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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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wir einen Hafen an. Avalon hat sich als brauchbar erwiesen, dank seiner geringen Bevölkerung und der daraus resultierenden niedrigen Zahl an Untoten. Einmal sind wir nach Norden zum Luftwaffenstützpunkt Vandenberg gesegelt, er sah völlig verlassen aus. In Camp Pendelton in San Diego gab es Aktivitäten, aber um ganz ehrlich zu sein, das Boot schien sicherer.
    Wir sind einigen anderen Überlebenden begegnet, die auf den abgelegeneren Inseln kampieren, darunter auch Wissenschaftler, die dort forschen.
    Ich würde dir raten weiterzuziehen, Allison. Nimm alle mit, die leben wollen und bereit sind, dafür zu kämpfen, und setzt euch ab. Viel Glück, bleib am Leben, und lass uns hoffen, dass irgendwo irgendwas für uns arbeitet (wie die guten Leute von der Wetter- und Ozeanografiebehörde hartnäckig behaupten).
    Amy:
    19. Oktober 2009 17:02 Uhr
    Allison! Sie ist zurück? Wie hat sie das nur geschafft?
    Allison:
    19. Oktober 2009 17:46 Uhr
    Mit Hilfe von Voodoo? Oder der großen und schrecklichen Ironie des Schicksals? Was immer es war, ich wünsche ihm tausend feurige Tode.
    j. witt:
    19. Oktober 2009 20:08 Uhr
    omg – Allison, es tut mir so leid, was ist passiert?

20. O KTOBER 2009 –
    S TUNDENDER M USSE
    »Ted?« Keine Antwort. »Ted? Ist hier jemand? Dapper?«
    Die Erde ist versengt und blutgetränkt, genau wie meine nackten Füße, der Boden übersät mit weggeworfenen Waffen, Schilden und Stücken von Panzerungen. Spuren von Füßen, die tief in den feuchten, kiesigen Sand eingesunken sind, Fußabdrücke, die stocken, nirgends hinführen. Ein paar Meter weiter steigt ein Rauchschleier auf und wird von einem lauwarmen Wind davongetrieben. Dahinter erkenne ich eine Wand, durchlöchert von Tausenden heftig aufgeprallter Trümmer, zernarbt, als ob die Götter herabgestiegen wären und hier persönlich Diskuswerfen geübt hätten, an diesem Strand, gegen diese Nation.
    »Hallo?«
    (Anmerkung der Verfasserin: Was jetzt folgt, ist der wahre Bericht über das, was passieren kann, wenn eine äußerst irregeleitete Person auf dem Höhepunkt beschissenen Liebeskummers beschließt, harten Schnaps mit unrechtmäßig erworbenen verschreibungspflichtigen Muskelrelaxanzien zu mischen. Zu solchem Verhalten kann nicht geraten werden – außer natürlich, der Leser hält die plötzliche Gesellschaft längst verstorbener griechischer Könige für erstrebenswert.)
    Es ist schwindelerregend heiß. Meine Augen sind müde und verkrustet, trocken, als ob sie sich von Lagerfeuerrauch erholten. Keine Spur von Ted und Dapper. Ein befremdliches Geräusch wird lauter. Das donnernde Getrommel und Getöse von Wellen, die gegen Felsen schlagen. Ich befinde mich an einer Küste, unter mir ist Sand, klebt an meinen Händen, auf meinem Gesicht und pikst mir in die Knie. Eine heftige Woge stößt mir in den Rücken, und vor mir bricht eine alte Mauer weg. Ganz ehrlich, ich hatte schon schönere Träume.
    Doch wenn ich träume, sollte mein Wille etwas zählen. Aber sosehr ich es auch versuche, ich kann den schwarzen Sand nicht fortwünschen. Kein Quantum mentaler Kraft tauscht die Asche und die Flammen gegen ein paar wogende Palmen und eine Margarita auf Eis.
    Zu meiner Linken erhebt sich ein steiler Hügel, zerklüftet und mit niedrigen Büschen bedeckt, die an den scharfen Zacken der Felsen hängen und sich mit ihren Wurzeln an das nackte Leben klammern. Die Felsen steigen zu einem hohen Plateau an, und eine flockige Salzkruste bedeckt den steilen Abhang zur Seeseite hin. Unter dem aschigen Rauch liegt ein merkwürdiger Geruch, ein Hauch von Meersalz, wie eine Spur von Parfüm, die noch immer am Handgelenk einer toten Frau haftet. Ein paar ungelenke Schritte weiter, und ich wandere über das unebene Gelände, fuchtele herum und fluche, bevor ich der Länge nach im Sand lande. Ich stehe auf, und der eklige Schmerz in meinem Kopf sticht. Mein Gehirn pfeift, rasselt wie ein Teekessel, der gleich explodiert.
    »Wo bin ich?«
    »Troja, winzige Zukunftsfrau. Was davon übrig ist.«
    Ein langer Schatten begleitet die dröhnende Stimme, und als ich mich umwende, steht ein Mann hinter mir. Ein runder Schild verdeckt die Hälfte seines Torsos, seine andere Hand hält ein scharfes Schwert gepackt.
    »Wie in der Geschichte vom Trojanischen Pferd? Das Troja?« Ich kann meine Stimme kaum hören. Der Lärm, der ein Stück voraus bei der eingestürzten Mauer anschwillt, wird zu einem wilden Geschepper, das alarmierend schnell zu einem Crescendo anwächst.

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