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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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schlug er ihm mit dem Handballen gegen die Stirn. Guy fiel zu Boden, blieb dort liegen und umklammerte seine Kehle.
    »Wenn Sie auch nur nach Luft schnappen«, sagte Nash, »hole ich Ihre Tochter hier runter und Sie dürfen zugucken. Haben Sie verstanden?«
    Guy erstarrte. Wenn sein Kind bedroht wurde, konnte sogar ein feiger Wurm wie Guy Novak mutig werden. Nash fragte sich, ob Cassandra und er inzwischen auch Kinder gehabt hätten. Höchstwahrscheinlich. Cassandra kam aus einer großen Familie. Und sie hatte sich auch viele Kinder gewünscht. Er war sich nicht ganz sicher gewesen  – sein Weltbild war erheblich düsterer als das ihre  –, konnte ihr aber nichts abschlagen.

    Nash sah nach unten in den Keller. Er überlegte, ob er Guy Novak ins Bein stechen oder ihm vielleicht einen Finger abschneiden sollte, aber das war nicht nötig. Guy hatte sich gewehrt und seine Lehren daraus gezogen. Er würde es nicht noch einmal wagen.
    »Legen Sie sich auf den Bauch, und verschränken Sie die Hände hinter dem Rücken.«
    Guy gehorchte. Nash wickelte das Klebeband um seine Handgelenke und Unterarme. Dann machte er dasselbe mit den Beinen. Er zog Hände und Füße nach hinten und band die Hand- und Fußgelenke mit dem Klebeband zusammen. So war Guy Novak absolut bewegungsunfähig. Zum Schluss wickelte er das Klebeband fünfmal um Guy Novaks Kopf und über den Mund.
    Als er damit fertig war, ging Nash zur Kellertür.
    Guy sträubte sich, was aber vollkommen sinnlos war. Nash wollte nur sichergehen, dass die Mädchen Guys dummen Schrei nicht gehört hatten. Er öffnete die Tür. Er hörte den Fernsehton von oben. Von den Mädchen war nichts zu sehen. Er schloss die Tür und ging wieder runter in den Keller.
    »Ihre Exfrau hat ein Video gemacht. Und Sie sagen mir jetzt, wo das ist.«
    Guy hatte das Klebeband noch auf dem Mund, daher sah er Nash verwirrt an  – wie sollte er die Frage mit zugeklebtem Mund beantworten? Nash lächelte auf ihn herab und zeigte ihm das Messer.
    »Sie sagen es mir in ein paar Minuten, okay?«
    Wieder vibrierte Nashs Handy. Lewiston, dachte er, aber als er aufs Display sah, wusste er, dass ihn keine guten Nachrichten erwarteten.
    »Was gibt’s?«, fragte er.
    »Die Polizei ist hier«, sagte Pietra.
    Nash war nicht besonders überrascht. Wenn ein Pfeiler nachgab, brach bald darauf das ganze Gebäude zusammen. Jetzt wurde
die Zeit knapp. Er konnte hier nicht einfach rumstehen und Guy in aller Ruhe quälen. Er musste sich beeilen.
    Und wie konnte er Guy möglichst schnell zum Reden bringen?
    Nash schüttelte den Kopf. Genau das, was uns stark machte  – das wofür es sich zu sterben lohnte  – war auch unser Schwachpunkt.
    »Ich werde Ihrer Tochter einen kleinen Besuch abstatten«, sagte er zu Guy. »Und dann erzählen Sie mir alles, was Sie wissen, oder?«
    Guys Augen quollen hervor. Gefesselt und geknebelt, wie er war, versuchte er Nash klarzumachen, was dem sowieso schon klar war: Er würde reden. Er würde Nash alles erzählen, was er wissen wollte, wenn der dafür seine Tochter in Ruhe ließ. Aber Nash wusste, dass es einfacher war, alles aus ihm herauszulocken, wenn seine Tochter vor ihm stand. Viele Leute hätten wohl gesagt, dass die Drohung schon reichte. Vielleicht hatten sie Recht.
    Aber Nash wollte die Tochter aus anderen Gründen hier unten haben.
    Er atmete tief durch. Das Ende war nah. Das wusste er. Ja, er wollte überleben und hier rauskommen, aber der Wahn war nicht nur langsam ein wenig eingesickert, er hatte jetzt die Kontrolle übernommen. Der Wahn brannte ihm in den Adern, sein ganzer Körper kribbelte, als stünde er unter Strom.
    Nash ging die Kellertreppe hinauf. Hinter sich hörte er, wie der gefesselte Guy durchdrehte. Einen Moment lang ließ der Wahn ein wenig nach, und Nash überlegte, ob er umkehren sollte. Guy würde jetzt alles sagen. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht sah das Ganze dann doch nur wie eine leere Drohung aus.
    Nein, jetzt musste er es durchziehen.
    Er machte die Kellertür auf und trat in den Vorflur. Er blickte die Treppe hinauf. Der Fernseher lief noch. Er ging weiter.
    Als es an der Tür klingelte, blieb er stehen.

    Tia bog in die Einfahrt der Novaks. Sie ließ das Handy und die Handtasche im Wagen liegen und eilte zur Haustür. Sie versuchte zu begreifen, was Betsy Hill ihr erzählt hatte. Ihrem Sohn ging es gut. Das war das Wichtigste. Er hatte wohl ein paar Schrammen abgekriegt, aber er lebte, konnte aufrecht stehen und sogar

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