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Sie sehen aber gar nicht gut aus!

Sie sehen aber gar nicht gut aus!

Titel: Sie sehen aber gar nicht gut aus! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Strzoda
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dachte als Erstes an einen der Vergnügungstempel in der Stadt. Ständig gab es dort Pöbeleien, Verletzte und Alkoholvergiftete. Ständig wurden auch Retter bedrängt, die eigentlich nur helfen wollen. Drogen wurden hier in Unmengen konsumiert, und das Aggressionspotenzial mancher »Kunden« war absolut unberechenbar.
    Wir beeilten uns also, aus dem ersten Stock der Wellblechwache nach unten in die Fahrzeughalle zu kommen, und hofften, dass die Polizei bereits vor Ort sein würde. Auch der Notarzt und sein Fahrer kamen die Treppe heruntergeschlurft, hatten es aber augenscheinlich aufgrund der Einsatzmeldung nicht besonders eilig, da hier offenbar eine Gefahr für die Retter drohte. Die beiden hofften genau wie wir, dass die Polizei bereits vor Ort wäre, wenn wir ankämen.
    Funkgerät eingeschaltet, Rolltor hochgefahren, Status »9« auf der Tastatur. »Dringender Sprechwunsch« bedeutete dies. Ein Klacken. Die Leitstelle gab uns den Einsatz durch.
    »1/83/1 und Wagen 1/82/1: Fahren Sie beide in den Elsterweg, Hausnummer 5, bei Müller – Stichverletzung mit einem Messer. Eigenschutz beachten.«
    Ich wiederholte den Einsatz, während Lenny den Rettungswagen aus der Garage steuerte. Das Notarzteinsatzfahrzeug folgte. Doch bevor wir den Hof verlassen konnten, wurden wir abbestellt. »Rücken Sie wieder ein«, sagte der Disponent, »der Anrufer hat nochmals angerufen – er hat wohl nur geträumt.« Ach was.
    Die gesamte Armada konnte nun also wieder zurück in ihre Betten.
    Nicht ganz eine halbe Stunde später, nachdem ich mich meiner Rettungsdienstkleidung entledigt, mich zurück in mein warmes Bett gelegt und das Licht gelöscht hatte, gellte der Piepser erneut.
    »So ein Mist«, schimpfte Lenny, der noch beim Ausziehen war und mit einem Bein in der Hose steckte.
    Diesmal ging es wirklich zu einem unklaren Notfall zu einer Diskothek am Rande der Stadt.
    »RTW 1/83/1, fahren Sie: Marxstraße 13, in der Diskothek Soundattack ... erkrankt.«
    »Wie ... erkrankt?«, fragte Lenny und drehte sich zu mir. »Was ist das denn wieder für ’ne Meldung?«
    »Das neue Modewort der Leitstellenmitarbeiter«, erwiderte ich und sah gelangweilt in den rechten Außenspiegel.
    »Das heißt wohl nur, dass der überhaupt keine Ahnung hat, was da vor sich geht«, schimpfte Lenny weiter. Er nölte auf dem Weg dorthin noch etwas von »Callcenterniveau«, »unfähig« und »Arbeitsunlust«.
    Stellen Sie sich mal vor, Sie sitzen in besagter Leitstelle. Ein Notruf trifft ein, Sie nehmen das Telefon ab, dann spielt sich folgender Dialog ab:
    »Rettungsdienst- und Feuerwehrnotruf, guten Tag.«
    »Hallo. Könnten Sie bitte einen Rettungswagen schicken?«
    »Was ist denn passiert?«
    »Hier ist jemand erkrankt.«
    »Erkrankt, verstehe. Geht das noch etwas genauer?«
    »Nein, leider nicht. Ich kann nur sagen, dass hier jemand erkrankt ist.«
    »Unklar erkrankt also. Aber selbstverständlich. Frau XY, ich schicke Ihnen sofort einen Rettungswagen. «
    Und so weiter. Wäre ein Dialog dieser Art für Sie denkbar? Richtig, für mich auch nicht. Ich würde genau wie Sie wissen wollen, welches Problem der Anrufer eigentlich hat. Aber gut.
    Ich ließ Lennys Gemaule unkommentiert, da ich ohnehin nichts ändern konnte. Die Kirchturmuhr schlug vier Uhr morgens. Vor dem Eingang der Disco standen zwei Türsteher, die beide nicht ganz helle zu sein schienen. Der eine hatte seinen Klopshintern in eine viel zu enge schwarze Lederhose gezwängt, die an der Seite bereits eingerissen war. Der Zweite hatte seine hässliche Visage hinter einer Sonnenbrille der Marke »Terminator« versteckt. Eine Freakshow. Vermutlich lag es an der fortgeschrittenen Uhrzeit, dass meine Wahrnehmung derart gehässig war.
    Wir durchquerten nun das Gebäude und traten durch den Hinterausgang ins Freie. Das zugedopte Partypüppchen lag im Hinterhof des Lärmkellers und hatte den Wettbewerb um die Tagesvollste unbestreitbar gewonnen. Mehrere Typen standen um sie herum.
    »He, Mann, ey ... bewegt euch endlich. Warum seid ihr so langsam? Sie stirbt fast.«
    »Jetzt mal ganz ruhig«, antwortete ich, »hier stirbt niemand so schnell.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Ja ... woher sollte ich das wissen? Lag es an der Uhrzeit? Oder an der Umgebung? Oder lag es einfach nur an den Typen, die Lenny und mich gerade umstellt hatten? Möglicherweise halfen mir auch fast 20 Jahre Erfahrung im Rettungsdienst, die meine Blicke für Notfallsituationen geschärft hatten. Lenny war ebenfalls meiner

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