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dass seine Eltern angerufen hatten und ihn suchten.
Eine Mail von DJ Huff war nicht dabei.
Hmm. DJ und Adam mailten sich häufig. Und plötzlich nichts mehr – als ob er wüsste, dass Adam nicht da war und antworten konnte.
Es klopfte leise an der Tür. »Mom?«
»Komm rein.«
Jill drehte den Knauf. »Ich hätte fast vergessen, dir das zu sagen. Die Praxis von Dr Forte hat angerufen. Ich habe Dienstag einen Zahnarzttermin.«
»Gut, danke.«
»Warum muss ich überhaupt schon wieder zu Dr Forte? Die Zahnreinigung war doch erst.«
Der Alltag. Wieder freute Tia sich darüber. »Es wäre möglich, dass du eine Zahnspange brauchst.«
»Schon?«
»Ja. Adam war dein …« Sie brach ab.
»Mein was?«
Sie drehte sich um und sah den E-SpyRight-Bericht auf dem Bett an. Das war der von heute, aber der nützte ihr nichts. Sie
brauchte den, in dem die Original-E-Mail über die Party bei den Huffs war.
»Mom? Was ist los?«
Tia und Mike hatten die alten Berichte feinsäuberlich im Aktenvernichter entsorgt, die E-Mail hatte sie jedoch aufbewahrt, um sie Mike zu zeigen. Wo hatte sie die hingelegt? Sie sah neben ihrem Bett nach. Stapelweise Papier. Sie fing an, es durchzusehen.
»Kann ich dir irgendwie helfen?«, fragte Jill.
»Nein, schon gut, Schatz.«
Sie war nicht da. Tia richtete sich auf. Machte eigentlich nichts.
Tia ging schnell wieder online. Die E-SpyRight-Seite war unter den Favoriten aufgelistet. Sie meldete sich an und klickte auf den Archiv-Button. Dann klickte sie auf das entsprechende Datum.
Sie brauchte keinen Ausdruck. Als der Tag auf dem Bildschirm erschien, scrollte Tia nach unten, bis sie die »Huff Party«-E-Mail gefunden hatte. Die Mail selbst interessierte sie nicht, sie wusste, was da stand – die Huffs waren weg, und die Kids wollten feiern und sich mit irgendetwas zudröhnen –, aber wenn sie jetzt darüber nachdachte, was war da eigentlich passiert? Mike war hingefahren, und da hatte nicht nur keine Party stattgefunden, Daniel Huff war auch noch zu Hause gewesen.
Hatten die Huffs es sich anders überlegt?
Aber darum ging es jetzt auch nicht. Tia fuhr mit dem Mauszeiger zu der Stelle, die die meisten für die unwichtigste gehalten hätten.
Die Spalte mit den Daten und Zeiten.
Der E-SpyRight-Bericht zeigte einem nicht nur, wann die E-Mail abgeschickt worden war, sondern auch, wann Adam sie geöffnet hatte.
»Mom, was machst du?«
»Ich brauch noch einen Moment, Schatz.«
Tia griff zum Telefon und rief Dr Fortes Praxis an. Es war zwar
Samstag, aber sie wusste, dass der Zahnarzt oft am Wochenende arbeitete, weil die Kinder in der Woche noch so viele Termine nach der Schule hatten. Sie sah auf die Uhr, es klingelte drei-, dann viermal. Beim fünften Klingeln verlor sie fast den Mut, aber dann folgte die Erlösung.
»Praxis Dr Forte?«
»Hi, guten Morgen. Hier ist Tia Baye, Adam und Jills Mutter.«
»Ja, Mrs Baye, was kann ich für Sie tun?«
Tia versuchte, sich an den Namen der Rezeptionistin bei Dr Forte zu erinnern. Sie war schon seit Jahren da, kannte jeden, leitete schon fast die Praxis. Dann fiel er ihr ein. »Spreche ich mit Caroline?«
»Ja.«
»Hi, Caroline. Hören Sie, das mag jetzt etwas seltsam klingen, aber Sie müssen mir unbedingt einen Gefallen tun.«
»Tja, ich werde es versuchen. Nächste Woche ist allerdings ziemlich voll.«
»Nein, darum geht’s nicht. Adam hatte am Achtzehnten um fünfzehn Uhr fünfundvierzig einen Termin bei Ihnen.«
Keine Antwort.
»Ich muss wissen, ob er bei Ihnen war?«
»Sie meinen, ob er einfach nicht gekommen ist, ohne den Termin abzusagen?«
»Ja.«
»Nein, dann hätte ich Sie angerufen. Adam war hundertprozentig hier.«
»Wissen Sie, ob er pünktlich da war?«
»Wenn Ihnen das weiterhilft, kann ich Ihnen die genaue Zeit geben, als er hier angekommen ist. Sie steht in unserer Anmeldedatei.«
»Ja, das wäre gut.«
Wieder entstand eine Pause. Tia hörte erst das Klicken einer Computertastatur, dann raschelte Papier.
»Adam ist früh hier gewesen, Mrs Baye – er war um fünfzehn Uhr zwanzig an der Anmeldung.«
Das klang plausibel, dachte Tia. Normalerweise ging er ja direkt von der Schule hin.
»Und wir haben ihn pünktlich – genau um fünfzehn Uhr fünfundvierzig ins Behandlungszimmer geholt. Beantwortet das Ihre Frage?«
Fast wäre Tia das Telefon aus der Hand gefallen. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Sie sah noch einmal auf den Bildschirm – in die Spalte, in der das Datum und die
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