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Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Titel: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Frewin Jones
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magst.«
    »Manchmal bist du echt daneben«, sagte Lisa. »Das würde ihr bestimmt nicht gefallen. Außerdem bin ich morgen mittag nicht hier.«
    »Wo bist du?«
    »In Amerika.«
    »Was?«
    »Ich habe meine ganzen Ersparnisse zusammengekratzt und ein Ticket nach Atlantic City gekauft.«
    »Wieso das, um alles in der Welt?«
    »Dreimal darfst du raten.«
    »Keine Ahnung.«
    »Danny!« Sie tippte ihm an den Kopf. »Gehirn einschalten.«
    »Oho! Um den berühmten Mark Soundso zu besuchen, den Verlobten. Arbeitet er da? In Atlantic City?«
    »Genau. Und ich war bei Philip und hab’ ihm alles gesagt. Es war schlimm, und im Augenblick haßt er mich wahrscheinlich, aber er wird’s überleben und dann jemand viel Netteres als mich finden.«
    »Jemand Netteres findet er nie.«
    »Netter für ihn, meine ich.«
    »Amerika ist weit weg.«
    »So weit nun auch wieder nicht. Und eine richtige Freundschaft ist ziemlich elastisch.«
    »Schreibst du mir, wenn du deinen neuen Job angetreten hast?«
    »Hab’ ich doch schon gesagt, oder? Aber nur, wenn du zurückschreibst.«
    »Mach’ ich. Ganz bestimmt.«
    »Okay.«
    »Wann geht’s morgen los?«
    »Ich muß gegen Mittag am Flughafen sein.« Danny betrachtete den Teppich. »Ich nehme nicht an, daß du schon auf bist, wenn wir morgen früh zur Arbeit gehen, oder?«
    »Wann geht ihr?«
    »Um halb sieben.«
    Lisa lachte. »Ausgeschlossen. Der Morgen fängt bei mir nicht vor acht Uhr an.«
    »Dann sind wir jetzt zum letztenmal zusammen.«
    »Für eine Weile, ja. Aber wir sehen uns ja wieder, und wir werden uns noch oft sehen. Und außerdem sind richtige Freunde nie wirklich voneinander getrennt. Schau her, ich zeig’ dir was.« Sie zog ein kleines Medaillon an einem silbernen Kettchen aus dem Ausschnitt ihrer Bluse. In dem Medaillon lag eine braune Locke. »Die ist von Mark«, sagte sie. »Und er hat das gleiche Medaillon mit einer Locke von mir.«
    Danny schaute sie an. Sie hatte ganz rote Wangen bekommen.
    »Ganz schön schnulzig, was?« sagte sie und lachte. »Aber warum nicht? Leute, die sich lieben und sich eine Zeitlang trennen müssen, haben so was immer gemacht; sich Locken abgeschnitten oder einen Ring auseinandergebrochen, von dem jeder die Hälfte gekriegt hat, oder eine Münze.«
    »Eine Münze?« meinte Danny gedankenverloren. »Irgendeine Münze, eine ganz gewöhnliche?«
    »Ja.«
    Er nickte. »Das gefällt mir.«
    Sie tätschelte ihm den Kopf. »Glücklich?« fragte sie.
    »Ja. Sehr.«
    »Gut. Ich auch. Von jetzt an wird alles nur noch schön.«

19

    Danny träumte, daß das Haus, das sie umbauten, auf den Ruinen einer mittelalterlichen Folterkammer errichtet worden war. Er fiel durch das Dach, durch drei Stockwerke hindurch, und fand sich schließlich in einem düsteren, stinkenden Gewölbe wieder. Schattenhafte Gestalten banden ihn auf ein gräßliches Gestell aus Leder und Holz und Eisenhaken und Rädern und Federn. Und als er dalag und sich fragte, was er verbrochen hatte, begannen sich die Räder zu drehen, und die Metall- und Holzteile wurden gegen seinen Körper gepreßt. Er hörte die Stimme seiner Mutter. »Das ist die Strafe dafür, daß du nie die Zahnpastatube zugeschraubt hast und die nassen Handtücher im Badezimmer einfach in eine Ecke schmeißt.«
    Er wachte auf, und überall schmerzte es ihn, von Kopf bis Fuß. Selbst sein Haar und die Zehennägel taten weh, und die Teile dazwischen waren so steif und unbeweglich wie verrostete Scharniere. Seine Mutter rüttelte ihn an der Schulter. Sie war noch im Nachthemd.
    »Du mußt dich heute morgen allein fertig machen«, sagte sie. Wieder schüttelte sie ihn. »Danny? Hörst du mich?«
    Er ließ eine Art Bär-im-Winterschlaf-Brummen hören und versuchte, sich trotz der Schmerzen umzudrehen.
    »Danny!« Sie hielt ihm die Augen mit den Fingern auf. »Dein Vater geht heute nicht zur Arbeit. Du mußt dich alleine fertig machen.«
    »Was hat er?«
    »Sein Rücken. Er kann sich nicht mehr rühren. Lach nicht. Wenn er, bis ich zur Arbeit geh’, immer noch wie angeschraubt daliegt, muß ich einen Arzt kommen lassen.« Sie klopfte ihm auf die Wangen. »Nicht wieder einschlafen, hörst du mich?«
    »Nein. Hör auf, mich zu schlagen, ich bin wach. Hast du nicht gehört? Ich bin wach!«
    Danny schleppte sich herum wie ein Greis. Er mußte über sich selber lachen. Die Jeans anzuziehen war Schwerstarbeit und gestaltete sich zur bühnenreifen Pantomime. Seine Hände waren grünlichbraun und von roten Kratzern überzogen. Er

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