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Sie nennen es Leben

Titel: Sie nennen es Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Pilarczyk
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oder Beziehung überdauern.Die Angaben sind potenziell für alle einsehbar und archivierbar. Was ein Teenager online stellt, wird so zu einer hochkomplizierten Frage des Informationsmanagements.
    Was bei diesem Info-Management entscheidend ist, hat Danah Boyd bei ihrer Analyse von Online-Freundschaften beobachtet. Sie hat vier Merkmale von Netzöffentlichkeiten festgestellt, die es zu berücksichtigen gilt:
Beharrlichkeit: Online-Aktivitäten werden automatisch gespeichert und archiviert– vom Browser, aber auch potenziell von allen Internetusern, die sich Zugriff auf die jeweilige Website verschaffen können.
Reproduzierbarkeit: Alle digitalen Inhalte können per se dupliziert werden.
Skalierbarkeit: Digitale Inhalte haben keine festgelegte Reichweite, vielmehr kann diese von Fall zu Fall unkontrollierbare Ausmaße annehmen.
Suchbarkeit: Schon einfachste Schlagworte reichen aus, um digitale Inhalte zu finden. Man muss weder wissen, wann und wo sie entstanden sind, noch wer sie geschaffen hat.
    Wie schwierig es ist, all diese Faktoren bei der Online-Kommunikation zu berücksichtigen, zeigt die Website Failbook. Auf der Seite werden ähnlich wie bei » myparentsjoinedfacebook « Screenshots von Facebook-Dialogen gesammelt, die auf sehr unterschiedliche Art schiefgingen. In der Masse lesen sich die Einträge wie ein Lehrbuch dessen, was man alles nicht online posten sollte– oder zumindest nicht für alle einsehbar machen sollte.
    Ein User schreibt als Statusmeldung: » Masturbiere gerade zu Internet-Porno « . Dabei hat er wohl vergessen, dass er mit seiner Mutter über Facebook befreundet ist. » Ich wünschte, ich hätte das nie gelesen « , hat sie unter sein Status-Update geschrieben. Herr Jimenez hat sich die App » BeNaughty « heruntergeladen, mit der man Flirtwillige in seiner näheren Umgebung finden kann. Im Newsfeed wird der Vorgang seinen Freunden vermeldet. Frau Jimenez hat daruntergeschrieben: » Ähm, musste das sein? « Ein User namens Thomas schreibt als sein Status-Update: » Ein allgemeiner Hinweis an alle. Wenn du so betrunken bist, dass du andere Leute anpinkelst, solltest du womöglich mit dem Trinken aufhören. « Als seine Facebook-Freundin Jalissa darunterschreibt: » Lösch das sofort! « , ist sie sich wahrscheinlich nicht bewusst, was sie gerade über sich verraten hat.
    Mit den Schwierigkeiten, sein Netzpublikum richtig einzuschätzen, haben alle User von sozialen Netzwerken zu kämpfen, nicht nur Teenager. Bei ihnen hat dieses Problem durch den Umfang ihrer Online-Aktivitäten jedoch einen anderen Stellenwert. Außerdem kommt hinzu, dass für sie die Statusverhandlungen, die im Netz stattfinden, viel wichtiger sind als für Erwachsene. Für die Online-Kommunikation gibt es aber keine festen Regeln. Jugendliche erfinden und erproben vielmehr Regeln, während sie mit der Technik experimentieren. Das gilt auch für die Ausdrucksweisen, die sie dabei verwenden.
    SMS, E-Mail oder Facebook-Nachricht?
    Â» Wir haben online so viele Freunde, dass wir ein neues Wort für die echten brauchen. « Dieser Werbespruch der Berliner Tageszeitung » Welt kompakt « richtet sich zwar an junge Leser, verkennt aber deren Lebensrealität völlig. Obwohl SchülerVZ oder Facebook keine begrifflichen Unterschiede zwischen beruflichen Kontakten, Bekannten oder Freunden erlauben, können Jugendliche sehr gut zwischen ihnen unterscheiden– schließlich bieten ihnen digitale Medien auch verschiedene Möglichkeiten, wie sie mit den jeweiligen Personengruppen am besten kommunizieren können.
    Typischerweise können Jugendliche unter den folgenden Arten wählen: Sie können über das Handy anrufen, eine SMS schreiben, Instant Messaging benutzen, eine Nachricht über ein Social Network schreiben oder eine E-Mail verfassen. Die Reihung bildet in etwa auch die Verbindlichkeit ab, die Jugendliche den verschiedenen Kontaktwegen zuschreiben. Der Handyanruf gilt als die persönlichste Art der Kontaktaufnahme, gefolgt von der SMS. E-Mails schreiben Jugendliche meist nur, wenn es um offizielle Kontakte etwa zu Lehrern oder den Trainern des Sportvereins geht. Im Vergleich zu einer Nachricht über Facebook, wo das Profilfoto neben dem Text auftaucht, oder einer Instant Message, bei der man in einer Buddy-Liste auftaucht, machen E-Mails für Teenager nicht viel her.
    SMS für die Freundin, IM

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