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Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Titel: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Frewin Jones
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kam sich vor, als sei er unter einen Bus gelaufen, aber tief drinnen war er ausgesprochen glücklich. Wie ein Schmetterling, der danach drängt, den Kokon zu sprengen.
    Die Uhr schlug viertel nach sechs. Das Haus war still. Die Mutter lag wieder im Bett. Er machte sich Tee und Toast und spürte, wie sich die verkrampften Muskeln beim Herumgehen lockerten.
    Er sah auf die Uhr. Halb sieben. Er lächelte sich im Flurspiegel zu und kicherte bei der Vorstellung, wie sein Vater steif wie ein Stockfisch oben im Bett lag und sich die bissigen Bemerkungen anhören mußte, die sich die Mutter garantiert nicht verkneifen konnte. Danny schlich sich nach oben und öffnete leise Lisas Zimmertür. Er steckte den Kopf in die warme Dunkelheit. »Lisa?«
    »Mm... hmp... wa-a...?«
    »Ich bin es. Ich gehe jetzt zur Arbeit«, flüsterte er. »Gute Reise, und vergiß nicht, mir eine Postkarte zu schreiben, ja?«
    »Wie spät ist es?«
    »Denk nicht dran. Ich wollte dir nur auf Wiedersehen sagen. Schlaf jetzt wieder.«
    »Mach ich. Schönen Tag.«
    »Lisa?«
    »Hm?«
    »Ich finde dich einfach wunderbar.«
    »Danke.«
    Er schloß die Tür, ein wenig traurig, daß sie nun wegfuhr — traurig, aber nicht unglücklich. Auf dem langen Weg zur Arbeit fragte er sich, welche Folgen der verletzte Rücken für seinen Vater haben würde, — nach all dem anderen Auf und Ab in der letzten Zeit: arbeitslos, Job als Minicar-Fahrer, Unfall, Job auf Baustelle, Rücken kaputt. Für die Außenstehenden war es, als müßten sie hilflos zuschauen, wie jemand versucht, sich aus Treibsand zu befreien, um immer wieder von neuem hineingezogen zu werden. Und das Schlimmste an der ganzen Sache war wohl, daß Vater jetzt, wo Mutter ganztags arbeitete und auch Danny verdiente, nicht einmal die Genugtuung hatte, daß sie ohne ihn nicht zurechtkamen. Im Moment kamen sie ganz gut ohne ihn zurecht.
    Danny hoffte, daß es Vater bald wieder bessergehen würde und er wieder arbeiten könne. Doch irgend etwas ziepte in ihm und sagte ihm, daß dies nicht der Fall sein würde. Danny hatte für sich selber eine Lösung gefunden, und zwar für das Problem Nicky oder Lisa und für das Job-Problem, und wenn er Glück hatte und sich dahinterklemmte und tatsächlich aufs College ging, war sogar die Berufsfrage gelöst. Doch für seinen Vater konnte er nichts tun, außer zu hoffen, daß auch für ihn bald alles wieder gut würde.
    Danny erzählte Onkel Jim, weshalb sein Vater nicht kommen konnte.
    »Ich hab’ ihm gleich gesagt, daß er zu verdammt alt ist«, sagte Jim durch blauen Dunst hindurch. »Ich hab’ ihm gesagt, die Arbeit auf dem Bau ist was für Junge. Du wirst es nicht erleben, daß ich mir dabei mal den Hals breche. Überlaß es den Jungen, ist meine Devise. Ich rufe ihn heut’ abend mal an, hören, wie’s ihm geht. Deine Mutter füttert ihn jetzt wahrscheinlich mit Weintrauben, was? Er liegt mit offenem Mund auf dem Kreuz, und sie schiebt ihm Trauben zwischen die Kiemen, schön eine nach der anderen, wie?«
    »Das bezweifle ich«, sagte Danny. »Onkel Jim?«
    »Nenn mich Jim. Bei Onkel Jim komm’ ich mir vor wie ein Tattergreis.«
    »Jim, dauert es sehr lang, bis man sich als Bauunternehmer selbständig machen kann?«
    »Als guter oder als Cowboy?« fragte Jim.
    »Als guter.«
    »Es dauert eine Weile, ein paar Jahre auf dem Polytechnikum. Warum fragst du? Willst du dich wirklich auf die Schufterei hier einlassen?« Danny nickte.
    »Du wirst nie arbeitslos sein, das kann ich dir garantieren«, sagte Jim. »Und wenn du bereit bist, dich wirklich voll einzusetzen und Überstunden zu machen, kannst du eine ganze Menge dabei verdienen—solang du dir das meiste bar bezahlen läßt und nicht zuviel schriftlich machst.« Er zwinkerte und legte den Arm um Danny. »Und wenn du fertig bist mit der Schule, könnte es sogar sein, daß hier schon ein Job auf dich wartet. Man kann nie wissen.«
    »Oioioi!« rief Ian durch ein klaffendes Loch in der Decke zu ihnen herunter. »Jetzt hab’ ich dich erwischt, Spindel. Findest wohl langsam Geschmack an Stiefelwichse, wie? Wo ist übrigens Fatman? Reißt er schon ‘nen Blauen?«
    »Er hat was am Rücken«, sagte Danny.
    »Oho! Ausrede Nummer zweihundertsechs, nehm’ ich an. Hat alle Tricks drauf, dein Alter, wie? Aber mit dem guten alten Jim kann man das ja machen.«
    »Hör einfach nicht hin«, sagte Jim zu Danny, und zu Ian hinauf rief er: »Du bist spät dran, du alte Kanalratte.« Jim ging weiter.
    Ian stürzte sich in eine

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