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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Club Jaguar, oder so.«
    Adam schloss die Augen. Scheiße. Sie wussten Bescheid.
    »Pass auf, ich muss los.«
    »Wohin?«

    »Mach dir keine Sorgen. Das wird schon wieder. Wenn du Mom siehst, sag ihr, dass ich angerufen hab. Sag ihr, dass es mir gut geht und ich bald zurück bin. Sie soll Dad anrufen und ihm sagen, dass er nach Hause kommen soll, okay?«
    »Adam?«
    »Sag ihr das einfach.«
    »Ich hab echt Angst.«
    »Mach dir keine Sorgen, Jill, okay? Mach einfach, was ich gesagt habe. Es ist fast vorbei.«
    Er beendete das Gespräch und sah DJ an. »Ist dein Wagen hier?«
    »Ja.«
    »Wir müssen uns beeilen.

    Nash sah das Zivilfahrzeug der Polizei vorfahren.
    Guy Novak stieg aus. Der Beamte auf dem Beifahrersitz wollte ihm folgen, Novak winkte aber ab. Er beugte sich noch einmal zum Wagen, schüttelte dem Polizisten die Hand und ging offenbar etwas benommen zur Haustür.
    Nashs Handy vibrierte. Er brauchte gar nicht mehr zu gucken, wer anrief, er wusste, dass es wieder Joe Lewiston war. Vor ein paar Minuten hatte er sich die erste, verzweifelte Nachricht angehört.
    »O Gott, Nash, was machst du? Das hab ich nicht gewollt. Bitte tu niemandem mehr weh, okay? Ich wollte bloß … Ich dachte, du kannst mit ihr reden oder ihr das Video klauen oder so. Und wenn du was mit dieser anderen Frau zu tun hast, dann tu ihr bitte nichts. O Gott, o Gott …«
    So in dem Stil.
    Guy Novak ging ins Haus. Nash ging näher heran. Drei Minuten später wurde die Haustür wieder geöffnet. Eine Frau kam heraus. Guy Novaks Freundin. Er war mit an der Tür und gab ihr einen Wangenkuss. Dann schloss er die Tür. Die Geliebte ging
den Weg entlang. Als sie auf der Straße war, sah sie sich kurz um und schüttelte den Kopf. Vielleicht weinte sie, aber das konnte Nash aus der Entfernung nicht richtig erkennen.
    Dreißig Sekunden später war auch sie verschwunden.
    Er hatte nicht mehr viel Zeit. Irgendwo musste er Mist gebaut haben. Die Polizei hatte Mariannes Leiche identifiziert. Das hatte er in den Nachrichten gehört. Die Polizei hatte ihren Exmann vernommen. Die meisten Leute hielten Polizisten für dumm. Das waren sie nicht. Sie hatten alle Vorteile auf ihrer Seite. Das war ihm klar. Genau deshalb hatte er sich so viel Mühe dabei gegeben, Mariannes Identität zu verschleiern.
    Der Selbsterhaltungstrieb sagte ihm, dass er fliehen, sich verstecken und heimlich das Land verlassen sollte. Aber das ging nicht. Auch wenn Joe Lewiston keine Hilfe mehr wollte, konnte er ihm doch noch helfen. Hinterher würde er ihn anrufen und ihn überreden, dass er den Mund hielt. Aber vielleicht wusste Joe ja auch selbst, was am besten für ihn war. Im Moment war er in Panik, aber immerhin war er am Anfang so geistesgegenwärtig gewesen, Nash anzurufen. Vielleicht würde er sich ja auch am Ende richtig verhalten.
    Es juckte ihn wieder. Der Wahn, wie er ihn selbst oft nannte. Er wusste, dass Kinder im Haus waren. Denen wollte er eigentlich nicht weh tun  – oder machte er sich da etwas vor? Manchmal war das schwer zu sagen. Die Menschen waren große Meister der Selbsttäuschung, und auch Nash schwelgte gelegentlich in diesem Luxus.
    Er konnte aber aus rein praktischen Erwägungen heraus nicht mehr warten. Er musste sofort handeln. Und das bedeutete  – ob mit Wahn oder ohne  –, dass die Kinder durchaus als Kollateralschaden draufgehen konnten.
    Er hatte ein Messer in der Tasche. Er zog es heraus und nahm es in die Hand.
    Nash ging zur Hintertür und fing an, das Schloss zu bearbeiten.

35
    Rosemary McDevitt saß in ihrem Büro im Club Jaguar. Die Lederweste und die Tätowierungen waren unter einem zu großen Sweatshirt verschwunden. Sie war förmlich darin versunken, und die Hände waren durch die viel zu langen Ärmel versteckt. Sie sah darin kleiner aus, zerbrechlicher und weniger bedrohlich, und Mike fragte sich, ob es ihr genau darum ging. Sie hatte eine Tasse Kaffee vor sich stehen genau wie Mike.
    »Haben die Cops Sie verkabelt?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Würden Sie mir Ihr Handy geben, damit ich ganz sicher sein kann?«
    Mike zuckte die Achseln und schob ihr das Handy rüber. Sie schaltete es aus und ließ es auf dem Schreibtisch liegen.
    Sie hatte die Knie an die Brust gezogen, so dass auch die unter dem Sweatshirt verschwanden. Mo wartete draußen im Wagen. Er war dagegen gewesen, dass Mike allein in den Club ging, hatte die Befürchtung geäußert, dass das eine Falle sein könnte, andererseits hatte er aber auch gewusst, dass sie

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