Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie sehen dich

Sie sehen dich

Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
Vom Netzwerk:
dachte, sie würden ihn verdrahten, wie man es aus dem Fernsehen kannte, aber sie hatten ihm nur etwas gegeben, das wie ein ganz normaler Kugelschreiber aussah, um den Ton aufzunehmen, und eine Gürtelschnalle für Fotos und Videos. Er wollte alles aufnehmen und der Polizei übergeben  – aber nicht der örtlichen Polizei, weil DJs Vater da arbeitete  – und dann abwarten, was dabei rauskam. Natürlich war das ein ziemlich großes Risiko, aber er hatte keine Wahl.
    Sonst ging er unter.
    Er merkte, dass er immer tiefer sank, und wusste, dass er wie Spencer enden würde, wenn er sich nicht selbst aus dem Sumpf zog. Also hatte er alles geplant und für gestern Abend vorbereitet.
    Und dann hatte sein Vater darauf bestanden, dass er mit zum Rangers-Spiel geht.
    Er hatte sofort gewusst, dass er nicht mitgehen konnte. Seinen Plan hätte er wohl noch ein paar Tage verschieben können, aber
wenn er an dem Abend nicht auftauchte, hätten Rosemary, Carson und die anderen sich gefragt, was mit ihm los war. Sie wussten schon, dass er auf der Kippe stand. Sie hatten ihn schon mit einer Mail erpresst. Also war er zu Hause ausgekniffen und zum Club Jaguar gefahren.
    Aber mit dem Erscheinen seines Vaters war sein Plan den Bach runtergegangen.
    Der Messerstich im Arm schmerzte. Wahrscheinlich musste er genäht werden, sonst entzündete er sich womöglich noch. Er hatte selbst versucht, die Wunde zu reinigen. Dabei wäre er vor Schmerz fast bewusstlos geworden. Aber für den Anfang musste das reichen. Bis er das hier wieder in Ordnung gebracht hatte.
    »Carson und die anderen glauben, dass du uns eine Falle stellen wolltest«, sagte DJ.
    »Das wollte ich nicht«, log Adam.
    »Dein Dad ist auch bei meinen Eltern gewesen.«
    »Wann?«
    »Weiß ich nicht genau. Muss ungefähr ’ne Stunde, bevor er in der Bronx aufgetaucht ist, gewesen sein. Mein Dad hat ihn gegenüber im Wagen sitzen sehen.«
    Eigentlich musste Adam jetzt darüber nachdenken, was das bedeutete, aber dafür war keine Zeit.
    »Wir müssen das zu Ende bringen, DJ.«
    »Hör zu, ich hab darüber mit meinem Alten gesprochen. Er arbeitet für uns daran. Er ist ein Bulle. Er kriegt das Zeug.«
    »Spencer ist tot.«
    »Das war nicht unsere Schuld.«
    »Doch, DJ, das war’s.«
    »Spencer war durchgeknallt. Der hat das selbst gemacht.«
    »Wir haben ihn sterben lassen.« Adam sah seine rechte Hand an. Er ballte sie zur Faust. Das war Spencers letzter Körperkontakt mit einem Menschen gewesen. Er hatte die Faust seines besten Freundes ins Gesicht gekriegt. »Ich hab ihn geschlagen.«

    »Scheißegal, Mann. Wenn du deswegen dein Leben lang mit Schuldgefühlen rumlaufen willst, ist das deine Sache. Aber du kannst uns doch nicht alle mit reinreißen.«
    »Es geht nicht um Schuldgefühle. Die wollten meinen Vater umbringen. Verdammte Scheiße noch mal, und mich wollten die auch umbringen.«
    DJ schüttelte den Kopf. »Du raffst das echt nicht.«
    »Was?«
    »Wenn wir aufgeben, sind wir erledigt. Wahrscheinlich landen wir im Knast. Die Uni können wir vergessen. Und was glaubst du, wem Carson und Rosemary diese Medikamente verkauft haben  – der Heilsarmee? Die Mafia hängt da mit drin, verstehst du das nicht? Carson hat eine Scheißangst.«
    Adam sagte nichts.
    »Mein alter Herr sagt, wir sollen uns einfach ruhig verhalten, dann wird das schon.«
    »Und das glaubst du?«
    »Ich hab dich damals im Club eingeführt, mehr haben die gegen mich nicht in der Hand. Die Rezeptblöcke sind von deinem Vater. Wir können einfach sagen, dass wir uns zurückziehen wollen.«
    »Und wenn sie uns nicht rauslassen?«
    »Mein Dad kann denen Druck machen. Er sagt, das klappt schon. Wenn’s ganz blöd läuft, können wir uns immer noch einen Anwalt nehmen und einfach das Maul halten.«
    Adam sah ihn an und wartete.
    »Die Entscheidung betrifft uns alle«, sagte DJ. »Du spielst nicht nur mit deiner Zukunft, sondern auch mit meiner. Und Clark und Olivia hängen da auch mit drin.«
    »Das hör ich mir nicht noch mal an.«
    »Wahr ist es trotzdem, Adam. Die beiden stecken zwar nicht so tief drin wie wir beide, aber die kriegen sie auch am Arsch.«
    »Nein.«

    »Was nein?«
    Er sah seinen Freund an. »Das läuft wohl schon dein Leben lang so, oder DJ?«
    »Was meinst du damit?«
    »Du gerätst in Schwierigkeiten, und dein Vater haut dich dann raus.«
    »Was glaubst du, mit wem du hier sprichst?«
    »Wir können vor dem Ganzen nicht einfach davonlaufen.«
    »Spencer hat Selbstmord begangen. Wir

Weitere Kostenlose Bücher