Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
Vom Netzwerk:
ist. Und wer weiß, was man ihnen erzählt oder zeigt …
    »Wir kommen hier raus«, sage ich und drücke nochmals seine Hand. »Wir müssen. Es ist noch nicht vorbei, nicht, ehe wir tot sind. Wir sind zu weit gekommen, um hier zu sterben. Ich lasse nicht zu, dass mich eine Horde durchgeknallter Weiber ermordet, nicht, nachdem ich es so weit geschafft habe.«
    Es gibt keine Hoffnung, aber ich suche trotzdem nach ihr, versuche, tief zu graben, und vergesse fast, dass ich es nicht länger mit hirnlosen Untoten zu tun habe. Ich will alles vergessen, einen tauben Raum finden, in dem es kein Denken gibt, kein Gefühl … Aber etwas verhindert das. Etwas sagt mir, ich müsse mich wieder aufrappeln. Etwas sagt mir, dass es mir nicht gestattet ist, mich vernichten zu lassen. Ich will meinen Hund wieder. Ich will meine Freiheit, und am meisten will ich ein Zuhause. Ich will meine Mami.
    KOMMENTARE
    Steveinchicago:
    26. Oktober 2009 17:27 Uhr
    ja! du bist zurück. entschuldige das rip. wie auch immer, ich kenne dieses gefühl, allison. ich will auch meine mami. halte dich jetzt von verschreibungspflichtigen medikamenten fern, sie betäuben die sinne.
    Isaac:
    26. Oktober 2009 18:01 Uhr
    Es ist schön, dich, na ja, am Leben zu wissen. Ich glaube, wir wollen alle unsere Mamis. Aber jetzt mach schon, und erzähle uns den Rest, Frau!
    Elizabeth:
    26. Oktober 2009 20:46 Uhr
    Ich denke, das ist das letzte Mal, dass ich mich melde. Es wird immer schwerer, eine aktive Verbindung zu finden. Wir lagern Fisch in großer Menge ein, nur für den Fall, dass die Seuche das Ökosystem des Meeres ruiniert. Wir haben Gerüste über Gerüste voll getrocknetem Fisch. Ich würde für einen Burrito töten, aber ich sollte glücklich über unsere Nahrungsversorgung sein, über jede Art von Nahrung. Der Ozean war unser Retter, und ich bin an jedem einzelnen Tag für unsere Sicherheit dankbar. Ich weiß, dass du nicht herkommen kannst, Allison, aber ich wünschte, du könntest. Wenn du es jemals bis an die Küste schaffst, hast du Freunde auf den Wellen.

27. O KTOBER 2009 – B ESESSEN , T EIL 2
    Ich nähere mich dem Problem in Einzelschritten.
    Der erste Schritt besteht darin, mein Laptop zurückzubekommen, um kleine Siege zu kämpfen und zuzusehen, wie weit ich mit unserer Kerkermeisterin kommen kann. Als sie das nächste Mal mit Essen kommt, warte ich an der Tür.
    »Kann ich mein Laptop haben?«, frage ich in meinem allerhöflichsten Umgangston.
    Sie lacht und schüttelt den Kopf. Dann stößt sie den Teller so heftig unter der Tür durch, dass der größte Teil des Haferbreis über den Tellerrand schwappt.
    »Bitte?«
    »Nein.«
    Als sie das nächste Mal kommt, versuche ich das Gleiche. »Kann ich mein Laptop haben? Ich will etwas tun, sonst werde ich hier unten verrückt.«
    »Du wirst Hilfe rufen«, antwortet sie und leuchtet mir mit der Taschenlampe direkt in die Augen. »Zu viel krumme Touren.«
    »Nein«, entgegne ich und schüttele eindringlich den Kopf. »Wenn es kein Internet gibt, keine Verbindung, kann ich auch nicht um Hilfe rufen. Ehrlich, ich verspreche, ich will mich nur beschäftigen. Keine krummen Touren.«
    »Nein.«
    »Aber …« Scheiße, wie krieg ich sie bloß rum? »Aber ich muss meine Gedanken sortieren. Ich habe nachgedacht … vielleicht habt ihr Leute ja recht. Mit dem ganzen Ende der Welt und so.«
    »Wir haben recht? «
    »Jaah! Ja! Ich müsste nur mal einiges durchdenken und meine Gefühle aufschreiben … Das hilft wirklich, es hilft mir, meine Gedanken zu sortieren. Keine krummen Touren, ich versprech’s.«
    »Keine krummen Touren?«, wiederholt sie, es klingt – neugierig.
    »Ganz sicher nicht.«
    Eine Stunde später kommt sie mit meinem Rucksack wieder. Bevor sie das Vorhängeschloss aufschließt, untersucht sie ihn und nimmt alles heraus, was ihr »krumm« vorkommt – einen USB -Stick, ein Taschenmesser, eine Haarnadel, eine CD . Ich warte an der entgegengesetzten Wand, weit weg von der Tür, um sie in Sicherheit zu wiegen, bis sie vorsichtig aufschließt, den Rucksack hereinwirft und die Tür wieder zuknallt.
    »Keine krummen Touren!«, ruft sie und rüttelt drohend am Gitter.
    »Abgemacht. Keine krummen Touren.«
    Es gibt ohnehin keine Verbindung und wohl auch keinen Strom, also bin ich gezwungen, sparsam die Batterie zu nutzen. Ich öffne das Laptop lediglich, um damit zu leuchten und die Zelle zu untersuchen. Ich schreibe nur das Allernötigste auf, damit ich mich später an alles erinnere. Ich ahne,

Weitere Kostenlose Bücher