere Anstrengungen. Dann verdoppeln wir unsere Anstrengungen, wir schwören uns von früh bis spät, dass wir tun werden, was immer nötig ist, was auch immer wir möglicherweise schaffen können, bevor wir zu erschöpft sind, um weiterzumachen. Vielleicht sollten wir einfach aufhören, um die unvermeidlichen Verluste zu beenden. Vielleicht sollten wir einfach die Türen aufstoßen und unser unvermeidliches Schicksal hereinmarschieren lassen.
Wir haben versucht, die Leute von Regenwasser zu überzeugen, aber nun bleibt der Regen aus. Dicke, stille Wolken hängen über uns, piesacken uns, indem sie über unsere Köpfe halten, was wir am meisten brauchen. Keine Chance auf Schlaf, seit die Arena zu jeder Stunde von Husten und Stöhnen erfüllt ist. Die Kranken werden kränker, die wenigen Starken werden stärker. Unser einst friedliches, hoffnungsvolles Village hat sich in ein Flüchtlingslager mit schwindender Gesundheit und sterbender Zuversicht verwandelt. Wir sind viel zu beschäftigt damit, den Zusammenbruch zu verhindern, sodass keiner mehr die Zeit oder die Kraft hat, Nachrichten zu senden. Unsere einzige verlässliche Quelle der Unterhaltung ist verloren, ersetzt durch ständige Plackerei. Es gibt keine Ersatzzelte mehr, die Leute schlafen draußen in Schlafsäcken, auf Haufen mottenzerfressener Decken. Unsere Nahrungsversorgung stößt endgültig an ihre Grenzen, und viele von uns essen weniger, damit die sehr Kranken etwas zu Kräften kommen.
Der Gipfel des Ganzen ist, dass die Gemahlinnen der Schwarzen Erde Collins Führung in Frage stellen. Sie werfen ihm vor, er würde das Lager zu Grunde richten, zu viele Regeln aufstellen und Menschen Nahrung verwehren, die ihnen gerechterweise zustehe, Gesindel hereinlassen, anstatt die Dörfler zu beschützen. Jede vernünftige Diskussion kann ihre Rufe nach neuer Führung, einem neuen Regime, nicht übertönen. Collin versucht die Ordnung auf die einzige Art, die er kennt, aufrechtzuerhalten: die Barrikaden verstärken, uns im sicheren Raum halten, sich die Probleme anhören und vermitteln, die Gemahlinnen so weit wie möglich beruhigen. Das ist keine Unterdrückung, es ist nur gutes Management.
Der Zorn der Gemahlinnen scheint sich durch meine Verbindung zu Collin gesteigert zu haben. Sie wissen natürlich, dass er und ich uns sehr nahe gekommen sind, und ich bin sicher, sie wissen, dass ich fast jede Nacht in Collins Zelt verbringe. Ich weiß nicht, was ich ihnen sagen, wie ich reagieren soll. Einerseits haben sie ein Recht, sich über die Überfüllung der Arena, über die Grenzen ihres Aufnahmevermögens zu empören. Andererseits aber sollten sie sich mit funktionierenden Lösungen beschäftigen, statt herumzujammern und Gerüchte zu verbreiten.
Ich habe Collin mehr als einmal vorgeschlagen, unsere Sachen zu packen und zu verschwinden. »Wenn sie unbedingt die Macht übernehmen wollen, dann lass sie doch«, habe ich gesagt. »Lass sie rausfinden, was für ein erschöpfender, undankbarer Job das ist.«
Aber er will uns nicht aufgeben, noch nicht mal jetzt, wo alles aus dem Ruder läuft.
Heute sollten Ned und ich das sanitäre Problem lösen, keine beneidenswerte Herausforderung. Bei all der Kotzerei und dem Durchfall sind die wenigen Toiletten völlig unbrauchbar geworden. Mit Finn als Leibwächter zerrten Ned und ich Dixiklos von den Tennisplätzen herbei und stellten sie außerhalb der Arena in einer Reihe auf. Zwar ist es gefährlicher, wenn sie sich dort draußen befinden, aber wir haben entschieden, das sei besser, als den Geruch und die Keime drinnen zu haben. Neds brutales Training muss sich ausgezahlt haben, denn es bereitet mir wenig Mühe, die schweren Klos herüberzuziehen. Ned wird zusehends blasser. Er verbringt viel Zeit drinnen unter künstlichem Licht, lebt zu viel im Düsteren.
Seit unserem Gespräch meidet mich Corie verbissen. Ich hege den Verdacht, sie glaubt, keine Chance zu haben, mich für ihre Seite einzunehmen, so eng, wie ich mit Ned verbunden bin – ein Trugschluss. Ich bin mehr als offen dafür, mir ihre Sicht der
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