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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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schon sehr dicht auf den Fersen war, und dass sie jetzt ihre Chips einlösen und den Spieltisch verlassen musste. Sie brauchte Hilfe und hoffte, dass ein verängstigter Vater sich ihr anschließen würde.
    »Ich habe einen Plan«, sagte er. »Wir gehen zum FBI und erzählen, was passiert ist.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das wäre wahrscheinlich nicht das Beste für Ihren Sohn.«
    »Er ist noch minderjährig.«
    »Trotzdem. Wir stecken da alle zusammen drin. Wir müssen eine Möglichkeit finden, die ganze Geschichte aus der Welt zu schaffen.«
    »Sie haben Minderjährigen illegale Drogen beschafft.«
    »Das stimmt nicht, wie ich Ihnen gerade schon erklärt habe. Vielleicht haben sie meinen Club dafür genutzt, um hier verschreibungspflichtige Medikamente auszutauschen. Das ist das Einzige, was man mir vielleicht noch beweisen kann. Sie können nicht beweisen, dass ich davon wusste.«
    »Und die geklauten Rezeptblöcke?«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Meinen Sie, ich hätte die geklaut?«
    Schweigen.

    Sie sah ihm in die Augen. »Habe ich etwa Zugang zu Ihrem Haus oder Ihrem Büro, Dr Baye?«
    »Das FBI hat Sie beschattet. Die haben eine Anklage gegen Sie vorbereitet. Glauben Sie wirklich, dass diese Gruftis den Mund halten, wenn ihnen Gefängnis droht?«
    »Sie lieben den Laden. Sie hätten fast jemanden umgebracht, um ihn zu schützen.«
    »Ich bitte Sie. Die reden doch, sobald sie im Vernehmungsraum sitzen.«
    »Aber wir müssen auch noch ein paar andere Fakten in Erwägung ziehen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, wer Ihrer Ansicht nach wohl die Medikamente draußen auf der Straße vertrieben hat? Wollen Sie wirklich, dass Ihr Sohn eine Aussage macht, in der er diese Typen beschuldigt?«
    Am liebsten hätte Mike über den Tisch gegriffen und sie gewürgt. »Wo haben Sie meinen Sohn mit reingezogen, Rosemary?«
    »In eine Geschichte, aus der wir ihn jetzt wieder rausholen müssen. Das muss unser Ziel sein. Wir müssen das aus der Welt schaffen  – auch um meinetwillen, aber vor allem um Ihres Sohnes willen.«
    Mike griff nach seinem Handy. »Ich weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll.«
    »Sie haben doch einen Anwalt, oder?«
    »Ja.«
    »Tun Sie nichts, bevor ich nicht mit ihm gesprochen habe, okay? Hier steht so viel auf dem Spiel. Sie müssen auch noch Rücksicht auf ein paar weitere Jugendliche nehmen  – die Freunde Ihres Sohns.«
    »Andere Kinder interessieren mich nicht. Nur meine eigenen.«
    Er schaltete das Handy wieder an. Es klingelte sofort. Mike sah aufs Display. Die Nummer sagte ihm nichts. Er drückte die Annahmetaste und hielt es ans Ohr.

    »Dad?«
    Sein Herz blieb stehen.
    »Adam? Geht’s dir gut? Wo bist du?«
    »Bist du im Club Jaguar?«
    »Ja.«
    »Komm da raus. Ich bin auf der Straße auf dem Weg zu dir. Komm da bitte sofort raus.«

36
    Anthony arbeitete drei Tage die Woche als Türsteher für einen schmierigen Nachtclub mit dem Namen Upscale Pleasure. Der Name war ein Witz. Freude fand man vielleicht noch, aber hochwertig war da gar nichts. Es handelte sich um ein finsteres Loch. Davor hatte Anthony eine Weile für eine Stripteasebar namens Homewreckers gearbeitet. Der Job hatte ihm besser gefallen, weil der ehrliche Name, der die Zerstörung der Familie ankündigte, dem Laden eine gewisse Aura verliehen hatte.
    Anthony arbeitete meistens mittags. Man sollte meinen, dass um die Zeit in solchen Läden nicht viel los war, weil die Mehrzahl der Gäste erst am späten Abend kam. Mit dieser Einschätzung läge man aber falsch.
    Die Tagesgäste in einem Striplokal kamen aus aller Herren Länder. Jede Rasse, Religion, Hautfarbe und sozioökonomische Gruppe war vertreten. Es kamen Männer in Anzügen, welche in roten Flanelloberhemden, bei denen Anthony unwillkürlich an die Jagd denken musste, in Gucci-Schuhen oder namenlosen Wanderstiefeln. Es kamen hübsche Jungs und Schwätzer, Leute aus den Vororten und aus den innerstädtischen Slums. In solchen Kaschemmen fand man sie alle.
    Schmutziger Sex  – der große Gleichmacher.

    »Du kannst jetzt deine Pause machen, Anthony. Zehn Minuten, okay.«
    Anthony ging zur Tür. Draußen dämmerte es schon fast, trotzdem musste er kurz blinzeln. Wie immer, wenn er aus so einem Schuppen nach draußen kam, selbst nachts. Die Dunkelheit in Striplokalen war anders, und wenn man da rauskam, musste man sie erst einmal wegblinzeln wie Dracula nach einer Sauftour.
    Er griff nach einer Zigarette, als ihm wieder einfiel, dass er doch mit dem

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