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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Zeit aufgelistet waren. Die »Huff Party«-E-Mail war um 15.32 Uhr abgeschickt worden. Sie war um 15.37 geöffnet worden.
    Da war Adam gar nicht zu Hause gewesen.
    Das war vollkommen unlogisch, es sei denn …
    »Vielen Dank, Caroline.« Dann rief sie sofort Brett, ihren Computerexperten an. Er meldete sich: »Yo.«
    Tia beschloss, ihn von Anfang an in die Defensive zu drängen. »Vielen Dank, dass Sie mich an Hester verraten haben.«
    »Tia? Oh, hören Sie, das tut mir echt leid.«
    »Ja, klar doch.«
    »Nein, wirklich. Hester weiß über alles Bescheid, was hier im Büro läuft. Ist Ihnen klar, dass sie jeden Computer hier überwacht? Manchmal liest sie nur so aus Spaß die privaten E-Mails von den Mitarbeitern. Sie meint, solange die sich bei ihr im Büro aufhalten …«
    »Ich war nicht bei ihr im Büro.«
    »Ich weiß. Tut mir leid.«
    Jetzt musste es aber weitergehen. »Laut dem E-SpyRight-Bericht hat mein Sohn um fünfzehn Uhr siebenunddreißig eine E-Mail gelesen.«
    »Und?«
    »Und da war er gar nicht zu Hause. Kann er die auch woanders gelesen haben?«

    »Wissen Sie das aus dem E-SpyRight-Bericht?«
    »Ja.«
    »Dann nicht. E-SpyRight überwacht nur das, was auf dem Computer passiert. Wenn er sich von einem anderen Computer eingeloggt und die E-Mail da gelesen hat, erscheint es nicht im Bericht.«
    »Wie kann das dann sein?«
    »Hmm. Erstens, sind Sie sicher, dass er nicht zu Hause war?«
    »Absolut.«
    »Dann muss jemand anders da gewesen sein. Und dieser Jemand war an seinem Computer.«
    Tia schaute noch einmal auf den Bildschirm. »Hier steht, dass die E-Mail um fünfzehn Uhr achtunddreißig gelöscht wurde.«
    »Dann ist jemand an den Rechner Ihres Sohns gegangen, hat die E-Mail gelesen und dann gelöscht.«
    »Dann hat Adam sie also gar nicht gesehen, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Die drei ersten Verdächtigen schloss Tia sofort aus: Mike und sie selbst waren bei der Arbeit gewesen, und Jill war mit Yasmin zu den Novaks gegangen.
    Also war keiner von ihnen zu Hause gewesen.
    Wie konnte jemand anders hier eingedrungen sein, ohne irgendwelche Einbruchspuren zu hinterlassen? Sie dachte an den Schlüssel, der im Pseudo-Felsen am Zaunpfahl versteckt lag.
    Ein kurzes Summen zeigte ihr, dass noch jemand anrief. Sie sah im Display, dass es Mo war.
    »Brett, ich werde später noch mal anrufen.« Sie schaltete auf den zweiten Anruf. »Mo?«
    »Du wirst es nicht glauben«, sagte er, »aber Mike ist gerade vom FBI verhaftet worden.«

    Loren Muse saß im improvisierten Vernehmungsraum und betrachtete Neil Cordova eingehend.
    Er war eher klein, hatte zierliche Knochen, war kompakt und auf eine fast zu makellose Art attraktiv. Wenn er neben seiner Frau stand, ähnelten die beiden sich etwas. Das wusste Muse, weil er Fotos mitgebracht hatte, auf denen sie zusammen zu sehen waren. Er hatte viele Fotos mitgebracht  – auf Kreuzfahrten, an Stränden, bei Familienfeiern, auf Partys, im Garten. Neil und Reba Cordova waren fotogen, gesund und posierten gerne Wange an Wange. Sie sahen auf allen Fotos glücklich aus.
    »Finden Sie sie bitte«, sagte Neil Cordova zum dritten Mal, seit er den Raum betreten hatte.
    Sie hatte schon zweimal gesagt: »Wir tun, was wir können«, also sparte sie sich diesmal die Antwort.
    Er fügte hinzu: »Ich will Ihnen helfen, wo ich nur kann.«
    Neil Cordova hatte kurzgeschorene Haare und trug einen blauen Blazer und eine Krawatte  – als ob man das von ihm erwartete, als ob schon die Kleidung dazu beitragen könnte, dass er nicht zusammenklappte. Seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Muse dachte darüber nach. Ihr Vater hatte auch immer glänzende Schuhe getragen. »Beurteile einen Menschen danach, wie gut seine Schuhe geputzt sind«, hatte er seiner kleinen Tochter immer wieder eingeschärft. Gut zu wissen. Als die vierzehnjährige Loren Muse die Leiche ihres Vaters in der Garage gefunden hatte  – er hatte sich dorthin zurückgezogen, um sich das Hirn aus dem Kopf zu blasen  –, hatte er wirklich wunderbar glänzende Schuhe angehabt.
    Prima Tipp, Dad. Vielen Dank für das Selbstmordprotokoll.
    »Ich weiß, wie das ist«, fuhr Cordova fort. »Der Ehemann ist immer verdächtig, oder?«
    Muse verzog keine Miene. »Im Moment können wir keine Möglichkeit ausschließen.«
    »Ich mach einen Lügendetektortest, ich nehm mir auch keinen
Anwalt, was Sie wollen, ganz egal. Ich will nur nicht, dass Sie Ihre Zeit damit verschwenden, eine falsche Spur zu verfolgen. Ich weiß,

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